Liebe Crypto-Community,
heute wurden wir wieder einmal Zeuge davon, was es bedeutet an einem unregulierten und von Profitgier getriebenem Markt teilzunehmen.
Coinbase hat ohne lange Vorankündigung Bitcoin Cash als neues Crypto-Asset aufgenommen und Trading damit erlaubt. Eigentlich sollten alle Benutzer dort am 1. Januar 2018 ihr Bitcoin Cash erhalten, das ihnen seit dem Hardfork am 1. Augusten zusteht. Jedoch ermöglicht diese spontane Vorgehensweise massives Insidertrading, das auf Grund mangelnder Regulierung nicht verboten und strafbar gemacht werden kann.
Natürlich spielt dies in die Hände der Agenda von Roger Ver, der sich zum Antagonisten der Kryptowelt etabliert und den Untergang von Bitcoin mit einem gleichzeitigen Flippening zu Bitcoin Cash möchte.
Als Werbekampagne verwendet er dabei die nun größere Blocksize von 8 MB, die angeblich ein besseres Scaling und günstigere Transaktionsgebühren ermöglicht.
Sieht man sich dies jedoch mal etwas genauer an und mit etwas kritischem Denkvermögen, dann wird klar, dass die stupide Erhöhung der Blockgröße nicht zukunftsträchtig sein kann. Falls wir auf ein Visa-Niveau in Form von Transaktionen pro Sekunde skalieren möchten, dann müsste Bitcoin Cash ihre Blocksize auf über 500 MB pro Block erhöhen (Rechenexempel hier zu finden)
Würde man mit dieser Hausnummer mal die Bandbreitenanforderungen kalkulieren, dann kommt man auf einen Upload von mindestens 200 Mbps und einem Speicherbedarf von 17 Terrabyte pro Monat, um eine Full-Node zu hosten.
((Rechenexempel hier zu finden)
Dies führt zu einer Zentralisierung von Full-Nodes (wegen zu hohen Kosten und Anforderungen) und der Erhörhung des Profit-Margin der Miner, da diese bereits einen neuen Block minen können (nachdem sie den vorigen gefunden haben), während das Netzwerk durch eine Verzögerung (Bandbreitenbeschränkung) eine immer längere Zeit benötigt, um das Finden des alten Blockes zu bestätigen.
Kein Wunder, dass Profitgier diese Entwicklung begünstigt.
Im Gegensatz dazu möchte Bitcoin mit der Auslagerung vom Transaktionsscaling, auf ein sogennantes "Second-Layer" diese Problematik umgehen. Transaktionen werden "off-chain" gesammelt und nur periodisch auf die Blockchain gebroadcastet und bestätigt. Der Ansatz nennt sich Lightning Network und befindet sich bereits in einer funktionsfähigen Beta. Hier reicht bereits die SegWit Blocksize-Erhögung, die nun ca. 4 MB zulässt, um ein Scaling auf Visa-Niveau zu erreichen.
Interessanterweise unterstützt Coinbase aber SegWit bisher nicht, obwohl dies zu einer Verringerung der Transaktionsgebühren auf der Bitcoin-Blockchain führen würde und Coinbase eine der lautesten Stimmen bei der Forderung nach einer Lösung für die Skalierung von Bitcoin war.
Pünktlich zur Hashing-Difficulty-Algorithmus-Anpassung (das Mining von Bitcoin benötigt mehr Hashing-Power und wird damit unrentabler) hat Coinbase den Release von Bitcoin Cash veröffentlich. Dies führt dazu, dass das Mining von Bitcoin Cash und Bitcoin nun gleichermaßen rentabel ist:
Zusätzlich werden, wie bereits Mitte November gezielte Spam-Transaktionen (Spekulation: von Seiten der Bitcoin Cash Halter) auf der Bitcoin-Blockchain veröffentlicht, um diese lahm zu legen und den "Mempool" zu überfluten. (Mempool-Einsicht)

Die Analogien zum damaligen Bitcoin Cash Angriff im November sind verblüffend und erschreckend.
Die Spitze des Eisberges ist der Fakt, dass Coinbase ihren GDAX-Exchange geschlossen hat, während Sell-Order in Höhe von 11,500 Bitcoin Cash platziert worden sind. Diese Order hätte das dünne Orderbook von Bitcoin Cash auf einen Wert von wenigen Hundert Dollar gedrückt.
Fazit:
Das Ganze ist ein Social-Engineering-Angriff auf die Bitcoin-Blockchain vom allerfeinsten. Bitcoin muss in der Lage sein solche Angriffe erfolgreich zu überleben, wenn es auf lange Sicht bestehen möchte. Allerdings fühle ich mich dennoch in der Verpflichtung die Hintergründe kund zu tun und an dieser Stelle eine scharfe Kritik gegenüber dem Verhalten von Coinbase zu äußern, die sich mehr als nur unprofessionell und geradezu böswillig verhalten haben.
Falls ihr keine Idealisten seid, dann kann natürlich immer ein Hedge der Bitcoin-Position, durch Bitcoin-Cash stattfinden, aber allein das zentralisierte Entwickler-Niveau und die unmögliche Langzeitlösung der Skalierung bewegen mich dazu keinen einzigen Cent in Bitcoin Cash zu stecken.
Mit freundlichen Grüßen
@cobalus
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