Allein von Beginn des Jahres 2018 bis heute wurden laut coinschedule.com 517 ICO’s durchgeführt. Hierbei haben die „emittierenden“ Firmen bzw. Organisationen, deren Projekt eben auf Kryptowährungen oder dezentralisierten Netzwerken basiert, insgesamt über 11 Mrd. Dollar eingenommen. Dabei stellt sich aber die Frage, ob in all diesen Fällen das Nutzen einer dezentralisierten Anwendung wirklich sinnvoll ist, oder ob die ICO’s einfach nur deshalb durchgeführt wurden, um dem landläufigen Bitcoin und Krypto-Trend zu folgen, um quasi vom „Hype“ zu profitieren.
Blockchain schafft Vertrauen
Viele Menschen verknüpfen den Begriff Blockchain unweigerlich mit Kryptowährungen wie Bitcoin, Ripple oder Ether. Diese Kryptowährungen, wie auch viele andere selbstverständlich, bieten allen Beteiligten zahlreiche Chancen. Aus libertärer und staatskritischer Sicht zeigt etwa Aaron König auf, welche Chancen für uns Bürger mit dezentralisierten nichtstaatlichen Währungen verbunden sind. Doch auch die hinter den (meisten) Kryptowährungen stehende Blockchain-Technologie verdient eine nähere Betrachtung. Der Hauptgrund hierfür: Die Blockchain begründet Vertrauen.
Blockchain-as-a-Service
Gerade digitale Geschäftsmodelle basieren auf eben diesem Vertrauen zwischen Unternehmen und ihren Stakeholdern. So werden etwa personenbezogene Daten in Clouds gespeichert – der Kunde muss sich dann aber darauf verlassen können, dass mit seinen Daten sorgsam umgegangen wird. Um dennoch als vertrauensvoller Partner eingestuft zu werden, bietet es sich unter Umständen im Fall der personenbezogenen Daten an, diese verschlüsselt auf der Blockchain zu speichern. Weil aber viele Unternehmen (noch) keine eigene Blockchain entwickeln wollen oder können, gibt es mittlerweile sogenannte Blockchain-as-a-Service. Unternehmen können dann dezentralisierte Plattformen anderer Anbieter kostenpflichtig nutzen. Ein Beispiel für eine Blockchain-as-a-Service ist die Leonardo Blockchain von SAP. In solchen Use-Cases, wo Vertrauen essentiell für das Geschäft ist, ist eine dezentralisierte Technologie womöglich sinnvoll.
Dezentralisierung und Blockchain in der Logistik
Nützlich kann eine Blockchain aber auch in der Logistik sein: Herkunft, Standort und Zustand der Waren wird automatisch dezentral gespeichert. Das sorgt für maximale Transparenz gegenüber den Kunden. Diese können dann sicher nachvollziehen woher die Ware kommt, wer bei der Produktion beteiligt war, etc. Eine andere Frage ist dabei sicherlich noch, wie sichergestellt werden kann, dass die korrekten Daten in die Blockchain eingegeben werden und nicht auf dieser Ebene dann eine Täuschung vorliegt.
Patientendaten auf der Blockchain
Besonders interessant kann eine Blockchain im Bereich der Medizin sein. Patientendaten wie beispielsweise Allergien könnte man sicher auf einer Blockchain speichern und damit im Ernstfall womöglich sogar Patientenleben retten.
Nun dürfen aber auch die Nachteile vieler Blockchains nicht vergessen werden. So schlägt dabei zu Buche, dass Transaktionen auf der Blockchain manchmal sehr lange – sogar mehrere Tage – dauern können. Auch ist es nicht abwegig, dass bei einer Blockchain höhere Transaktionskosten bestehen, als wenn die Transaktion von einer zentralen Partei durchgeführt oder verifiziert wird. Und genau diese Punkte sind selbstverständlich auch bei ICO’s – um auf die Eingangsfrage zurückzukommen – zu berücksichtigen. Es ist die Frage zu stellen, ob das Geschäftsmodell des „Coin-Emittenten“ tatsächlich dezentral aufgebaut sein soll oder ob eine zentralisierte Abwicklung nicht ausreicht. Nur wenn eine Dezentralisierung auch wirklich relevante und bestehende Probleme – z.B. eben die Herstellung von Vertrauen (siehe oben) - löst, schafft dies auch Mehrwert für alle beteiligten Parteien.