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Deutsch
Die 72 Jungfrauen, die den Märtyrer mit dem Bombengürtel empfangen, hat sicherlich den einen oder anderen skeptisch die Schläfe reiben lassen. Ich hielt das immer für einen blanken Unsinn, und davon konnte mich auch kein Religionslehrer auf der arabischen Schule abbringen. Da mußte einfach ein Irrtum vorliegen.
Eine mögliche Lösung fand ich in dem Buch „Die Syro-Aramäische Lesart des Koran“ geschrieben von Christoph Luxenberg. Unter diesem Pseudonym nahm sich der Autor die Zeit und Mühe die vielen dunklen Passagen – also nicht leicht zu verstehenden und oft missverstandenen – zur Brust, und unterzog sie einer kritischen Prüfung.
Das Buch ist äußerst anspruchsvoll und muß mehrere Male durchgenommen werden, weshalb ich mir eine ausführlichere Abhandlung zu diesem Zeitpunkt spare. Das kommt in ein paar Monaten. Aber hier in Kürze will ich es doch anreißen.
Der Koran wurde zuerst in arabischer Sprache verfasst, die sich allerdings noch in der Entwicklungsphase befand. Eingebettet in der Kultur der syro-aramäischen Sprache leitete sich vieles aus ihr ab. Ebenso wurden die Koranverse auf vielerlei Materialien notiert, oder eher stenografiert, als Gedächtnisstütze. Die noch erhaltenen Urversionen des Koran hatten auch keine diakritische Zeichen, die selbstverständlich essentiell sind um die Wortbedeutung zu ermitteln. Als Beispiel:
Hätte man gelesen KSS, so würde man damit nicht viel anfangen können. Die Vokale machen das Wort. Je nachdem welche Vokale wir den obigen Konsonanten beifügen ergäbe sich entweder: KUSS, oder KASSE. Ein großer Unterschied!
So hat C.L. sich entschieden die dunklen Verse in ihrem historischen Rahmen erneut zu prüfen. Das ist natürlich für Muslime, die tatsächlich glauben der Koran existiert seit seiner Offenbarung an Mohammed unverändert, eine herbe Beleidigung. Sollte es aber nicht sein. Was sollte einem Muslimen wertvoller sein: Eine fehlerhafte Überlieferung, oder ein korrigierter Koran, der eine klarere Botschaft hat?
Jetzt aber zu den Jungfrauen:
C.L. argumentiert, daß das Wort „Hur“ falsch übersetzt wurde. Also anstatt „die Weißen“ (gleichbedeutend mit Jungfrauen) sollte es heißen kristallklare weiße Weintrauben. Wo es also geschrieben steht:
Sure 44,54: „Und wir geben ihnen großäugige Huris (Jungfrauen) als Gattinnen …“
Sollte es heißen:
„Wir werden es ihnen unter weißen, kristallklaren Weintrauben behaglich machen.“
Nun, sollte sich das bewahrheiten, würde sich der Märtyrer schnell den Bombengürtel ablegen. Wer jagt sich schon in die Luft für eine Handvoll Weintrauben. Die kriegt man auch so auf dem Markt.
Diese Deutung Christoph Luxenbergs wird auch bekämpft und man verweist auf Passagen, die Brüste und Hüften dieser hübschen Jungfrauen beschreiben sollen. Diese Stellen prüfe ich gerade. Ich werde die Debatte weiter verfolgen und mal schauen was dabei rauskommt. Aber es könnte sicherlich nicht schaden ein wenig tiefer zu forschen. Denn wenn viele Verse falsch überliefert und übersetzt wurden, oder auch falsch abgelesen, dann ist es geradezu erschütternd was das für Auswirkungen hat! Zum anderen kann man nicht viel übrig haben für jemanden der 1. sich und andere in die Luft sprengt und 2. für so etwas Banales wie 72 Jungfrauen.
Wer aus dieser Motivation heraus Menschen mordet und dafür als Belohnung viel Vögeln erwartet, hat, außer einem gewaltigen Dachschaden, eine sehr tiefe Moral. Es wäre angebrachter derjenige würde sich erst einmal mit dem großen Jihad auseinandersetzen (dem Kampf gegen die eigenen Begierden), bevor er seine Notgeilheit anderen aufdrängt.
Terrorismus und Islamismus sind komplexe Themen, aber das behandele ich an anderer Stelle.
Abschließend möchte ich nur noch erwähnen, daß ich, als gebürtiger Moslem und jemand der in diesem Kulturkreis auch gelebt hat, mir die Freiheit nehme über den Islam zu schreiben wie ich es will. Als Angehöriger darf ich das. Wer nun meint mich als Islamophob beschimpfen zu müssen, weil ich berechtigte Kritik äußere, der kann mich mal am Bart zupfen 😜
English
The 72 virgins receiving the martyr with the bomb belt has certainly made one or the other rub their temples skeptically. I always thought that was sheer nonsense, and no religion teacher at the Arabic school could dissuade me from that either. There simply had to be a mistake.
I found a possible solution in the book "The Syro-Aramaic Reading of the Koran" written by Christoph Luxenberg. Under this pseudonym the author took the time and trouble to read the many dark passages - the ones not easy to understand and often misunderstood - and subjected them to a critical examination.
The book is extremely demanding and must be gone through several times, so I will spare a more detailed treatise at this time. That will come in a few months. But here in brief I will touch on it.
The Koran was first written in Arabic, which, however, was still in the development phase. Embedded in the culture of the Syro-Aramaic language, much was derived from it. Likewise, the Qur'anic verses were written down on a variety of materials, or rather stenographed, as an aid to memory. The surviving original versions of the Quran also did not have diacritical marks, which are of course essential to determine word meaning. As an example:
If one had read HLL, one would not be able to do much with it. The vowels make the word. Depending on which vowels we add to the above consonants, we would get either: HELL, or HELLO. A big difference!
So C.L. has decided to re-examine the dark verses in their historical setting. This is of course for Muslims, who actually believe the Koran exists unchanged since its revelation to Mohammed, a bitter insult. But it should not be. What should be more valuable to a Muslim: a flawed, or a corrected Quran that has a clearer message?
But now to the virgins:
C.L. argues that the word "Hur" has been mistranslated. So instead of "the maidens“ (synonymous with virgins) it should read crystal white grapes. So where it is written:
Sura 44:54: "And we give them large-eyed huris (virgins) as wives ..."
Should read:
"We will make them comfortable under white, crystal grapes."
Well, should that be true, the martyr would quickly take off his bomb belt. Who would blow himself up for a handful of grapes. You can get them at the market.
This interpretation of Christoph Luxenberg is fought against and some refer to passages which are supposed to describe breasts and hips of these pretty virgins. I am checking these passages at the moment. I will continue to follow the debate and see what comes out of it. But it certainly couldn't hurt to do a little deeper research. Because if many verses have been delivered and translated wrongly, or even read wrongly, then it's downright staggering what the implications are! On the other hand one cannot have much sympathy for someone who 1. blows himself and others up and 2. for something profane like 72 virgins.
Whoever murders people out of this motivation and expects as a reward a lot of screwing, has, apart from an enormous mental damage, a very deep moral. It would be more appropriate for him to deal with the great jihad (the fight against ones own desires) before he imposes his lust on others.
Terrorism and Islamism are complex issues, but I will deal with that elsewhere.
Finally, I would just like to mention that I, as a native Muslim and someone who has also lived in this culture, take the liberty to write about Islam as I wish. As a member I am allowed to do so. Who now thinks to insult me as Islamophobe, because I express justified criticism, can pluck at my beard 😜