(Foto von Weltwoche.ch)
Deutsch
Das ist sicherlich nicht die feine Art, aber ich denke es ist entschuldbar. Schließlich tun wir es alle auf die eine oder andere Weise. Wir schnappen uns die Worte und Gedanken anderer, um unsere eigene Innenwelt auszudrücken. Klar, jeder findet seine eigene Kreativität und erfindet die Welt so, wie sie passgerecht sitzt, doch oft gibt es andere, die eben die richtigeren Worte, den besseren Ausdruck finden, den tieferen Blick haben. Dafür sind wir ja eine Menschengemeinschaft. Jeder so wie er kann – und am besten sich gegenseitig unterstützend. Da kann man sich auch mal mit fremden Federn schmücken.
So stolperte ich in den letzten Monaten, nach Bergen an Literatur und Artikel, über ein paar Beiträge, die mir wie in einem Brennglas pointiert zusammenzufassen, wie die Welt dem Abgrund entgegengeht. In diesen Videos finde ich die Bestätigung, die – ich gebe es zu – mir das Gefühl geben nicht vollkommen wahnsinnig geworden zu sein.
Seit einigen Jahren fällt mir auf wie das intellektuelle Niveau unseres „Bildungs- und Informationsfernsehens“ rapide gesunken ist. Furchtbar platte Serien und Filme, inhaltlich banale Dokumentationen, Journalisten, die nicht die nötige Grundbildung mitbringen um zu wissen worüber sie schreiben. Über die Nachrichten müssen wir erst gar nicht sprechen. Wir haben ein Deutschland in dem Böhmermans, Tilo Jungs und regierungskonforme Punkbands der Maßstab der Kultur geworden sind. Tittitainment in Reinform. Und das ist erschütternd. Wo sind die Journalisten vom Kaliber eines Günter Gaus geblieben? Wo sind die Anti-Intellektuellen Hannah Arendts, die aber eben durch ihre Unabhängigkeit brillieren? Man findet sie nur noch dort, wo man ihre Kanäle sperrt, nachdem man sie schwer diffamiert hat.
Ich glaube wir haben die Dekadenz erreicht. Zu satt, zu bequem, zu desinteressiert, zu … verwirrt. Vielleicht fehlt uns der Kampf, die Herausforderung? Eigentlich nicht – denn die meisten von uns erleben es jeden Tag im Beruf, oder im Alltag. Vielleicht fehlt uns das Existentielle, das unmittelbare Erleben. Die Hand, die in der Erde wühlt, das Schild, welches den Schwerthieb abwehrt, der vereinende Glaube, der uns einen Halt gibt. Ich weiß es nicht.
Vielleicht haben wir uns auch noch so atomisiert, daß wir nicht mehr zueinander finden. Daß wir im Tribalismus, in dem Verlangen einer Gruppe zuzugehören, Trost und Sicherheit herbeisehnen, um nicht alleine von dem Tsunami des Ungewissen fortgerissen zu werden. Lieber gemeinsam in den Untergrund, und alle, die nicht dazugehören wollen, am Kragen packen und gewaltsam mitreißen. Gruppendenk als Opium fürs Volk.
Aber ich schweige jetzt und empfehle lieber die fremden Federn:
Die fantastische Kurzdoku von Imad Karim „Dekadenz-Jubelnd in den Untergang“
Ein zeitloses Interview von Günter Gaus mit Hannah Arendt
Und die treffendsten 2:27 Minuten von dem fabelhaften Gunnar Kaiser „Stell dir das mal vor“
Und um dem Ganzen noch eine musikalische Untermalung zu geben; hier die fantastische Band Knorkator mit „Rette sich wer kann“
Danke für’s Lesen :)
English
(Some of the names I mention in this post will probably be absolutely unfamiliar to the English speaking readers. But those names can be substituted with those, that you might deem fit. The essence of the post is transferable.)
It's certainly not the nicest thing to do, but I think it's excusable. After all, we all do it in one way or another. We grab the words and thoughts of others to express our own inner world. Sure, everyone finds their own creativity and invents the world as it fits, but often there are others who just find better words, better expressions, and have deeper insight. That's why we are a community of people. Everyone as he can - and best of all supporting each other. One can also adorn oneself with other people's feathers.
So I stumbled in the last months, after piles of literature and articles, over a few contributions, which to me summarize like in a burning glass pointedly, how the world goes towards the abyss. In these videos I find the confirmation that - I admit it - gives me the feeling not to have gone completely insane.
For some years now, I have noticed how the intellectual level of our "educational and informational television" has rapidly declined. Terribly flat series and movies, banal documentaries, journalists who don't have the necessary basic education to know what they are actually writing about. We don't even need to talk about the news. We have a Germany in which Böhmermans, Tilo Jungs and government-compliant punk bands have become the standard of culture. Tittitainment in its purest form. And that is staggering. Where have the journalists of the caliber of Günter Gaus gone? Where are the anti-intellectuals like Hannah Arendt, who shine precisely because of their independence? They are only to be found where their channels are blocked after they have been severely defamed.
I think we have reached decadence. Too full, too comfortable, too disinterested, too … confused. Maybe we lack the fight, the challenge? Actually not - because most of us experience it every day at work, or in everyday life. Maybe we are missing the existential, the immediate experience. The hand that digs in the earth, the shield that repels the sword blow, the unifying faith that gives us a foothold. I don't know.
Perhaps we have also become so atomized that we can no longer find each other. That in tribalism, in the desire to belong to a group, we long for comfort and security, so as not to be swept away alone by the tsunami of the uncertain. Better to go down together, and to grab all those who do not want to comply by the collar and drag them along by force. Groupthink as opium for the people.
But I'll keep quiet now and rather recommend the foreign feathers:
The fantastic short documentary by Imad Karim "Decadence-Jubilant into the Downfall“. You will have to use English subtitles on Youtube if necessary. I couldn’t find the version with embedded subtitles.
A timeless interview by Günter Gaus with Hannah Arendt. Here I found a subtitled version.
And the most apt 2:27 minutes by the fabulous Gunnar Kaiser. "Imagine that" Same goes for this video. If you can apply the Youtube subtitle function, it’s absolutely worth the effort!
And to give it a musical background; here's the fantastic band Knorkator with "Rette sich wer kann"
Thanks for reading :)