Die Zensur in Schrift und Sprache ist nur die eine Seite der aktuellen Entwicklung; hier wird die Entstehung von Daten "verhindert".
Aber was passiert eigentlich mit all den Daten, die schon seit Jahren "legal" (wie praktisch das ist, wenn man sich selber seine Gesetze und Verordnungen basteln kann) von Organisationen (YouTube, Facebook, Google,…) und Staaten (US, BRD, …) gesammelt werden? Sie zu sammeln ist einfach und mittlerweile der Standard bei jeder Erhebung, aber eine ganzheitliche Auswertung ist immer noch eine Herausforderung.
Anwendungsbeispiel "Terrorbekämpfung"
Wie bringe ich die Datenbestände von aXazXn, GXXgle, TXlXkXm und StXdtvXrwXltung zusammen (ich greife mal ein hypothetisches Szenario auf), um anhand von Einkaufslisten, besuchten Webseiten, einem Bewegungsprofil und den Telefon-Verbindungsdaten sowie dem Einwohnermeldeverzeichnis über ein situationsabhängiges Gefährdungspotenzial zu entscheiden? Und das Ganze soll unter Berücksichtigung bereits vorhandener historischer Daten (seit weit über 10 Jahren wird nach meiner Einschätzung flächendeckend Big Data Mining im großen Stile betrieben), den aktuellen Daten zu einer Zukunftsprognose ala Minority Report verbunden werden.
Szenario:
Mensch A kauft im Baumarkt Düngemittel, besucht Webseiten mit Bumbum Bastelanleitungen, telefoniert regelmäßig mit Mensch B, der schon mal mit Mensch C im Land ABC war, und außerdem ist Mensch C in der Facebook Gruppe für den Sieg der Grassamenrevolution aktiv.
Terrorgefahr!
Stand heute bekommen wir solche Geschichten meistens erst dann erzählt, wenn bereits etwas passiert ist und man per Rückwärtssuche die einzelnen Schritte zur gewünschten Geschichte zusammen bastelt.
Proaktive DataAnalytics sind der Schlüssel
Die Rohdaten sind alle vorhanden, s.o. Die wirkliche Aufgabe beginnt mit der Datenkorrelation. Noch hat nicht jeder personenbezogene Datensatz eine weltweit eindeutige Personen-ID (bei einem Telefonat z.B. auch die beider Gesprächsteilnehmer). Eine Identifizierung allein über den Namen ist fehleranfällig:
- Wurde überhaupt ein korrekter Name angegeben?
- Gibt es Abweichungen bei der Schreibweise?
- Wie viele "Hans Müller" mag es geben?
- Multikulturelle Sprachen und Schriften werden verwendet.
Gerne versucht man sich hier in der EU mit der nächsten Ebene zu helfen, der Anschrift.
Deren Korrektheit lässt sich ebenfalls nur aufwändig prüfen; sie kann veraltet sein, oder (immer häufiger ein Thema) ein Mensch hat, absichtlich oder fremdverschuldet, gar keine Heimatadresse. Die US-Administration ist da mit der Sozialversicherungsnummer als zentrale ID einen Schritt weiter.
Diese Gedanken lassen sich beliebig fortführen, um die Komplexität bei der Auswertung zu verstehen.
(Und natürlich den unbeschreiblich großen Wunsch von Staaten und Organisationen, hier eine Vereinheitlichung herbeizuführen!)
Nicht verzagen, hier kann geholfen werden!
Palantir hilft!
Das Unternehmen, in Palo Alto USA, ansässig, zählt viele US-amerikanische Bundesbehörden zu seinen Kunden.
Ausnahmsweise verweise ich hier auf einen Wikipedia-Artikel (die ich sonst meide) zu Palantir für diejenigen, die weitere Details zur Struktur und dem Geschäftsmodell nachlesen möchten.
Einen deutlichen Einblick in die Fähigkeiten und Ziele des Unternehmens liefert ein Zitat vom Geschäftsführer (CEO) Alex Karp aus 2013, der erklärte, dass das Unternehmen nicht plane, an die Börse zu gehen, "da ein Börsengang das Führen eines Unternehmens, wie es das unsere ist, sehr schwierig gestalten würde".
Quelle: forbes-Interview 2014
Ist klar. Wer auf dieser Ebene für Geheimdienste und Militär arbeitet, möchte sich ungerne mit den Transparenzthemen eines Börsengangs auseinandersetzen. :)
Im Speziellen interessant ist das Produkt
Palantir Gotham
Quelle: pixabay
Der Kenner wird die Analogie zu Gotham City aus Batman kennen.
Hierzu lassen wir den Hersteller selber erklären:
HOW DOES IT WORK?
- START WITH DATA FROM MULTIPLE SOURCES
- FUSE THE DATA INTO A HUMAN-CENTRIC MODEL
- TAG, SECURE, AND TRACK ALL THE DATA
- BRING THE DATA TO LIFE FOR HUMAN-DRIVEN ANALYSIS
So, nun der Reihe nach:
- "...data from multiple sources". Wer hat denn sowas zur Verfügung?
Ein bisschen vielleicht Google mit seinen vielen Diensten; außerdem kauft ein Herr Zuckerberg mal WhatsApp und migriert die Accounts ineinander. Riiiesen Aufregung herrscht, dabei ist das Pillepalle und eher eine Lappalie.
Die Palantir-Kunden sind mit Behörden und Staaten ja oben bereits beschrieben. Ob deren Daten aus den "multiple sources" konform zum Datenschutz erhoben und korreliert werden, lässt sich schlecht nachprüfen. Ist ja alles geheim! :) - Eine möglichst ganzheitlich eindeutige Zuordnung der Daten zu expliziten Menschen erfolgt.
- Die Daten werden aktuell gehalten und aufbereitet für jede erdenkliche Suchanfrage.
- Lass andere Menschen mit diesen Daten das machen, was sie gerne möchten. Hier ist man aus meiner Sicht noch ein wenig rückständig, denn das wird sicher bald eine KI übernehmen. Menschliche Operatoren sind einfach zu emotional und treffen nicht immer die erforderlichen "kill decisions".
Im folgenden Video beschreibt das Unternehmen einen seiner Anwendungsfälle.
Ach, wie schön, es geht um illegalen Elfenbeinhandel! Wir sind die Guten! :)
Investigating the illicit ivory trade with Palantir Gotham
Über die Nutzung der Software als Basis für völkerrechtswidrige Drohnenmorde in Mexiko oder im Nahen Osten spricht man nicht ganz so gerne.
Quellen und Recherchen gibt es dazu aber genug, dieser Artikel aus dem Washingtonian soll nur als Referenz dienen:
Das Titelblatt ist ebenfalls eine gute Visualisierung dessen, was hinter der Software steckt.
"Ist ja alles weit weg", könnte man denken. Mitnichten.
Die aktuelle Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat ebenfalls Interesse an dieser modernen Dienstleistung:
Auch die Bundeswehr umarmt jetzt Startups – und Palantir
Womöglich funktionieren dieselben Algorithmen ebenfalls prima bei Aufständen im Inneren?
Ich möchte den interessierten Leser hier zur Eigenrecherche motivieren, weil jeder anderen Quellen vertraut und die Verteufelung einer Quelle gerne als Widerlegung einer ganzen These genutzt wird.
Man kann als Mensch natürlich vom Einhalten vermeintlicher "Datenschutzrichtlinien" oder anderer Vorschriften ausgehen und dem Themenkomplex gegenüber bis zur letzten Minute sehr entspannt bleiben.
Quelle: pixabay
Denn selbstverständlich, hoch und heilig ist's versprochen, werden all diese Technologien nur gegen (mindestens) Terroristen eingesetzt!
Es wird bestimmt alles gut!
Denkt einmal unbefangen darüber nach, wie sich die Punkte
- Daten sammeln (inkl. Gesichtserkennung)
- Daten korrelieren
- Drohnentechnik (Miniaturisierung)
- KI
zusammenfügen und was das für jeden Einzelnen bedeuten kann und welch schmaler Grat nur noch zwischen ihm und dem "Höllenfeuer" vom Bild oben steht. Nämlich lediglich das Häkchen "Terrorist" hinter seiner ID; ob es durch Willkür, Softwarefehler oder aus Rache dort gelandet ist, wirst Du nicht mehr erfahren.
Vielleicht bekommt der Satz "Ich habe ja nichts zu verbergen" in dem Kontext einen anderen Klang...
Das Ergebnis inkl. Kollateralschäden sieht dann beispielhaft so aus:
Und die nächste Generation ist bereits fertig, schaut es euch unbedingt an. Klein, handlich, autonom. Sie braucht nur noch ihren Zielangaben aus dem Palantir-Rechenzentrum:
Du meinst, ich sehe das alles viel zu kritisch und pessimistisch?
Oder du stimmst meiner These zu?
Dann ab damit in den Kommentarbereich!