Hallo liebe Steemians, oder besser gesagt liebe Steemianistas,
denn das Thema was ich heute mit euch teilen möchte, ist ein Frauenthema - interessierte Männer dürfen natürlich gerne mitlesen. ;-)
Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Artikel überhaupt schreiben möchte, denn irgendwie ist Menstruation, vor allem wenn es um Details geht, immer noch ein Tabuthema. Aber gut, dem stelle ich mich, weil ich finde, dass die sogenannte freie Menstruation noch immer viel zu wenig Aufmerksamkeit erfährt. Wenn dir jetzt schon flau im Magen wird, du gerade genüsslich am Essen bist oder dir denkst „Meine Güte, wer will das wissen?“, dann lies einfach nicht weiter! :-)
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Also, freie Menstruation was ist das? Wie geht das? Wozu soll das gut sein?
Als eine Freundin dieses Stichwort vor einigen Jahren in den Raum warf, konnte ich nix damit anfangen. Also hab ich erstmal Google angeworfen und mich ins Thema eingelesen. Viel fand ich damals nicht, aber was ich fand, klang höchst interessant: Offensichtlich benötigen Frauen nicht zwingend Binden, Tampons oder andere Hygieneartikel um „ihre Tage“ sauber über die Runden zu bringen.
What? Soll der Kram dann am Bein runterlaufen oder wie?
Nein! Frauen können das Blut kontrolliert aus dem Körper lassen – in etwa so wie auch die Urinabgabe gesteuert werden kann. Nur während wir Letzteres als kleine Kinder schon lernen, werden junge Mädchen bereits mit der ersten Periode von Binden, Tampons und Co. „abhängig“ gemacht.
Ich muss ein wenig ins Detail gehen, um zu erklären wie das möglich ist:
Menstruationsblut fließt nicht, wie oft angenommen – und durch die Benutzung von Binden und Tampons oftmals auch nicht bemerkt – gleichmäßig und fortwährend aus der Scheide hinaus, sondern schubweise – zu Beginn der Blutung sind die Intervalle noch recht klein, mit abnehmender Blutung werden sie immer größer. Das Blut verlässt die Gebärmutter über den Muttermund und sammelt sich zunächst im oberen Scheidenbereich an – erst wenn diese Menge ein gewisses Volumen erreicht hat, fließt das Blut in Richtung Scheidenausgang ab.
Und genau für diesen Vorgang können Frauen ein Gespür bekommen. Wenn die Zeit reif ist, kann demnach die Toilette aufgesucht und das Blut ganz einfach kontrolliert abgelassen werden. Durch den gezielten Einsatz der Beckenbodenmuskulatur ist es zudem möglich den „drohenden“ Blutfluss aufzuhalten und ein wenig zu verzögern, wenn der Gang zur Toilette gerade nicht möglich ist.
So viel zur Theorie. Wie sieht das Ganze in der Praxis aus? Experimentierfreudig wie ich bin, wollte ich das sofort ausprobieren. Auf die Gefahr hin, dass dieser Versuch buchstäblich in die Hose geht, ließ ich bei der nächsten Blutung alle hygienischen Hilfsmittel weg – ich hatte frei und war zu Hause – und spürte den ganzen Tag interessiert und angestrengt in meinen Unterleib hinein. Und tatsächlich: Es hat funktioniert. Und das bei mir, wo ich mich nicht gerade eines ausgeprägten Körperbewusstseins rühmen konnte.
FĂĽr mich war das ein Unding. Wie konnte das so einfach sein? Warum lernen wir Frauen das nicht? Wo, wann und warum ist dieses Wissen verloren gegangen?
Darüber kann ich nur spekulieren: Es gibt Berichte, die darauf hindeuten, dass die Menstruation von Frauen ursprünglich lebender Völker noch heute auf diese Weise praktiziert wird. Daraus könnte man ableiten, dass es sich also um eine von der Natur genauso vorgesehene Methode handelt. Diese setzt aber Aufmerksamkeit voraus und die Möglichkeit, wenn nötig, jederzeit Blut ablassen zu können. Ist beides nicht gegeben – beispielsweise aufgrund eines durchstrukturierten Arbeitsalltages oder der Tatsache, dass wir uns nicht mehr übermäßig in der Natur aufhalten, wo wir uns jederzeit mal eben hinhocken könnten, was obendrein auch noch als unschicklich gelten würde – ist es durchaus sinnvoll das Blut mit Hilfsmitteln aufzufangen. Schlussendlich hat sich dieses Vorgehen dann möglicherweise so umfassend durchgesetzt, dass die ursprüngliche Methode darüber in Vergessenheit geriet.
Okay, ist das denn wirklich so schlimm? Wir mĂĽssen ja nicht in die Steinzeit zurĂĽck, oder?
Nö! Und dennoch hat das freie Menstruieren viele Vorteile, die nicht von der Hand zu weisen sind: Es ist wesentlich sauberer und hygienischer als die Benutzung von Binden, Tampons und Co. Das Blut fließt und ist weg - keine feuchte Binde im Slip, kein Tampon der das Blut noch stundenlang im Körper hält. Man spart irre viel Geld, wenn man nicht ständig Hygieneprodukte kaufen muss, die zudem den Intimbereich reizen, nicht selten gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe enthalten und eine Belastung für die Umwelt sind. Und ein verfeinertes Körpergefühl oder eine verstärkte Körperbeherrschung ist ja auch nix Schlechtes. Viele Frauen berichten zudem, und das kann ich bestätigen, dass die Schmerzen bei freier Menstruation weitaus geringer sind als sie es vorher, mit Hilfsmitteln, gewohnt waren.
Ich für meinen Teil verzichte jetzt bereits seit mehreren Jahren weitgehend auf hygienische Hilfsmittel während meiner Blutungen. Wenn ich mit anderen Frauen darüber spreche, tauchen stets dieselben Fragen auf. Ich nehme an, diese stellen sich auch der einen oder dem anderen jetzt gerade. Deshalb nehme ich sie einfach mal frech vorweg und beantworte sie euch. ;-)
Wie oft musst du denn dann auf die Toilette?
Am ersten Tag alle 1-2 Stunden. Am zweiten Tag alle 2-3 Stunden. Und ab dem dritten Tag alle 3-4 Stunden.
Was machst du nachts?
Gar nichts. Ich gehe direkt vorm Schlafengehen auf die Toilette. Durch das Liegen in der Nacht läuft nix raus. Morgens muss ich dann aber zügig ins Bad.
Was machst du wenn du unterwegs bist oder auf Arbeit – irgendwo, wo nicht immer gleich eine Toilette in greifbarer Nähe ist und du jederzeit losflitzen kannst?
In dem Fall greife ich auf Hygieneartikel zurĂĽck. Freie Menstruation ist schlieĂźlich kein Dogma!
Wenn du merkst, dass du Blut ablassen musst, wie lange kannst du es dann noch halten?
Ungefähr 20 Minuten, das ist eine Frage des Trainings.
Denkst du, jede Frau kann das lernen?
Ich denke schon. Wenn sie sich darauf einlässt. Allerdings kenne ich auch Frauen, die sehr lange gebraucht haben, bis es funktionierte und die sich dennoch nie wirklich sicher dabei gefühlt haben.
So, nun bin ich gespannt: Was denkt ihr ĂĽber das Geschriebene? Ich verspĂĽre ein wenig Angst den Artikel zu posten. Aber was muss das muss. Ich freue mich ĂĽber Fragen und Kommentare!!!
Claudia