Mittlerweile bin ich seit fast 6 Jahren als Aktionär an der Börse aktiv und konnte während dieser Zeit einige wertvolle Erkenntnisse sammeln, die ich in 2 Beiträgen mit euch teilen und näher erklären möchte. Bei meiner Auswahl habe ich bewusst auf allgemeine Floskeln, Zitate bekannter Börsenlegenden und Weisheiten wie zum Beispiel "Hin und Her macht Taschen leer" oder "Greife nicht in ein fallendes Messer" verzichtet. Es geht mir um Erfahrungen, die auch auf das Leben ausserhalb des Aktienmarktes übertragbar sind.
1. Eigenverantwortung übernehmen
Damit meine ich zunächst die Verantwortung für die eigenen Finanzen zu übernehmen und weder die Bank, noch einen Berater oder überhaupt eine externe Partei damit zu beauftragen. Traue niemandem in dem Bereich mehr als dir selbst. In der heutigen Zeit gibt es unzählige Möglichkeiten um Informationen über Anlagemöglichkeiten zu sammeln und sich weiterzubilden. Ausreden sind nicht zulässig ;-) Ich denke ich muss niemandem die gegenwärtige Wichtigkeit von Altersvorsorge erklären.
Speziell im Bereich der Aktienanlage halte ich die individuelle Strategieausarbeitung und selbstständige Analyse des jeweiligen Unternehmens für unumgänglich und ausserordentlich bedeutsam. Für Inspirationen schaue ich mir gern das ein oder andere Video auf YouTube an bzw. lese regelmäßig bekannte Finanzblogs. Die genaue Prüfung der Werte übernehme ich selbstverständlich selbst und trage somit die alleinige Verantwortung für meine Entscheidungen.
2. sich selbst und seiner Strategie treu bleiben
Im Laufe der Jahre gab es einige Situationen, in denen ich meine Strategie hinterfragt und überprüft habe. Es gibt nicht den einen optimalen, perfekten Plan. Ich persönlich benötigte 2 bis 3 Jahre um herauszufinden, welche Taktik zu mir passt. Im Großen und Ganzen sollte man sich nach der Festlegung nicht durch "Finanzpornografie" oder externen Stimmen beeinflussen lassen und seine Vorgaben einhalten. Feinjustierungen sind davon ausgeschlossen. Ich selbst habe zu Beginn immer wieder versucht den aktuellen Trends hinterherzulaufen mit einem eher negativen Ausgang. Die Eingrenzung und das Festhalten an diesen Vorgaben haben mir in der Folge sehr geholfen.
3. eigene Meinung bilden
Dieser Punkt ähnelt den ersten beiden Erkenntnissen. Die eigene Meinung bezieht sich nicht nur auf die persönliche Strategie, sondern auf eigene Annahmen z.b. in Bezug auf die Zukunfts- und Widerstandsfähigkeit eines Unternehmens. Erforderlich dafür ist die Fähigkeit Geschäftsberichte und Bilanzen lesen und einordnen zu können. Wie schon unter Punkt 1 und Punkt 2 erklärt macht es Sinn eine eigene Einschätzung vorzunehmen und Analystenstimmen zu hinterfragen.
4. (auch unpopuläre) Entscheidungen treffen
Gut erinnern kann ich mich noch an den Kauf meiner ersten Aktie. Mit zittrigen Fingern saß ich vor dem PC und die Gedanken "soll ich das jetzt wirklich tun" gingen mir durch den Kopf. Es handelte sich um den Erwerb von Daimleranteilen im Wert von vergleichsweise geringen 500 Euro. Ich bin Sternzeichen Waage und würde mich als nicht besonders entscheidungsfreudig beschreiben. Im Laufe der Jahre habe ich gelernt leichter (innerhalb meiner Eingrenzungen) und schneller Entscheidungen zu treffen.
Unpopuläre Entscheidungen beschließen, sich gegen die breite Masse stellen, von seiner Position trotz Gegenwind überzeugt sein und standhaft bleiben. Auch dies musste ich mir über die Jahre "antrainieren" und wurde im besten Fall durch überproportionale Kurssteigerungen und Gewinne belohnt.
5. Fehler eingestehen und korrigieren
Fehler passieren und gehören zum Leben dazu. Das gleiche gilt selbstverständlich für Aktieninvestoren. Falls jemand behauptet er hätte immer die richtige Wahl getroffen sollte man seine Glaubwürdigkeit in Frage stellen. Das Eingeständnis eines falschen Entschlusses und die Korrektur halte ich für elementar. Ich selber "darf" über Verluste bei nur einer Aktie über mehrere hundert Euro durch zu langes Festhalten und die Hoffnung auf Besserung berichten. Sogar Nachkäufe zu vermeintlich günstigen Kursen habe ich gegen meine eigentliche Überzeugung getätigt. Nach dem Verkauf des Papieres fühlte ich mich trotzdem befreit und mit Hilfe der Wiederanlage des übrig gebliebenen Betrags konnte ich den Verlust bis heute wieder ausgleichen. Bei dem Wert handelte es sich übrigens um die Bayer AG.
6. Chancen erkennen und wahrnehmen
Genau so wichtig ist die Fähigkeit Chancen zu erkennen und wahrzunehmen.
Dies erfordert Mut Entscheidungen zu treffen und umzusetzen. Hierbei spielen eigentlich alle bereits angesprochenen Punkte eine Rolle und das Zusammenspiel würde ich als Quintessenz oder Umsetzung beschreiben. Viele Chancen sind nur von kurzer Dauer und ein schnelles Urteil ist notwendig. Im März 2020 brachen die Aktienindizes (der allgemeine Aktienmarkt) um etwa 40 % ein, erholten sich in der Folge aber sehr schnell. Zu der Zeit habe ich mein Tagesgeldkonto aufgelöst, per Einmalkauf analysierte Unternehmen von der Beobachtungsliste akquiriert und meine Sparpläne aufgestockt. Aus heutiger Sicht war dies der richtige Entscheid und meine Courage wurde belohnt.
Insgesamt finde ich es beachtlich wieviele Leitsätze man durch die Erfahrungen an der Börse sammelt, die auch auf das "normale Leben" übertragbar sind.
Im 2. Teil präsentiere ich meine weiteren Erfahrungen und würde mich über eure Einschätzungen, Erfahrungen und Meinungen freuen.