
Die Dividendenstrategie hat einen Nachteil. Dieser liegt in der fortwährenden Besteuerung der Rendite, die dadurch den Zinseszins schmälert.
Was meine ich damit?
Ich spreche von dem Grund, weswegen die Investorenlegende Warren Buffett Dividenden gemieden hat. Denn für Investoren ist es vorteilhaft, wenn keine Dividenden gezahlt werden, solange mit dem Geld stattdessen im Unternehmen ein mindestens gleicher Wertzuwachs erschaffen werden kann. Der Zinseszinseffekt entfaltet hier eine große Wirkung.
Machen wir das mal an einem Beispiel durch
Es gibt zwei Aktien.
- Aktie Alpha schüttet 10% Dividenden aus. Ihr Kurs bleibt stabil.
- Aktie Beta zahlt keine Dividenden, aber ihr Wert steigt jährlich um 10%
Albert investiert monatlich 200€ in Aktie Alpha und reinvestiert die Dividenden. Berthold investiert monatlich 200€ in Aktie Beta. Da er keine Dividenden hat, kann er diese auch nicht reinvestieren. Dafür wächst der Kurs seiner Aktien jährlich um 10%.
Das ganze läuft 45 Jahre. Dann verkaufen bei ihre Aktien, weil sie ein Haus kaufen möchten.
Albert hat jedes Jahr Dividenden erhalten und diese versteuert. Er musste jedes Jahr auf seine Dividenden (seine Rendite) 25% Kapitalertragssteuer und 1,375% Solidaritätszuschlag zahlen. Er hat einen jährlichen Freibetrag von 1000 €.
Nach 45 Jahren hat Albert ein Aktiendepot in Höhe von 511.761,95 €. Beim Verkauf fallen keine Steuern mehr, sodass dies auch gleichzeitig die Höhe des Endkapitals ist.
Berthold hat keine Dividenden erhalten und musste demnach vor seinem Verkauf der Aktien 45 Jahre lang keine Steuern zahlen. Beim Verkauf muss er 25% Kapitalertragssteuer und 1,375% Solidaritätszuschlag zahlen. Er hat einen jährlichen Freibetrag von 1000 €
Nach 45 Jahren hat er ein Aktiendepot in Höhe von 1.048.250,17 €. Beim Verkauf muss er den Gewinn (Wert des Aktiendepots - Einzahlungen - Freibetrag) versteuern. ((1.048.250,17 € - 45 * 1200€ - 1000) * 0,73625) + (45 *1.200 €) = 785.280,44 €
Dieser Unterschied wird umso stärker, je länger das Geld angelegt wird und je höher die Rendite ist.
Besondere Rolle des Freibetrags
Das Interessante ist, dass sich diese Wirkung kurzfristig umgekehrt, wenn ein Steuerfreibetrag existiert, der jährlich ausgenutzt werden kann.
Reduziert man den Anlagezeitraum im Beispiel auf 10 Jahre, kommt Albert auf ein Endkapital von 19.959,29€ nach Steuer.
Berthold kommt hingegen auf ein unversteuertes Endkapital von 20.484,50 €. Verkauft Berhold all seine Aktien nach 10 Jahren hat er nur noch 17.510,46€ und damit weniger als Albert!
Solange die Rendite unter dem Steuerfreibetrag liegt kann sich somit eine Dividendenstrategie sogar mehr lohnen.
Dieser Beitrag soll niemanden von der Dividendenstrategie abbringen. Diese Strategie hat sich bewährt und viele Wege führen nach Rom. Meine Berechnungen beruhen auf einer idealen Umgebung mit immer gleichen Renditen. In der Realität steigt keine Aktie jedes Jahr gleich viel oder zahlt gleich viel Dividende über so einen Zeitraum.
Mich würde interessieren, was ihr darüber denkt.
Die Zahlen in diesem Beispiel stammen von meinem Investitionsrechner.
Dies ist keine Anlageberatung!
