Inspiriert von "Freewriting" Posts dachte ich mir, ich mache was ähnliches, aber mit Code und Gagdets: Ich suche mir etwas aus, das ich in einer vorher definierten Zeit ausprobieren möchte und schreibe mit, was ich erlebe.
Heute: eine Stunde mit dem Particlee BORON LTE (und dem ARGON BLE+WLAN) KIT (das ich vor langer Zeit vorbestellt hatte und letzte Woche endlich ankam).
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Auspacken! Die wertige Verpackung, hübsch gestaltet, aufgeräumt, gefällt!
Dazu hatte ich noch den Debugger bestellt. Prinzipiell ein JTAG. Ich mag JTAGs, die verbreiten das Gefühl von Macht und Hackbarkeit. Wie Kung-Fu, nur weniger anstrengend. Normal packe ich immer nur das JTAG aus, wenn mich irgendwas nervt oder bevormunden will, um Dingen manieren beizubringen. Ich schweife ab.
Vor mir liegen nun ein Cortex M4 mit 1MB Flash und 256KB RAM, der mit einem SARA R410 LTE Modem die Welt erreichen soll, dazu ein Breadboard, LEDs und Widerstände.
5 min Einrichten
Ich lese https://docs.particle.io/boron und bewege mich zu https://setup.partcle.io, wie im Deckel der Packung angegeben. Eine Account dort habe ich schon, also geht es flott. Dann soll ich eine App auf mein Smartphone installieren, um dort meine devices einzurichten. Natürlich muss ich mich da wieder einloggen.
Meh, die moderne IoT Welt. 1 Mio lines of code, verteilt auf viele cloud services, um "hello world" auszugeben.
2018, das Jahr, in dem man bloat braucht, um bloat zu managen, der dann den bloat am Ende handlich nutzbar macht. There is no cloud, it's just somebody else's computer.
Dafür gibt es einen schicken QR Code auf dem Device, den man mit der schönen App scannen kann, um die beiden zu "pairen", definitiv usability-Stilpunkte, denn es funktioniert auf Anhieb. Als erstes macht es - was auch sonst - automatische Firmware-Updates, und blinkt mich dabei fröhlich an.
25 min uplink Aufsetzen
Das Ding hat wohl eine feste e-SIM, aber auch einen nano SIM-Karten Slot.
Einige Updates später soll ich eine Subsription abschließen, kostenlos für drei Monate, dann ~3€ für 3MB Daten.
Nagut, dann macht mal, später soll da eine MultiSIM meines fetten teuren t-mobile Vertrags rein. Da kann es dann gern auch 3GB verbraten ^^
30 min Showstopper
35 min Alternativen
Nun denn, dann konzentriere mich eben auf das Argon Kit. Auch dieses wird durch Scan des QR codes gepairt und bekommt ebenfalls erst mal Updates aufgespielt. Die Zeit nutze ich, um ein wenig zu lesen.
45 min wasTun (tm)
Nach dem Update beschließe ich, dass das kleine device ein Mesh Gateway sein soll.
Die ersten 10 meshes sind free (aha) und es will in mein WLAN. Darf es, und zwar ins IoT abgeschottete Bastelnetz.
Gerade ärgere ich mich ein Wenig, dass ich vergessen habe, den Traffic der Smartphone app zu sniffen, um die Firmware-Blobs abzufangen.
55 min IoT-Regenbogen-Kotz-Anlage
Nun habe ich ein Meshnetz mit einem device und sehe es in der Particle Konsole und der App, und man kann es via Konsole dazu bewegen, über die eingebaute RGB-LED "Regenbogen kotzen" zu lassen :D
Eine dreiviertelstunde und ich-will-gar-nicht-wissen-wie-viele-Mio-Zeilen-Cloud-Code später habe ich also eine remote anschaltbare IoT-Regenbogen-kotz-Anlage. OMG!!!
60 min Ausblick
Mit der Web-IDE kann man schnell aus Samples Sachen zusammenclicken. Ich habe die letzten 3 Minuten gebraucht, um eine remote schaltbare physische LED dazuzuclicken, inkl. flashen aus der IDE und schalten über Browser.
Für mich als Jemand, der "IoT" seit den 90ern betreibt, wo es noch "Messen, Steuern, Regeln" hieß und statt WiFi RS232 als Uplink hatte, wirkt das alles erstmal unglaublich bloaty. Andererseits entfaltet es seine Vorteile mit der Masse an zu verteilenden Geräten und für Personen mit weniger Hardwarenähe.
Ein Setup wie der nun vorliegende hinzustellen würde mit Arduino/ESP32, Raspi, Mosquitto und node-red ebenfalls möglich sein, aber wie ich aus eigener schmerzhafter Erfahrung weiß, einen Tag oder länger dauern statt einer Stunde. 2019 - embrace the bloat? Vielleicht ein cloud connected kombucha-autobrewer damit bauen?
so long, bis zum nächsten #freenerding...