Ruinen, insbesondere alte verfallene Burgruinen, üben eine Faszination auf mich aus. Hier in der Gegend um den Bodensee gibt es eine Menge davon. Diese aber ist berühmt und setzt sich in Größe und Umfang von allen anderen ab.
Festung Hohentwiel
Mit dem Zug ging es von Konstanz nach Singen und zu Fuß weiter Richtung Burg. Am Fuße des Berges vulkanischen Ursprungs kann man die Anlage in der Ferne schon sehen. Ein beeindruckender Anblick.
Der Aufstieg hat es in sich, denn obgleich der Weg nicht sehr beschwerlich, wird er doch sehr steil. Die Natur belohnt die Mühe unablässig. Es ist flutend grün, lebendig, Vögel singen, eine leichte Brise, einfach wunderschön.
Am unteren Hof befindet sich eine Scheune, die als Ausstellungsraum dient. Hier erfährt man etwas über die Geschichte der Festung, so z.B., das sie auch im Dreißigjährigen Krieg eine wichtige Rolle spielte und nie eingenommen worden ist.
Die Existenz der Festung ist ab dem 9. Jahrhundert belegt. Nicht alle Bebauungsstufen sind noch nachweisbar. Die letzte Darstellung im unzerstörten Zustand wurde im 18. Jahrhundert angefertigt.
1800 wurde die Festung kampflos an den französischen General Vandamme übergeben, der versprochen hatte, sie zu erhalten. Aus Frankreich jedoch kam der Befehl zur Schleifung und so wurde sie noch im Winter 1800/01 gesprengt.
Die Festungsruine
Von der Scheune hinauf zur eigentlichen Festung ist es noch ein mühsamer Weg. Endlich am Eingang angekommen, bot sich darum eine kleine Pause an. Zum Glück gab es auch Eis. Ich fragte die Verkäuferin, wie sie das findet, täglich hier hinauf laufen zu müssen. Sie lachte und mit einer Geste des Triumphs gab sie zur Antwort, sie dürfe mit dem Auto hochfahren.
Der Aufstieg blieb uns nicht erspart und es wäre auch schade drum. Um den Berg windet sich eine gepflasterte schmale Straße aus uralter Zeit, die wir bedächtig und vorsichtig beschritten. Jedem Bürger war auferlegt, 40 Pfund Steine hoch zu schleppen. Diese Zeiten sind zum Glück vorbei :-) Wir waren fast am Ziel...
Zwei Ebenen gibt es hier. Auf der unteren befinden sich die Reste der Versorgungsgebäude, wie Bäcker, Apotheke, Kellerei usw. - Darin herum zu krabbeln und die Gegend zu erkunden, macht großen Spaß. Die Fantasie spielt verrückt, stellt man sich vor, was hier einst für geschäftiges Treiben herrschte.
Auf der obersten Ebene angekommen, gelangt man zum Offiziersturm. Man kann ihn betreten und erreicht so den höchsten Punkt der Festung. Es befand sich auch eine Kapelle im Turm, aber nichts davon ist erhalten.
Eine Treppe führt bis zur Spitze und einmal oben angekommen, tritt man auf eine Plattform hinaus. Von hier hat man einen unglaublichen Blick über die umliegende Gegend. Seht selbst (stellt aber den Ton aus oder leise, der Wind pfiff sehr) ...
Nun galt es, sich noch weiter umzusehen. Von fast jedem Punkt kann man weitere Ruinen entdecken. Die Anlage ist von gigantischem Ausmaß. Wer Höhenangst hat, sollte den Blick hinunter meiden. Es kann einem schon schlecht werden davon.
In der Mitte gibt es einen Platz mit einem Brunnen und rund herum verschiedene Quartiere. Waren adelige Herrscher zu Besuch, wurden sie dort untergebracht. Rechts neben dem Tor befand sie die Küche...
...und wenn man sich ihr nähert, bleibt man unweigerlich vor diesem Tor stehen und erhält einen fantastischen Blick auf Hohenkrähen, die der Festung Hohentwiel nächstgelegene Burg.
Schaut man sich um, fällt einem der enorme Widerspruch dieses Ortes auf. So romantisch wie jetzt, war es sonst sicher nicht. Dies war eine rein militärische Anlage. Jedes Gebäude erfüllte eine wichtige Funktion für die Unterbringung, die Versorgung und den Schutz von Soldaten, die einzig zur Aufgabe hatten, die Festung und das Umland im Kriegsfall zu verteidigen.
Und wie schon bekannt, wurde dieses Bollwerk tatsächlich nie erobert. Nur durch Aufgabe gelangte es in die Hände von Feinden, die schlussendlich dessen Vernichtung beschlossen. Einige Jahre später waren die Franzosen besiegt, aber die Festung hat man nie wieder aufgebaut. Sie ist ein lohnenswertes Ausflugsziel geworden, das ich jedem sehr empfehlen kann.