
Dan Larimers Habitus, seine Gestik, die Aussagen und erstaunliche Vita, zeigen ohne Zweifel eine vertrauenswürdige Persönlichkeit.
Nach Hardfork 18/19 ging das abgekartete Investorenspiel wesentlich dreister weiter. Ziel aller Manipulationen war, dem Pool einen noch größeren Anteil für Investoren abzugewinnen und sie vor Allem von jeglicher Verpflichtung der aktiven Mitwirkung beim Bloggen zu befreien. Das Voten hatten längst ihre Bots übernehmen. Was sie wohlbemerkt ausschließlich in ihren Kreisen tun. Die Posts dieser Leute wurden stetig flacher, nichtssagender, was ihren Rewards naturgemäß nichts mehr anhaben kann. Die Algorithmen wurden nie daran gehindert, Stuss als die obere Sahne aller Schöpfungen auf dem Steem zu präsentieren. Dans Konzept eines interessanten, sozialen Experiments war längst pulverisiert. Aber das reichte den Investoren noch nicht. Nun wollten sie die Blogger auch noch demütigen. Schließlich waren das ihre härtesten Kritiker. Kritik erscheint diesen Menschen als unbotmäßig.
Der Kurator
Auch nach Hardfork 18/19 ging es Bloggern noch darum, sogenannte Gems (Juwelen) zu finden. Gute Blogger galten einmal als Juwelen. Menschen, des Schreibens mächtig und zuverlässige Lieferanten inhaltlich Substantiellen. Blogger, die was zu sagen haben. Kurz, wir waren nicht nur Autoren, sondern auch Kuratoren. Ständig am Lesen, auf der Suche nach guten Artikeln. So habe ich zum Beispiel @leroy.linientreu entdeckt, unmittelbar bevor er wegen mangelnder Resonanz aufgegeben hätte. Da kannte ich noch nicht seine Mailadresse. Er wäre unwiederbringlich verloren gewesen, wie kaum zählbare Massen guter Autoren.
Der Kurator war nicht nur ein wichtiges Glied im Steem-Getriebe, er war entscheidende Instanz innerhalb der Reward-Mechanik. Ohne Kurator konnte die Blockchain nach Larimers System nicht funktionieren. Kuratoren waren die Instanz, die Qualitätscontent entdecken können. Mit permanentenr Ignoranz nichtssagender Wal-Postings wollten die Investoren aber nicht mehr leben. Das tägliche Attest ihrer bedeutungsarmen Nutzlosigkeit kratzte sicher schwer am Selbstbewusstsein.
Die zentrale Funktion des Kurators war ausführlich im ersten Steem-Whitepaper beschrieben, das ich interessierten Lesern gerne im SteemWiki zur Verfügung stelle. Warte mal, muss erst suchen! Ansonsten ist das Dokument vollkommen von der Oberfläche des WWW verschwunden. Instinktiv habe ich es lokal gespeichert. Vielleicht besitze ich die einzige Version, die noch außerhalb der STINC existiert. Wenn sie nicht gar versucht haben, zu im Keller zu verbrennen. Das Dokument steht nämlich als einziger, schriftlicher Nachweis für Ned Scotts Versagen. Versagen, das du getrost als kolossales Scheitern persönlicher Ideale werten darfst.
Anerkannte, gute Kuratoren zogen eine Schleppe von Bots hinter sich her. Wenn Kuratoren ein Vote gesetzt haben, schlugen sogleich weitere Votes beim Begünstigten ein. Mancher von ihnen wurde gar von einem Dolphin-Bot verfolgt, der auch mal was gezählt hat. Das waren Bots von Oldscool Steemians, die einen Kurator für sich lesen und entscheiden ließen, weil sie seine Qualität zu schätzten wussten. Schließlich will jeder Steemian mindestens 10 Stimmen am Tag absetzen und begünstigt werden, sollten möglichst würdige Autoren. Versuche den Kurs mal täglich zu halten. Dann weist du, dass der Steem viel Arbeit macht. Es gibt sogar Kuratoren, deren Schwerpunkt, neben dem Inhalt, auf der Rechtschreibung liegt. Hatte man zu viele Fehler, war die Stimme nicht zu bekommen. All das ist für immer fort.
Der Bruchpunkt
Vor jeder Hardfork war es üblich, die geplanten Änderungen der Steemit Inc. sowohl mit den Witnesses zu besprechen, als sie auch für die Allgemeinheit der User zu publizieren. Insofern war die HF 20 ein Novum. Es wurden nämlich nicht alle Änderungen publiziert. Die abtrünnigen Wale hatten längst gewonnen. Sie voteten nur noch ihresgleichen in lukrativen Cirkle-Jerks. Doch sie haben noch ein Pfund oben drauf gesetzt. Mit HF 20 wurden Eigenvotes möglich. Das war die logische Folge einer sowieso schon unehrenhaften Praxis. Sie haben es ganz offen, heimlich getan. Kein Wort wurde über diesen so katastrophalen Schritt im Vorfeld der Hardfork erwähnt.
Spätestens als der Skandal zufällig entdeckt war jedem Blogger klar, dass @Ned Scott ein erbärmliches Weichei ist, das nichts mehr im eigenen Laden zu melden hat. Nun waren final alle Ideale verraten, die er zusammen mit Dan in das erste Whitepaper geschrieben hatte. Ein halbes Jahr lang hat niemand in NYC gemerkt, dass das Whitepaper nicht mehr stimmen kann. Erst ein halbes Jahr nach der verbrecherischen Hardfork erschien ein neues Whitepaper und darin war es geschehen: Der Begriff des Kurators war ausgemerzt. Zensur durch Big Brother. Neuschreibung der Geschichte. Der Steem wurde endgültig zum reinen Selbstbedienungsladen. Wir Blogger sind ein allzu knappes Feigenblatt vor dem omnipotenten Geschlechtsteil von Investoren. Ihrem dreisten Stake.
Alternative
Da habe ich keine Lust drauf und siehe da es tut sich was. Dan Larimer war nach dem Bruch mit Ned Scott als CTO zu block.one gegangen und hat die Blockchain EOS.io gebaut. Schon wieder die modernste, schnellste und sensationell brauchbarste Blockchain der Welt! CEO und erster Investor von block.one ist Brendan Blumer. Er ist etwa im gleichen Alter wie Ned und hat vielleicht sogar eine ähnliche Wall-Street-Vita. Viel interessanter für geprellte Blogger ist aber, dass Dan sich nun besser gegen einen Putsch der Gier gewappnet hat. Das Spiel kennt er nämlich schon von der STINC. Hinterlistige Manipulationen wird er in seinem neuen, großartigen Werk sicher nicht mehr dulden. Das wird während seiner Rede im unten stehenden Film deutlich.
Es zeugt von Größe, dass er weder Scott noch die Stätte seines früheren Wirkens erwähnt, während er das neue Bloggerparadies vorstellt. Klar wird auch, dass es noch immer seine Herzensangelegenheit ist. Wer sich den Film anschaut, kann das deutlich spüren. Alleine sein Habitus, die Gestik, all das was er bisher getan und gesagt hat, lässt Daniel Larimer als warhaftig erscheinen. Er ist zweifellos einer von den Guten. Einer, der seine Mission längst gefunden hat. Seit 2015/16 hat die ausschließlich mit Bloggern zu tun. Es war von Anfang an Dans geniale Idee, dass der Steem Social Media ist. Genau das hat mich fasziniert und genau das durfte die Blockchain nie werden. Sie wurde der Gier zum Fraße vorgeworfen.
VOICE – Der bessere Steem!
Dan hat nach all den schlechten Erfahrungen in der Steemit Inc. seine Lektion gelernt. Der Schöpfer hat vorgebaut. Wir können erwarten, dass sein VOICE zuverlässig genau das wird, was der Steem aufgrund seines schwachen, ängstlichen Partners Ned Scott nie werden konnte: Eine moderne Social Media-Plattform, wo der Blogger weder zur Ware wird noch zum Feigenblatt für visionsarme Renditekratzer. Für Dan Larimer ist der Blogger die treibende Kraft. Das Community bildende Individuum. Social eben. Genau so hatte sich Dan den Steem ausgedacht. Ich habe mich bei VOICE schon mal als Blogger ***vormerken lassen und bin gespannt. Diesmal bin ich von Anfang an bei Daniel Larimer dabei!
Auf Wiedersehen
Freunde, ich hoffe, wir werden uns alle dort wiedersehen und wieder viel unbeschwerten Spaß haben. Den Spaß, der uns von unersättlicher Raffgier vergiftet wurde. Bodenloser Dünkel führte sogar dazu, dass @jesta und @anyx längst auf EOS entwickeln. Wer den Steem kennt, kennt die beiden Witnesses. Ehemals fleißige Entwickler, Node- und Serverhelden des Steem. Ich vertraue ihrem Urteil. Sie haben sich, nach einer langen Phase großer Begeisterung für den Steem, schließlich gegen unsere Blockchain entschieden. Ich fürchte, liebe Blogger, da kommt bald niemand mehr von uns drum herum.
Edit: Nein, das ist nicht mein Abgesang. Ich bin noch immer STEEM-Hodler.
Foto aus dem Film June#1, von block.one.