Was hat die Deutsche Angst zu Investieren mit dem Satz gemeinsam, der mich wohl am meisten im Leben geprägt hat? Eine ganze Menge. Denn die Urangst des Deutsches von Investments ist beseelt von extremen Bullshitting. Mit kaum einem anderen Thema kann man so schnell bei Illuminaten oder anderen Weltverschwörungen landen. Die ganze Welt wartet ja nur darauf, dass Lieschen Müller ihr Geld investiert, um sie dann systematisch auszuplündern und von ihrem sicheren Geld befreit. Zeit einmal einen Blick darauf zu werfen.
In der Schule hörte ich regelmäßig von Lehrern, was ich alles nicht konnte. Mit den Sprachen klappte es einfach nicht so wie es sollte. Französisch war ständig ein Unterkurs, Englisch wäre nicht ausgeprägt und in Deutsch war der Elementarbereich unter aller Sau. Achso und ich solle Berufe meiden in denen es um Mathematik geht. Ich glaubte es lange.
Nun bin ich oft geneigt einige der alten Lehrer einmal heimzusuchen. Ich bin in internationalen Projekten unterwegs und oft wegen meines akzentfreien Englisch gelobt. Ich publiziere zumindest auf der Blockchain regelmäßig längere Texte und bekomme oft Anfragen um Texte z.B. wichtige Anschreiben von Freunden gegenüber Behörden oder Anwälten zu kontrollieren. Ich habe ein Informatikstudium mit Cum Laude abgeschlossen und vermutlich ein wesentlich größeres Einkommen als so manch meiner ehemaligen Lehrer.
„Das schaffst Du ja sowieso nicht!“ ist das, was die Gesellschaft uns immer wieder versucht einzureden. Man hat es mir damals in der Schule gesagt. Man hat es mir damals in der Ausbildung gesagt. Meine Eltern waren sich sicher, dass ich nie ein erfolgreiches Studium bestehen würde. Glücklicherweise habe ich einen sehr sturen Geist und habe es im Leben gelernt daraus Energie zu beziehen anderen Menschen ihren Irrtum aufzuzeigen.
Mit jeder Etappe an der man hätte scheitern können, blickte man danach zurück und stellte für sich fest, dass man es eigentlich selbst nicht geglaubt hatte und irgendwo insgeheim immer an das eigene Scheitern geglaubt hatte. Und entgegen jeder Erwartung stand man am Ende dann doch irgendwie am Ziel und hatte das vermeidlich Unmögliche geschafft. Genau an diesem Punkt blickt man dann nach vorne und geht einfach das nächste Unmögliche an…
Gerade dann, wenn man sich seiner eigenen Position bewusst ist und genau das Risiko abwägt, welches man eingeht, kann man auch entsprechend gut positionieren. Wenn man nichts zu verlieren hat außer einen Gesichtsverlust, dann ist das quasi nur ein innerer Dialog den man meistern muss und nicht irgend etwas über das man jahrelang den Kopf zergrübeln muss.
Das fiese daran ist eben, dass die meisten Menschen einen immer wieder sagen, was alles nicht möglich sei. Viele reiche Menschen sagen immer wieder, dass man sich nicht mit Pessimisten abgeben sollte, weil diese einen nur runter ziehen und Energie kosten. Als Pessimist bezichtige ich sie, dass sie unpräzise analysiert haben. Ich habe stets gerne einen Pessimisten im Team, der mir aufzeigt, welches Risiko einer Sache inne wohnt.
Denn gerade die vermeidlichen Optimisten („Man muss ja auch mal leben…“) sind immer jene, die insgeheim vom Scheitern reden. Sie sind blind und unfähig einen Blick auf die Karte zu werfen und Ausschau nach Möglichkeiten zu werfen. Für sie ist alles was jenseits von dem erreichten liegt ein Tal des Todes. Erst derjenige der auch mal hinterfragt, was wirklich im schlimmsten Fall passieren kann, erkennt darin allerdings auch erst Chancen.
Kommt, seid ehrlich! Wie oft habt ihr schon vor dem Spiegel gestanden und bei irgend einer Lebensentscheidung damit gerungen diese zu treffen. Soll ich wirklich meinen aktuellen Job aufgeben? Ich mag ihn zwar nicht, aber andereswo könnte es ja auch schlimm sein. Ich habe eine Idee von einer Selbstständigkeit, doch ich habe Angst, dass ich dabei scheitern könnte. Lieber bleibt man stets in der eigenen Komfortzone.
Nicht der Pessimist entzieht einem die Energie. Es ist die eigene Angst, die einen lähmt und unfähig macht Dinge in Angriff zu nehmen. Der Pessimist besitzt nur die Dreistigkeit einen darauf aufmerksam zu machen in dem er die schöne heile Welt kaputt macht. Doch am Ende ist es genau dieses innerliche „Das schaffst Du sowieso nicht!“, dass einen dazu verdammt auf Ewig auf der Stelle zu treten.
Wer auch immer sich einem solchen Kampf je gestellt hat, der weiß, wie schwer es ist mit Phobien zu leben und diese zu überwinden. Oft belächelt man ein wenig jene Menschen, die eine diagnostizierte Phobie haben. Da sei ja nur mal an die Arachnophobie gedacht unter der viele Menschen leiden und man als normaler Mensch nur irritiert darauf blickt und sich fragt, was sie eigentlich haben.
Es gibt aber auch viele verborgene Phobien, die den Betroffenen bewusst sind, allerdings den Normalen nicht. Ich denke da nur einmal an das gesamte Spektrum von sozialen Phobien. Was für die betroffenen eine Hölle sein kann, wird von Außenstehende oft als „er ist schüchtern“ oder sogar als Unfreundlichkeit abgestempelt. Erst wenn man solche Menschen dann näher kennen lernt, entdeckt man den Menschen dahinter und kann echte Kleinode finden, die man sonst vermutlich einfach aussortiert hätte.
Doch was ist, wenn es eben eine Angst in uns gibt, die wir selbst nicht bewusst sind und Anderen auch nicht. Wenn es wirklich so etwas wie eine undiagnostizierte gesellschaftliche Psychose gibt. Eben jenen kleinen Mann der im Ohr sitzt und einem stets ins Ohr säuselt, dass man es sowieso nicht drauf hat. Und weil jeder so einen im Ohre sitzen hat, können wir uns auch perfekt mit Freunden darüber unterhalten, was wir eigentlich alle nicht in der Lage sind zu schaffen.
Dann wäre es wirklich kein Wunder mehr, dass soviele Leute soviele sinnvolle Dinge einfach nicht tun und auch so eine Angst davor haben ins kalte Wasser zu springen und zu investieren. Nun ich selbst nehme mir regelmäßig Ziele vor von Dingen, die ich nicht schaffen kann. Dingen die ich unangenehm finde und eigentlich eher meiden würde. Ich zwinge mich aber regelmäßig dazu, sie doch zu tun, nur um genau diese verborgene innere Phobie regelmäßig zu überwinden.
Das muss gar nicht einmal etwas extremes sein. Für den einen ist es vielleicht Schwimmen zu lernen für den anderen ein Fallschirmsprung und wieder für einen anderen einfach nur einen Abend in einem bayrischen Bierzelt zu überleben. Dadurch das man sich selbst zeigt, dass man sich aufraffen kann und in kleinen Schritten solche Hürden überwindet, bekommt man erst den Mut auch größere Dinge in Angriff zu nehmen.
Und man kann dabei immer noch Eindrücke sammeln und seinen Horizont erweitern. Vielleicht werden die eigenen schlimmsten Befürchtungen ja bestätigt oder sogar noch übertroffen. Aber dann weiß man ganz genau, warum man es nicht mag und hat nicht mehr nur ein gedankliches Gefängnis, dass einem daran hindert.
Spreche ich mit Freunden über meine finanziellen Ziele und das ich nicht bis zum Rentenalter arbeiten werde, werde ich immer traurig angeguckt. Wie soll man das den nur schaffen? Du hast ja kein großes Vermögen! Inzwischen lächel ich immer nur noch, weil ich zwar kein großes Vermögen habe, aber eines das weit über dem liegt, dass die meisten Deutschen zum Ende ihres Lebens hin haben.
Ein solches Ziel kann man nicht so leicht erreichen wie den Sprung aus einem Flugzeug. Es ist ein Marathon, der aus vielen kleinen Etappen besteht und an jeder einzelnen kann man scheitern und aufgeben. Eben genau dann, wenn einem die Zweifel wieder in den Geist kommen. Nur wenn man sich regelmäßig dagegen immunisiert, kann man bestehen und weiter machen.
Und höre ich Aussagen wie „Ich habe ja sowieso kein Geld“, dann finde ich das immer sehr traurig. Denn es sind in meinen Ohren die Worte eines Menschen, der nie das Haus verlässt aus Sorge, dass ihm etwas auf der Reise zustoßen könnte. Nein, sich vorzunehmen Millionär zu werden ist dumm. Man rennt ja auch nicht den Mount Everest einfach so hoch, nur weil man etwas joggen gewesen ist.
Man kann sich ja auch ein kleineres Ziel setzen und dieses einfach erst einmal in Angriff nehmen und Erfahrungen zu sammeln. Oft werde ich dann gefragt, wie so etwas den aussehen sollte. Nun versuche doch einfach mal dein Netflix-Abo mit Hilfe von Dividenden zu decken. Wenn dies gelingt, kannst Du den Rest deines Lebens fröhlich Serien schauen und Dich im Selbstmitleid suhlen, dass Du an irgend etwas gescheitert bist.
Die meisten, die ein solches (durchaus schon ambitioniertes!) Ziel geschafft haben, sind dann am Ende allerdings auch dabei geblieben und haben sich gefragt, ob sie noch etwas Anderes schaffen können. Vielleicht ja noch den Fitnessclub oder das regelmäßige Schwimmen decken. Und von dort aus dann immer wieder sehen, wie es weiter gehen kann. Irgendwann steht man dann an einem Punkt und ist erstaunt, was alles möglich gewesen ist.
„Du schaffst das ja sowieso nicht!“ ist einer der dümmsten Sätze, die man in dieser Welt sagen kann. Dabei spielt es keine Rolle, ob wir dies zu jemand anderen sagen oder uns selbst sagen. Wer so lebt, gibt sich einer Angst preis, die er sich nicht einmal bewusst ist und wird sich ein Leben lang wundern, warum immer nur andere Erfolg haben.
Nehme Dir also einfach mal ein Ziel vor. Gehe irgendwo wandern und blogge hier darüber. Lese ein neues Buch. Schaue Dir etwas an, dass Dich interessiert. Lerne ein neues Hobby. Am Ende spielt es keine Rolle was man macht. Wichtig ist nur, dass man dem Säuseln in seinem Ohr mit aller Sturheit entgegentritt…