Ich war mal wieder viel zu früh dran – wie immer pünktlicher als die Glocken vom Stephansdom! Also schlenderte ich Richtung Café Prückel und schnappte mir ein Plätzchen unter ’ner alten Platane, gleich ums Eck.
Die Blätter rauschten, Wien summte, und ich schaute dem Treiben zu: Touristen knipsten Selfies wie Weltmeister, ein paar Fiaker mit ihren Pferdekutschen waren im Straßenbild so selbstverständlich wie der Duft von Apfelstrudel. Die Platane flüsterte mir fast schon Wiener Lieder ins Ohr, während ich wartete.
11 Uhr – Überraschung! Mein Bekannter (@stayoutoftherz) tauchte genau im selben Moment im Café auf wie ich, als hätten wir’s choreografiert. Zwei Mann, ein Ziel: das Café Prückel! Wir wurden zu unserem reservierten Tisch geführt (Tipp: unbedingt reservieren!), und ich fühlte mich sofort wie in ’ner Zeitmaschine. Das Prückel war kein klassisches Kaffeehaus mit dunklen Holzpanelen und Samtvorhängen, sondern ein Retro-Traum aus den 50ern. Die Renovierung hatte es in sich: glitzernde Kristallkronleuchter funkelten wie die Augen von ’nem Kind vorm Kaiserschmarrn, hohe, helle Wände klangen fast nach Opernmelodie, und die Stühle plus Bänke sahen aus, als hätten sie in ’nem alten James-Dean-Film ’ne Nebenrolle gehabt. Der Boden? Kunststoff, aber irgendwie cool – er gab so ’nen Retro-Knarz, der perfekt passte. Elegant, aber nicht eingebildet, ein echter Star der Wiener Kaffehauskultur mit ’nem 50er-Jahre-Twist.
Erst schauten wir uns die Auswahl der süßen Köstlichkeiten in den Vitrinen an
dann setzten wir uns, und die Karte rief zu mir: „Kaiserzeit, Baby!“ Ich entschied mich für ’nen Maria-Theresia-Kaffee, weil ich Lust auf was Edles hatte. Der kam so: ein kräftiger Mokka, ein Schuss Orangenlikör (meist Cointreau, der machte den fruchtigen Zauber), und oben drauf ’ne Sahnehaube, die so perfekt war, dass ich sie fast heiraten wollte. Manchmal gab’s noch Orangenschale oder Zuckerkristalle als Bonus – je nach Barista-Laune - bei mir heute leider nicht. Was hob ihn ab? Gegen ’nen Einspänner (Espresso mit Sahne im Glas) hatte er diesen fancy Orangenlikör, der ihn süß und majestätisch machte. Fazit: Der Maria Theresia war mein Kaffee, wenn ich wie ’ne Kaiserin denken, aber trotzdem entspannt bleiben wollte.
Zum Essen wurde es knifflig. Ich schwankte wie ein Poet zwischen Kaiserschmarrn mit Zwetschkenröster und Kaiserbuchteln mit Vanillesauce. Der Schmarrn war dieser fluffige, zerrupfte Pfannkuchen, leicht karamellisiert, mit Rosinen (manchmal, je nach Rezept) und ’nem Zwetschkenröster, der süß-säuerlich meine Seele umarmte. Die Buchteln? Weiche Hefeknödel, oft mit Powidl gefüllt, die in warmer Vanillesauce schwammen wie kleine Glückswolken. Ich nahm den Schmarrn, weil er so wild und lebendig war wie unsere Gespräche. Und der Zwetschkenröster? Ein Gedicht, sag ich dir – süß, säuerlich, wie ’ne Liebeserklärung an Wien. Mein Bekannter war da eher puritanischer unterwegs und nahm eine Wiener Melange und eine Esterhazy Schnitte.
Während wir unseren Kaffee schlürften und ich den Schmarrn in mich reinschaufelte, tauchten mein Freund und ich in ’nen philosophischen Gedankenaustausch ab. Wir redeten über alles: den Sinn des Lebens, die Liebe, was ich in Wien mir noch so alles anschauen muss und ob das Universum vielleicht doch ’ne Sachertorte sei - ok - das letzte habe ich mir gerade ausgedacht;-). Das Prückel war die perfekte Kulisse: die Kronleuchter glitzerten wie unsere Ideen, die Kellner schwebten wie Philosophen mit Tabletts, und der Retro-Vibe gab uns das Gefühl, als wären wir in ’nem alten Film über Wiener Intellektuelle. Ich fühlte mich wie Freud und Nietzsche in einem, nur mit besserem Kaffee.
Nach dem letzten Schluck Maria Theresia und ’nem zufriedenen Schmarrn-Patscher (mein Bauch sagte Danke) beschlossen wir, noch ’nen kleinen Spaziergang zu machen. Wir schlenderten durch den Wiener Stadtpark nebenan, vorbei an Blumenbeeten, schnatternden Enten und dem goldenen Johann-Strauß-Denkmal, das glänzte, als würd’s uns zujubeln. Die Sonne schien, die Luft roch nach Frühling, und wir quatschten weiter, während wir zu seinem Auto schlenderten. Ich glaub, wir retteten die Welt nicht, aber hatten zumindest ’nen perfekten Vormittag.
Bis zum nächsten Café -Treff in Wien mit BeeSmart