Am vergangenen Donnerstag, als Wien sich in eine tropische Sauna verwandelte und selbst die Tauben am Brunnen nach Schatten suchten, war ich auf dem Weg ins Kabarett Niedermeier – letzte Vorstellung vor der Sommerpause, das große Zusperrfest! Da ich noch etwas Zeit hatte (und ehrlich gesagt auch ein bisschen flüssige Abkühlung brauchte), verschlug es mich in die Fromme Helene im Herzen der Josefstadt.
Schon beim Eintreten fühlte ich mich wie in eine andere Zeit versetzt: Holzvertäfelung, knarrender Boden, der Geruch von Geschichte und Kaffee – ein echtes Wiener Kaffeehaus mit Charakter. Die Wände waren tapeziert mit Theaterplakaten und Porträts von Bühnen- und Fernsehgrößen. Kein Wunder, der Inhaber ist der Sohn von Peter Vogel und Gertraud Jesserer – Schauspielerblut fließt da offenbar auch durch die Einrichtung.
Leider war kein Platz im schattigen Innenhof – ein echter Geheimtipp an heißen Tagen – deshalb ließ ich mich innen direkt neben einen aufgestellten Ventilator nieder und bestellte mir eine Soda-Zitrone, die mir das Leben rettete. Beim Durchblättern der Speisekarte blieb mein Blick an einer süßen Versuchung hängen: Topfenmarillenknödel in Butterbröseln. Für alle Nicht-Wiener: Das sind flaumige Knödel aus Topfenteig (Quark für die Deutschen), gefüllt mit saftigen Marillen (Aprikosen), liebevoll in buttrigen Semmelbröseln gewälzt und mit Staubzucker gekrönt. Ein Dessert, das Engel singen lässt.
Zwei große, noch leicht warme Knödel landeten vor mir – und kurz darauf in meinem glücklichen Magen. Zum Abschluss gönnte ich mir noch einen kleinen Braunen, der mich endgültig wach und bereit für das Kabarett machte.
Die Fromme Helene ist kein Ort, den man einfach nur besucht – man erlebt ihn. Und ich komme definitiv wieder. Vielleicht dann auch für etwas Deftiges. Aber nur, wenn’s unter 30 Grad hat.