Auf einer Kräutertauschbörse im Internet meinte ein junger Typ zu mir, dass er vor einigen Tagen von einer Frau geträumt hat, die exakt so aussah wie ich, und Beifuß geflochten hätte.
Vielleicht tummel ich mich in Träumen anderer.
Familie
Der Beifuß gehört zu den Korbblütlgewächsen Asteraceae, so wie der Löwenzahn und die Goldrute.
Genauer gesagt, gehört der Beifuß zur Familie Artemisia, wozu auch Wermut und Estragon gehören. Es existieren rund 500 Artemisia-Arten.
Volkstümliche Namen
- Beinweichkraut
- Besenkraut
- Bibiskraut
- Buckell
- Dianakraut
- Fliegenkraut
- Frawenkraut
- Gänsekraut
- Gemeiner Beifuß
- Gewürzbeifuß
- Gürtelkraut
- Hebammenkraut
- Johannisgürtelkraut
- Jungfernkraut
- Machtwurz
- Mugwurz
- Mutterkraut
- Sonnwendgürtel
- Sonnenwendkraut
- Schosswurz
- Stabkraut
- Thorwurz
- Weiberkraut
- Werzwisch
- Wilder Wermut
- Wisch
Namensherkunft
„Artemisia“ bezieht sich vermutlich auf die griechische Göttin Artemis, die jungfräuliche Göttin der Jagd und Schutzpatronin der Frauen.
„vulgaris“ (lat.) = „gewöhnlich
So wächst das Kraut gewöhnlich "bei Fuß".
Mythologie/Geschichte
Der Beifuß wurde als "die Mutter aller Pflanzen" verehrt.
Im alten Ägypten war der Beifuß der Isis geweiht und wurde als Ritualpflanze bei Umzügen verwendet.
Bei Persern und Griechen war Beifuss der Göttin Artemis geweiht.
Artemis, griechische Göttin der Jagd, des Waldes, des Mondes und schützte im antiken Griechenland die wilden Tiere und war Geburtshelferin der Frauen als „Schutzgöttin der Gebährenden“, weshalb der Beifuß im alten Griechenland zur Erleichterung von Geburten verwendet wurde.
Diana, römische Göttin des Waldes, der Jagd, des Mondes und der Geburt, Beschützerin der Frauen und Mädchen. Der römische Gelehrte Plinius (100 n.Chr.) sagte bereits „verspüre keine Müdigkeit, wer sich ein Büschel des Krautes an den Fuß bindet.“ Die Römer nannten den Beifuß auch Diania, da es der Göttin Diana geweiht war und auch hier zur Geburtsförderung verwendet wurde.
Diana und Artemis werden oft gleichgestellt.
[Bild von einer sehr netten angehenden Comiczeichnerin auf Telegram] Mutter Erde
Der germanische Gott Thor besaß einen Gürtel aus Beifuß, genannt Megingjardr, der seine Kräfte verstärken sollte. Auch sterbliche Menschen sollten durch Beifuß-Gürtel gestärkt werden. Solch ein Gürtel muss zur Sommersonnenwende (21.6.) geflochten werden, um seine volle Kraft entfalten zu können.
Der Beifuß wurde als Gürtel geflochten und um die Hüfte gelegt. Damit sprang man über das Feuer und bat darum, alle Krankheiten und alles Übel von einem zu nehmen. Am Schluss des Sonnenwendfestes verbrannte man solch ein Sonnenwendgürtel im Feuer. Dadurch sollte alles Schlechte verbrannt werden.
Bei diesem großen und wichtigen Jahreskreisfest, dass in den nordischen Ländern immer noch unter dem Namen Mittsommernacht gefeiert wird, spielt der Beifuß also eine wichtige Rolle.
Die Wurzel des Beifußes wurde als Amulett getragen, um die Kraft zu verstärken.
Bereits in der Antike war es als heilkräftiges Kraut bekannt und wird von sämtlichen großen Heilkundigen berichtet. So findet man Aufzeichnungen von Hippokrates, Plinius, Galenos und später von Hildegard von Bingen, Paracelsus.
Beifußwein nach Paracelsus:
1-2frische Beifußpflanzen (mit Wurzel) vor der Blüte (ca. Juni) zerkleinert mit ca. 800ml Weißwein ansetzen. 2 Wochen ziehen lassen. Im Bedarfsfall 2 kleine Gläser einnehmen. Wirkt schweißanregend, verdauungsfördernd, beruhigend.
„Erinnerst du dich, Beifuß, was du verkündest,
Was du anordnest in feierlicher Kundgebung,
Una heißt du, das älteste der Kräuter;
Du hast Macht gegen drei und gegen dreißig,
Du hast Macht gegen Gift ind Ansteckung,
Du hast Macht gegen das Übel, das über das Land dahinfährt.“
Dieses Zitat stammt aus einem angelsächsischen Neunkräutersegen aus dem 11. Jahrhundert.
Die Ärzte Hufeland und Rademacher setzten Beifuss im 19. Jh. zur Behandlung der Epilepsie ein.
Nach der Signaturenlehre ist der Gewöhnliche Beifuß den Planeten Venus und Saturn, den Organen Magen, weiblichen Organen und den Elementen Erde und Feuer zugeordnet.
Fußsoldaten lagen Beifuß in die Sohlen um Blasen, Schrunden und offene Wunden zu verhindern.
So nahm man an, dass Beifuß die Ausdauer, Geschwindigkeit und Leistung beim Laufen steigert.
Ein mit Beifuß gefülltes Kissen soll zu Wahrträumen verhelfen. Auch bei Astralreisen soll Beifuß Unterstützung bieten.
In Form von Tee, Räucherungen oder aufgehängten Sträußen galt der Beifuß in vielen Gegenden der Welt als Schutzmittel gegen Krankheiten, wilde Tiere oder schädliche magische Einflüsse und soll bei Weissagungen helfen.
Weiter gilt der Beifuß als sogenanntes „Reisekraut“, das bei traditionellen Kulturen immer dann Verwendung findet, wenn eine Verbindung mit der jenseitigen Ahnenwelt aufgenommen werden soll.
Die Moxa-Therapie der Traditionellen Chinesischen Medizin ist nur eines von vielen Beispielen.
Beim sogenannten „Moxen“ werden Akupunkturpunkte durch Erwärmung mit getrocknetem, glimmendem Beifuß gereizt. Anders formuliert wird das getrocknete Kraut zu Stangen (Moxazigarren) gepresst, die über Akupunkturpunkte gesetzt und angezündet werden.
Der einjährige Beifuss (Artemisia annua) wurde in China als 2000 Jahre altes Heilmittel zur Behandlung von Malaria wiederentdeckt.
Beifuß spürt Krebszellen auf.
Welche Mythologie findet ihr am interessantesten?
Blütenessenz
- in die weibliche Kraft kommen
- Mut
- neues wagen
Inhaltsstoffe
- Ätherische Öle (Cineol, Kampfer, Thujon) (treten hervor bei Zerreiben der Blätter und Blüten)
- Bitterstoffe (z.B. Sesquiterpenlactone)
- Cumarine
- Flavonoide
- Flavonolglykoside
- Gerbstoffe
- Glycoside
- Inulin
- Karotinoide
- Mineralstoffe: Kalzium, Kalium, Phosphor und Eisen
- Terpensäuren
- Trunasin (zyanogenes Glycosid)
- Vitamin A, B, C
Wirkungen
- antioxidativ
- antimykotisch
- austreibend
- antibakteriell
- appetitanregend
- durchblutungsfördernd
- entspannend
- geburtserleichternd, wehefördernd
- galletreibend
- harntreibend
- keim- und pilzhemmend
- krampflösend
- kreislaufstärkend
- menstruationsbeschleunigend
- stärkend
- verdauungsfördernd
- wurmtötend
Anwendungsgebiete
- Blasenbildung
- Blasenentzündung
- Blähungen
- Chronische Eierstockentzündung
- Durchfall (chronisch)
- Frauenheilkunde
- Geburt
- Gebärmutterkrämpfe
- Gallenschwäche
- Hämorrhoiden
- Kalte Füße
- Kalte Hände
- Müde Beine
- Muskelkater
- Mundgeruch
- Neuralgien
- Nervenanspannung
- Periodenschmerzen
- Schlafstörungen
- Unruhe, Angst
- Übelkeit
- Verdauungsschwäche
- Wechseljahresbeschwerden
- Zahnfleischentzündungen
Anwendungsbeispiele
Fußbäder: über die Füße entgiften
3 Handvoll Beifuß (frisch oder getrocknet) + 250 ml kaltes Wasser
Kraut mit kalten Wasser im geschlossenen Topf erhitzen und etwa 5 min köcheln. Dann durch ein Sieb in eine Schüssel gießen und mit Wasser aufgießen bis eine angenehme Temperatur erreicht ist. Das Fußbad hilft bei kalten, ermüdeten Füßen und Kopfschmerzen, die durch Verkrampfungen entstanden sind.Tee: Wirkung stärker auf körperlicher Ebene; Beifuß ist auch in meinem 1. Phase Zyklustee
Tinktur
Gewürz in Fleischspeisen: Ente, Gänse, Hammel, Schwein
Traditionell noch heute wird der Beifuß auf die fette Weihnachtsgans zubereitet.Eierspeisen
in Kombination mit Knoblauch, Schnittlauch und Bärlauch gut
Räuchern: Ziel ist es, die Lebensenergie „Qi“, welche auf den Meridianen verläuft und alle Organe miteinander verbindet, wieder zum Fließen zu bringen.
Außerdem wird der Beifuß bei Tod oder Geburten geräuchert um den Übergang zu erleichtern.
Verbindung des Pflanzengeistes mit deinem GeistMundspülung
Beifußzweige vertreiben Motten, daher wurden sie früher in Schränke und Truhen gelegt. Einzeln oder gemischt mit einem anderen Kraut wie Lavendel, Waldmeister, Honigklee, Minze lassen sich duftende Kräuterkissen kreieren, die Motten abwehren und gleichzeitig der Wäsche einen frischen Duft verleihen.
verwendete Pflanzenteile
- das ganze Kraut
- Wurzel
Merkmale
- Wuchseigenschaften: mehrjährige Pflanze, die von Jahr zu Jahr größer wird
- Wuchsgröße: 2 m Höhe, 50 cm Breite
- Boden: sehr anspruchslos, kommt mit steinigen und trockenen Boden klar, stickstoffreich
- Stängel: hart, kantig, starr, meist rotbraun überlaufen und aufrecht, leicht behaart, von unten verholzend
- Blätterform: doppelt gefiedert, mit gesägten Abschnitten
- Blattgröße: 5-10 cm lang und 8cm breit
- Blätter stehen wechselständig am Stängel
- Blattfarbe: Oberseite dunkelgrün, Unterseite weißgrau behaart
- Blütenfarbe: gelb, rotbraun
- Blütengröße: 2-3mm und unscheinbar
- Geschmack: bitter-aromatisch
- Duft: Beim Zerreiben ein leicht balsamischer Duft
Vorkommen
- Europa
- Asien
- Nordamerika
- Grönland
- Nordafrika
Fundorte
wächst auch auf Höhen von bis zu 2000 m
- Brachflächen und Ödland
- Bahntrassen
- sandige Flächen
- Schuttflächen
- Ufer
- Waldränder
- Wegrändern
- Wiesen
Sammelhinweise
- Aussatzeit: April/Mai
- Blütezeit: Juni - September
- Sammelzeit: Kraut im Juli/September, Wurzel Spätherbst
- Sicherheitshinweis:In der Früh-Schwangerschaft nicht verwenden, da er Fehlgeburten auslösen kann.
Schon lange ist der Beifuß als mächtiges Frauenheilkraut bekannt, welches die Menstruation regeln, die Fruchtbarkeit stärken, die Geburt erleichtern und auch die Nachgeburt fördern kann, aber auch dazu diente Schwangerschaften abzubrechen. Daher war der Beifuß gebräuchlich unter den Hebammen.
Also: Absprache mit einer Hebamme oder Erfahrenen!
Verwechslungsgefahr!
- Wermut: auch essbar und bitter, Blätter sind feiner gefiedert und von beiden Seiten weiß
- Eisenhut: tödlich, Blätter ähneln dem Beifuß, jedoch Blattunterseite NICHT flaumig weiß
Andere Beifuß-Arten
- Der einjährige Beifuss (Artemisia annua) aus China, ein naher Verwandter des europäischen Beifusses, hilft selbst in schweren Fällen gegen Malaria.
- Die Beifuss-Ambrosie ist eine entfernte Verwandte des Beifusses. Sie ist ein gefürchteter Allergie-Auslöser. Beifuss-Ambrosie kann sogar die generelle Neigung zu Allergien aktivieren.
- Europäischer Beifuß (Artemisia vulgaris var. vulgaris)
- Indisches Moxakraut (Artemisia vulgaris var. indica)
- Ligurischer Beifuß (Artemisia vulgaris var. ligurica)