Liebe Hivianer,
aus sicherer Quelle wusste ich bereits vor drei Jahren, dass das BKA irgendwie eine Backdoor für das Mitlesen von Telegram-Nachrichten hatte. Damals konnte ich mir das technisch zumindest nicht vorstellen und hatte die Gegenfrage, ob es mit einem Trojaner bewerkstelligt wird. Meine Polizeiquelle (war mit Auslandsdelikten befasst) konnte das so genau nicht sagen, wusste aber, dass nur wenige Spezialisten beim BKA überhaupt wissen wie man sowas technisch löst.
Um so überraschter war ich gestern, dass Telegram eine anonyme Umfrage gestartet hat, ob deutsche Behörden, insbesondere das BKA, Daten von bestimmten Nutzern weitergeben darf. Diese Umfrage betrifft nur deutsche User.
Einerseits interessant zu sehen, dass Telegram seine Nutzer zu so einem wichtigen Thema befragt, aber andererseits erschreckend zu sehen, dass Telegram bereits Daten weiterreicht.
Nach ca. 1/2 Minute hatte ich mich für Option 3 im Bild oben entschieden. Ich möchte zwar auch die Welt ein wenig besser machen, aber in diesem Fall trete ich die Aktion an jemanden anderen ab, den ich weder kenne noch einschätzen kann. Ergo kann ich mit meiner Entscheidung hier wenig bewirken. Zumal für mich der Staat der gefährlichere Terrorist ist. Und da es ihm obliegt zu definieren wer Terrorist ist und wer nicht, hat sich für mich nur Option 3 ergeben.
Heute ist der Typ Terrorist, der mit einem Messer durch eine Fußgängerzone läuft oder wild um sich schießt. Und morgen sind es Menschen, die ihre Meinung auf Plattformen wie Hive frei äußern oder auf dem Schwarzmarkt dringend benötigte Dinge handeln.
Nach über 24 h und 1,8 Mio Abstimmungen sieht es nun so aus, als ob der Gerichtsbeschluss für die Nutzer das berechtigte Mittel ist, um Daten herauszugeben.
Meine Empfehlung: Wer sich nicht mehr sicher ist, ob Telegram für ihn das Richtige ist, der greife zu Signal.
Der vollständigkeithalber zitiere ich hier den Text des Telegram-Teams:
"Wir, das Telegram Team, bitten dich uns deine Meinung mitzuteilen, wie die Daten der deutschen Telegram-Nutzer mit den deutschen Behörden, einschließlich der deutschen Polizei (BKA), geteilt werden können (oder nicht).
Telegram gibt niemals Informationen über deine Chats oder Kontakte an Dritte weiter, auch nicht an staatliche Einrichtungen.
Um trotzdem den Missbrauch unserer Plattform durch terroristische Gruppen zu verhindern, erlaubt uns unsere aktuelle Datenschutzerklärung seit 2018, IP-Adressen und Telefonnummern von Terrorverdächtigen auf Anfrage der Regierung, die durch einen Gerichtsbeschluss gestützt wird, offenzulegen.
Wir führen diese Abstimmung durch, um herauszufinden, ob unsere deutschen Nutzer unsere aktuelle Datenschutzerklärung unterstützen oder ob sie die Zahl der Fälle, in denen Telegram potenziell Daten an Behörden weitergeben kann, verringern oder erhöhen möchten. Wir stellen drei Optionen zur Wahl.
OPTION 1: Keine Änderungen. IP-Adressen und Telefonnummern von Terrorverdächtigen darf Telegram weiterhin nur aufgrund einer Gerichtsentscheidung weitergeben. Diese Option ist bereits in der aktuellen Datenschutzerklärung von Telegram enthalten.
OPTION 2: Auf Anfrage der deutschen Polizeibehörden darf Telegram IP-Adressen und Telefonnummern von Verdächtigen schwerer Straftaten offenlegen, auch wenn diese nicht durch eine Gerichtsentscheidung gestützt ist. Diese Option wäre, sofern sie Zustimmung findet, komplett neu für Telegram und erfordert deswegen eine Änderung unserer Datenschutzerklärung für Nutzer aus Deutschland.
OPTION 3: Unter keinen Umständen darf Telegram Nutzerinformationen weitergeben, inkl. IP-Adressen und Telefonnummern von Terrorverdächtigen. Wenn diese Option unterstützt wird, ändert Telegram seine Datenstruktur und die Datenschutzerklärung für Nutzer aus Deutschland.
Nur Nutzer, die mit deutschen Telefonnummern registriert sind, können an der Umfrage unten teilnehmen. Wir haben alle Telegram-Nutzer in Deutschland über diese Umfrage informiert. Die Umfrage bleibt bis zum 5. September, 12:00 Uhr deutscher Zeit (UTC+2), geöffnet."