Prinzipiell ja, dann aber nein. Die harte Unterscheidung zwischen Kompromissen und moralischer Integrität ist in den meisten Fällen eine falsche Dichotomie. Das ist zwar nur meine Meinung, aber ich glaube in der Realität ist es komplizierter. Verrat und Ideal scheinen da oft austauschbar, gerade wenn wir von entgegen gesetzten Sichtweisen sprechen. Für die Einen ist ein Pazifist ein Verräter, für die Anderen ein Idealist.
Ich persönlich glaube immer mehr, dass die meisten Menschen überhaupt gar kein konsistentes Wertesystem haben, das einer genaueren Betrachtung standhalten könnte. Deswegen dann die Denkverbote, die Schwarz-Weiß-Unterscheidungen und so weiter. Der Appell an den vermeintlichen Idealismus dient hier oft nur der Gefügigmachung. Oft würde ein funktionierendes Gedächtnis reichen, um die vorgeschobenen Werte als das sehen was sie sind. Ein Mittel zum Zweck, Propaganda, Steigbügelhalter für Interessen.
Nimm Gott. Wie soll ich die Frage nach dessen Existenz sinnvoll beantworten, wenn ich nicht weiß was mit dem Begriff eigentlich gemeint ist? Reden wir von der gleichen Sache? Und woher wollen wir das wissen? Es nicht wissen zu wollen wäre ignorant. Vor Allem Bezug darauf, dass du dir über deine eigene Prinzipientreue gar nicht gewiss sein kannst, wenn du deine Prinzipien gar nicht kennst. Sicher könnte man das fehlende Verständnis an einen Priester auslagern, der für dich versteht und dich anleitet, aber dann besteht eben wieder die Gefahr der Instrumentalisierung. Oder eben den Machtmissbrauch.
PS: Ich bin mir über die Ironie des Beitrags bewusst. Im Sinne dessen, dass ich selber irgendwie vage bin und Begriffe nicht ausreichend definiere. Ich bin mir nicht sicher ob sich das jetzt um einen Verrat an meinen Idealen handelt, oder doch nur einen Kompromiss.
RE: Kompromiss oder Kapitulation