Es ist soweit: Mobilfunkdaten werden nun offiziel zum Tracking großer Bevölkerungsteile genutzt. Dass es technisch möglich ist, sollte jedem wachsamen Bürger spätestens seit den Enthüllungen von Edward Snowden klar sein. Dass solche Daten öffentlich in einer großen deutschen Tageszeitung abgedruckt wird, ohne medialen Aufschrei von Datenschützern, ist neu.
Die Welt am Sonntag publizierte am 15. November auf Seite 58 Schaubilder, die aus Daten des "Complex System Lab" stammen. Forscher nutzen dazu anonymisierte Daten von "Telekom und Telefónica", um Bewegungsprofile anzufertigen. Damit soll die Einhaltung von lokalen Lockdowns nachvollzogen und kontrolliert werden.
Mobilfunkdaten sind jedoch NIE anonym, maximal pseudonym. Seit mehreren Jahren muss sich jeder Mobilfunknutzer ausweisen. Eine SIM-Karte auf die Hand nur mit Bargeld bezahlt, gibt es schon lange nicht mehr. Das heißt: Die Mobilfunkanbieter wissen genau, welcher Kunde sich gerade in welcher Funkzelle aufhällt und können diese Daten auch in großen Mengen auswerten oder zumindest als pseudonomysierte Rohdaten weitergeben.
Wird diese Methodik vom Staat stärker genutzt, könnte man sehr detailliert Landkreise herausfischen, die Lockdowns sehr lasch umsetzen. Ein Anruf beim jeweiligen Polizeiobermeister genügt dann, um mehr Druck zu machen.
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