Auch wenn man manchmal glaubt, eine Gegend schon sehr gut zu kennen und alles gesehen zu haben, was denn dort sehenswert zu sein scheint, wird man glücklicherweise immer wieder eines besseren belehrt. Denn es gibt dann doch hinter dieser einen Ecke, hinter die man bisher nicht geschaut hatte, oder am Ende der einer Straße, welches man bisher nicht gefahren ist, doch noch etwas zu entdecken, was einem bisher irgendwie entgangen war. Wahrscheinlich handelt es dann eher nicht um eines der sieben Weltwunder, aber es könnte sich doch lohnen, dort einmal vorbei zu gehen und zu schauen, was es denn dort zu sehen gibt.
Genau so erging es uns auch neulich, und wir waren am Ende richtig froh, unserer Nase gefolgt zu sein. Eigentlich war ich an jenem Tag erst in ziemlich schlechter Stimmung gewesen, welche sich dann aber schnell aufhellte, und ich unseren kleinen Ausflug auch richtig genießen konnte.
Wir waren auf dem Weg nach Yasuda, einer kleinen Ortschaft in der Agano-Ebene kurz bevor die Berge anfangen, und unser Ziel war die "Kawara-Road" 瓦ロード. Das japanische Wort "Kawara" heißt ins Deutsche übersetzt "Dachziegel", und genau solche wollten wir uns dann diesem Tag anschauen.
Nun ja, nicht dass die meisten Leute beim Wort Dachziegel in Begeisterung ausbrechen würden, hierbei handelt es sich wohl eher um einen nüchternen Gebrauchsgegenstand, welchen man sich nur in Standardausführungen vorstellt. Aber vorweg stellen möchte ich, dass japanische Dächer den mir bekannten europäischen Dächern zumindest in Sachen von Ästhetik doch etwas voraus haben, und mit daher auch ein wenig in Sachen Exotik punkten können. Und hier in Yasuda soll eines der Zentren der japanischen Dachziegelproduktion sein, dem wir nun auch einmal einen Besuch abstatten wollten.
Eigentlich waren wir schon oft ganz in der Nähe gewesen, führt doch ganz nah eine der großen Hauptstraßen vorbei, welche uns schon viele Male in andere Landesteile gebracht hatte. Aber irgendwie ist die Yasuda Kawara-Road doch immer unserer Aufmerksamkeit ausgewichen. Oder hatten wir sie einfach nur ignoriert? Diese Frage wird wohl unbeantwortet bleiben.
Bei der Kawara-Road handelt es sich um eine etwa 1 km lange Straße an der unter anderen eine Reihen von Dachziegelfabriken zu untergebracht sind. Besucher können bei einem Spaziergang eine Kawara-Werkstätten und auch verschiedene interessante Kawara-Dekorationen bewundern.
Das ganze Kawara-Gebiet war nicht groß und auch wer zuvor nicht auf die gezeigte Karte geschaut hatte, konnte sich eigentlich gar nicht verirren. Spätestens bei diesem Wegweise wusste man wieder, wo der Weg entlang führte.
Entlang der Kawara-Road lagen wie gerade erwähnt einige Höfe, auf denen Dachziegel hergestellt und ausgestellt wurden. Die aus Lehm gebrannten Dachziegel sind an sich nicht wirklich eine Sensation, aber mit ein bisschen Fantasie kann man aus diesem Werkstoff nicht nur simple Dachziegel herstellen, sondern sich spielerisch ein wenig austoben und künstlerisch verewigen. Und genau diese verspielte und künstlerische Seite der Kawara-Ziegel galt es nun zu entdecken.
Dass Dachziegel nicht auf das Dach gehören, sondern auch Außenwände schmücken können, haben wir dabei auch schnell gelernt. Eine gar nicht so schlechte Idee, um insbesondere alte Häuser wieder ein wenig aufzuhübschen. Und wir wussten dadurch auch sofort, dass wir hier an der richtigen Stelle waren und nicht einfach so schnell vorbei laufen sollten.
So da wären wir. Hier gibt es die erste kleine Ausstellung von Kawara, welche uns als Pyramiden aufgetürmt präsentiert werden. Auf den Dächern vieler japanischer Häuser gibt es oft auch einiges an Verzierungen zu entdecken, oft in Form von Tiergestalten
Auch Dämonen spielen in Japan eine ziemlich große Rolle und diese kann man überall im Land in den verschiedensten Formen finden. Sie dienen meist dazu, Unheil und Gefahr abzuwenden, und den Ort, an dem sie anzutreffen sind, zu beschützen. So wie dieser kleine Bursche, welche stolz auf seinem Podest thront, hinter sich eine Wand mit Dachziegeln, auf denen sich viele Menschen persönlich verewigen durften.
Schon von etwas weiter weg konnte man diesen Schornstein sehen, welcher früher auch zur Ziegelproduktion gebraucht wurde.
Heute ist der Backsteinschlot ein stiller Zeuge der Geschichte dieses Ortes, und hat wohl schon viele Besucher kommen und wieder gehen gesehen.
Auf unserem Spaziergang kamen wir an einigen Kawara-Fertigungsstätten vorbei, welche meist rundherum mit Ziegeln verkleidet waren. Wir bereits vorher erwähnt, erhöht dies die Attraktivität der alten Gebäude ungemein und dient wohl auch als Aushängeschild für die jeweilige Firma.
Das hier fleißig Ziegel produziert werden, zeigten auch die vielen Lagerstätten, die oft auch außerhalb der Gebäude zu finden waren.
Demons also play quite a big role in Japan and you can meet them in various forms all over the country. They usually serve to avert disaster and danger, and to protect the place where they are found. Like this little fellow, who is proudly enthroned on his pedestal, behind him a wall of roof tiles on which many people have been left some personal mark.
Even from a little further away, you were able to see this chimney, which was in former times used for brick production.
Today the brick chimney is a silent witness to the history of this place, and has probably seen many visitors come and go.
On our walk, we passed several Kawara manufacturing sites, most of which were clad in brick all around. As mentioned before, this increases the attractiveness of the old buildings immensely and probably also serves as a signboard for the respective company.
The fact that people are making tons of bricks around here was also reflected by the many storage facilities, which were often found outside the buildings.
We found various shapes and forms made out of bricks along Kawara Road. Although very few visitors would want to put such structures in their own gardens, they were just the right attraction to be used as photo motifs.
With a little imagination, you can create something artistic even out of ordinary roof tiles, and I'm sure that busy hands had a lot of fun here playing around.
At the top there are some more demons, who make sure that no one starts playing tricks or gets stupid ideas.
As I said, you can't escape demons in Japan, and I would like to have one of these creatures on my own rooftop. It definitely looks great and will impress every visitor.
The local toilet was also built and designed in Kawara style, how could it be otherwise. When it comes to toilets, you usually don't need to worry at all here in Japan, but that's probably a topic for a separate article.
Since the weather was also showing its best side that day, we were all in the greatest mood after this little walk. It's important to bring a little lightness into life every now and then, and Kawara Road was just the right place for us to do that. We got something for the eye and for the mind and even learned something while being there. And as usual, I had taken far too many photos, so there will be another post about the Roof Tile Road soon.
For today, I hope that our short tour managed to put a little smile on your faces too. As a farewell, here's another demon you'd better not mess with. I at least avoided the confrontation, preferring to greet him politely.
So if you are interested in more pictures and impressions from the Land of the Rising Sun, please come back soon. There is still a lot to report and show...
An einigen Stellen der Kawara-Road wurden aus Ziegeln verschiedene Formen und Gestalten geformt. Zwar werden sich wohl die wenigsten Besucher solche Gebilde in den eigenen Vorgarten stellen wollen, aber hier waren diese Gebilde doch genau die richtigen Anziehungspunkte, welche dann auch als Fotomotive herhalten durften.
Mit ein wenig Fantasie kann man auch aus normalen Dachziegeln noch etwas Künstlerisches zaubern, und ich bin mir sicher, dass fleißige Hände hier richtig ihren Spaß gehabt haben.
Ganz oben sitzen dann auch wieder einige Dämonen, welche dafür sorgen, dass keiner hier anfängt, Schabernack zu treiben oder auf dumme Ideen zu kommen.
Wie gesagt, Dämonen kann man in Japan nicht entkommen, und ich hätte selber auch gerne einen dieser Gesellen auf meinen Dach zu thronen. Klar macht das was her und beeindruckt wohl jeden Besucher.
Auch die örtliche Toilette war im Kawara-Stil gebaut und designed, wie sollte es auch anderes sein. In Sachen Toiletten braucht man in Japan meist keine Sorge zu haben, aber das ist wohl mal das Thema für einen eigenen Beitrag.
Da auch das Wetter an jenem Tag sich von seiner besten Seite gezeigt hatte, hatten wir nach diesem kleinen Spaziergang alle die beste Laune. Es ist wichtig ab und zu ein wenig Leichtigkeit ins Leben zu bringen, und dafür kam uns die Kawara-Road genau richtig. Wir bekamen etwas fürs Auge und für Gemüt geboten und haben dabei sogar noch etwas gelernt. Und ich hatte wie üblich viel zu viele Fotos gemacht, so dass es demnächst noch einen weiteren Beitrag über die Dachziegelstraße geben wird.
Für heute hoffe ich, dass euch unsere kurze Tour auch ein kleines Lächeln ins Gesicht zaubern konnte. Zum Abschied gibt es noch einen weiteren Dämon, mit dem man sich besser nicht anlegen sollte. Ich zumindest bin der Konfrontation aus dem Weg gegangen, und habe lieber höflich gegrüßt.
Wenn ihr Interesse an weiteren Bildern und Eindrücken aus dem Land der aufgehenden Sonne habt, schaut doch bald mal wieder hier vorbei. Es gibt noch eine ganze Menge zu berichten und zu zeigen...