Liebe Leser,
letzte Woche waren wir auf der Rax, einer Gruppe von Bergen an der Grenze zwischen Niederösterreich und der Steiermark (höchster Gipfel ist die Heukuppe mit 2007m). Zusammen mit dem Schneeberg gehört die Rax zu den "Hausbergen" Wiens (ca. 85km südöstl. von Wien) und seit dem 19. Jahrhundert ist sie touristisch erschlossen mit vielen Wanderwegen, Hütten und Klettersteigen.
Geologisch gehört die Rax zu den nördlichen Kalkalpen, besteht also großteils aus Kalkgestein mit unterirdischen Wasserläufen, die (zusammen mit dem Gebiet des Schneebergs) die 1. Wiener Hochquellwasserleitung speisen. Daher gehören die meisten Grundstücke dort der Gemeinde Wien und sind als Wasserschutz- bzw. Quellenschutzgebiet ausgewiesen. Gut für die Natur, deren Erhaltung hier oberste Priorität hat!
Ausgangspunkt war der Parkplatz am Preiner Gscheid (bzw. Gschaid), von dem es über das Waxriegelhaus recht zügig ca. 860 Höhenmeter hinaufging, bis zum Predigtstuhl (knapp 1900m Seehöhe) und dann den Grat entlang zum Karl-Ludwig-Haus, eine Hütte mit sehr guter Küche und Übernachtungsmöglichkeit, die fast das ganze Jahr geöffnet hat. Nach einer ausgiebigen Stärkung ging es dann über den "Schlangenweg" wieder hinunter.
Hier in rot die getrackte Route (unten sieht man, dass wir hinauf den steilen Weg gingen, aber hinunter den längeren aber flacheren, über Serpentinen, um die Knie zu schonen😃).
Screenshot der "Bergfex"-App, https://www.bergfex.at/
Der beschwerliche Weg hinauf teilweise auf Wegen mit viel Geröll erfordert gutes Schuhwerk!
Kranzenziane (Gentianella sp.) wachsen hier sehr zahlreich.
Ein Fetthennen-Steinbrech (Saxifraga aizoides)
Er wird auch "Gamswurz" genannt, weil er gern von Gämsen gefressen wird.
Das Ziel - das Karl-Ludwig-Haus - ist zwar schon gut zu erkennen, aber noch einige hundert Höhenmeter entfernt!
Knapp über der Baumgrenze, die ausdauernderen Latschenkiefern (Pinus mugo Turra subsp. mugo) dominieren ab jetzt.
Endlich oben auf dem flachen Plateau, im Hintergrund der Schneeberg (mit 2076m der höchste Berg Niederösterreichs).
Eine Alpendohle (Pyrrhocorax graculus), die zu den Rabenvögeln gehört.
Alpendohlen sind exzellente Flieger, die gekonnt die Aufwinde nutzen können. Als wir dort waren, war es allerdings sehr windig und sie hatten Mühe, gegen den Wind anzufliegen.
Unser Highlight: Das Alpen-Edelweiß (Leontopodium nivale subsp. alpinum), das ich schon ewig nicht mehr gesehen habe.
Die typischen weißen Hochblätter, die dem Edelweiß sein charakteristisches Aussehen verleihen sind nicht die Blüte, sondern die 6-9 runden Dinger in der Mitte, das sind die Teilblütenstände (Körbchen), die jeweils bis zu 80 Blüten tragen - ein typischer Fall einer Scheinblüte, die Insekten anlockt! Edelweiße kommen erst ab 1800m Seehöhe vor und wachsen bis auf 3000m hinauf, sind also echte Gebirgspflanzen. Nicht umsonst sind sie Wappensymbol vieler Alpenvereine.
Eigentlich wollten wir noch weiter hinauf zur Heukuppe, zeitlich wäre sich das locker ausgegangen, aber es war so kalt und windig, dass wir das aufgegeben haben und gleich wieder hinunterstiegen (wo es dann auch bald wieder wärmer wurde).
Beim Abstieg sah ich überraschenderweise, noch oberhalb der Baumgrenze, einen wenn auch bescheidenen Ameisenhügel, die üblicherweise meist in echten Wäldern bzw. an besonnten Waldrandstellen am Fuß von Bäumen zu finden sind.
Die Detailaufnahme bestätigt, dass es sich um die Rote Waldameise (Formica rufa) handelt.
Während Ameisenhügel meist aus Fichtennadeln bestehen, ist dieser aus den weit längeren Latschenkiefernadeln aufgebaut - scheint genauso zu funktionieren.
Ein Blauer Eisenhut (Aconitum napellus) blüht hier noch.
Nicht vergessen, der Blauer Eisenhut ist die giftigste Pflanze Europas!
Ein Korbblütler wie das Edelweiß, aber nicht auf dieser Höhe zu finden, ist die Wollkopf-Kratzdistel (Cirsium eriophorum).
In den prall gefüllten Körben befinden sich hunderte Samen mit "Fallschirmen", die nur darauf warten, von einem Windstoß davongetragen zu werden!
Nahaufnahme eines Samens mit dem spinnennetzartigen wolligen Haaren, die ein Schweben über hunderte Meter ermöglichen.
Auch Pilze sahen wir des öfteren, aber über die Art stelle ich besser keine Vermutungen an.
Das war es auch schon wieder. Ich hoffe, ich konnte Euch Lust machen, auch einmal die Rax zu besuchen.
All pics by @stayoutoftherz
!pinmapple 47.69556 lat 15.71040 long Auf der Rax d3scr