Liebe Freunde (und Feinde) der Windkraft!
Ein "Reichskraftturm" aus den Dreissigerjahren des vorigen Jahrhunderts:
Quelle
Es ist der Entwurf des Ingenieurs Hermann Honnef für eine Windkraftanlage mit 5 Rotoren an der Spitze einer 430m(!) hohen Stahlträgerkonstruktionen. 900 dieser Stahlriesen sollten genug Strom für alle Fabriken und Haushalte Deutschlands liefern!
Obwohl die Nazis Autarkie liebten (Deutschland sollte unabhängig sein "von der Gnade fremder Völker") und z.B. Benzin aus heimischer Kohle gewinnen wollten statt aus ausländischem Erdöl, waren diese Pläne sogar für Hitler zu größenwahnsinnig (und eventuell auch, weil Honnef ein Freimaurer war). Jedenfalls wurden die Pläne, bis auf Kleinanlagen ab 1940, nie umgesetzt. Nach 1945 stellte man die wenig erfolgreichen Pilotversuche ein und der Windkraft-Visionär Honnef starb 1961 verarmt und vergessen. Kohle und Öl waren damals billig und Forschungsgelder steckte man lieber in die Kernkraft (Quelle).
Sprung in 21. Jahrhundert. In Deutschland soll das größte Windrad der Welt entstehen! Ja, am deutschen Wesen soll wieder einmal die Welt genesen. Die Türme bisheriger Windkraftanlagen waren aufgrund statischer Limitierungen auf ca. 175m begrenzt. Ein 93-jähriger sachsischer Ingenieur im Ruhestand (offenbar mit viel Zeit und Phantasie), Horst Bendix, hat ein neues Verfahren entwickelt, diese Hürde zu überwinden und mit einer Art überdimensionierter Dreibeinkonstruktion Türme mit bis zu 300m Höhe zu bauen (Gesamthöhe bis zur Rotorspitze 380m) (Quelle).
Ziel dieser "Hochwindräder": In eine Zone zu kommen, wo die Winde stärker und gleichzeitig konstanter und somit zuverlässiger als die stark schwankenden Winde in Bodennähe.
Modell des Bendix-Rads:
Quelle
Wie man sieht, ist auch die Gitterkonstruktion des Nazi-Ingenieurs Honnef wieder zurück!
Die erste Pilotanlage dieser Art wird im brandenburgischen Schipkau entstehen. Mit dem Bau soll noch heuer begonnen werden (Quelle).
Über die Effektivität verliert man bei all den Jubelmeldungen in der öffentlichen Presse gleich gar kein Wort. Höchstens insofern, als gelobt wird, dass das Errichten von Höhenwindrädern in bestehenden Windparks, quasi als 2. Ebene, keine zusätzlichen bürokratischen Hürdenläufe erfordert.
Sicher, diese Anlagen liefern angeblich fast doppelt so viel Strom wie herkömmliche. Aber wie sieht es mit der Nutzungsdauer, den Wartungskosten und den negativen Effekten (Vogelsterben, Aufheizung und Austrocknun der Böden in der Nähe der Räder) aus? Stattdessen stellt der mdr-Artikel gleich im ersten Satz die Prioritäten richtig: "Der Klimaschutz und der Krieg in der Ukraine erfordern dringender denn je effiziente erneuerbare Energien."
Mit so einer "Logik" kann man alles begründen...
Wüsche noch einen schönen Sonntag!
Quellen:
https://www.spiegel.de/geschichte/windkraft-im-nationalsozialismus-der-traum-vom-reichskraftturm-a-cac2a3b9-c80e-423a-9179-90a0792e8014
https://www.mdr.de/wissen/faszination-technik/energiewende-weltrekord-windkraftanlage-sachsen-fast-vierhundert-meter-hoch100.html
https://www.gamestar.de/artikel/deutschland-groesstes-windrad-der-welt,3395677.html