Liebe Leser und Freunde edler Metalle,
Silber (Ag) gehört wie Gold, Platin, Palladium und anderen, weniger bekannten, zu den Edelmetallen, ist also korrosionsbeständig (in Luft und Wasser chemisch stabil) bzw. rostet nicht. Das, seine Seltenheit, die gute Formbarkeit und die schilllernde Oberfläche machte es schon seit alters her begehrt. Andere Eigenschaften wie seine hohe Wärme- und elektrische Leitfähigkeit machte es in der Neuzeit zu einem wichtigen Industriemetall!
Die Herkunft des Namens "Silber" wie auch engl. silver ist interessanterweise unbekannt, es könnte aus einer orientalischen Sprache kommen, andere Sprachen nennen es nach der Wurzel -arg, z.B. im lateinischen Argentum, französisch argent. Argentinien (das einzige Land, das nach einem Element benannt ist) hat seinen Namen davon. Die Spanier hatten die Gebiete im Südosten "Tierra Argentina" genannt ("das silberne Land"), weil dort riesige Silbervorkommen vermutet wurden. Silber hat man dann dort kaum gefunden, aber der Name ist geblieben!
Silber entstand wie auch Gold bei Supernova-Explosionen und hat in der Erdkruste einen Anteil von ca. 80g pro 1000 Tonnen Gestein. Es ist damit etwa 20 mal häufiger als Gold (und 700 mal seltener als Kupfer). In der Natur tritt es wie Gold elementar, meist in Form von Körnern auf. Es sind weltweit 6000 solcher "gediegenen" Silbervorkommen bekannt, daneben tritt es auf als Silberglanz (Ag2S), Kupfersilberglanz (CuAgS) und in hunderten anderen Silbermineralen. Zusätzlich kommt es in Form von silberhaltigen Erzen vor, die zwar nur geringe Mengen Silber enthalten (teilweise unter 0,01%), aber doch genug, um als Nebenprodukt einer Blei- oder Kupferherstellung abzufallen.
Würde man alles bisher gewonnen Silber in einen Würfel giessen, hätte der eine Kantenlänge von ca. 55m und ein Gewicht von 1,74 Mio. Tonnen! Er würde vielleicht so aussehen:
MidJourney
Eigenschaften
Silber ist ein weißlich-glänzendes Metall. Unter Normaldruck betragen die Schmelztemperatur 961 °C und die Siedetemperatur 2212 °C. Es hat bei 20 °C eine Dichte von 10,49 g/cm³ und gehört daher zu den Schwermetallen, ist aber deutlich weniger dicht als Gold (19,3 g/cm³).
Frische (Schnitt-)Flächen von Silber zeigen die höchsten Licht-Reflexionseigenschaften aller Metalle, sie reflektieren über 99,5 % des sichtbaren Lichtes. Als „weißestes“ aller Metalle wurde es daher auch früher zur Herstellung von Spiegeln benutzt.
Durch den in der Luft spurenweise enthaltenen Schwefelwasserstoff H2S laufen Silberoberflächen mit der Zeit schwarz an, da sich das dunkle Silbersulfid (Ag2S) bildet (4Ag + 2H2S + O2 -> 2Ag2S + 2H2O) und an die Silberoberfläche anlagert. Es gibt aber einen einfachen Trick, angelaufenes Silber wieder wie neu zu bekommen: Eine Glasschüssel mit Alufolie auskleiden, das Silber hineinlegen und mit kochender Salzlösung (1TL/l) aufgiessen, und ein paar Minuten warten - fertig (Quelle)! Aber Achtung, dabei entsteht heftiger Schwefelgeruch, also gut lüften. Und jedes Silbersulfid-Molekül kostet 2 Ag-Moleküle, d.h. für Anleger wäre es ratsam, seinen Silberschatz nicht anlaufen zu lassen!
Biologische Eigenschaften
Wenn Silber fein verteilt ist, auch kolloidales Silber genannt, lösen sich leicht Silberionen in Wasser, die schwach toxisch sind und bakterizid wirken (also Bakterien abtöten). Leider funktioniert das nicht im Körper, da hier die Silberionen schnell an Schwefel gebunden und zu dem oben erwähnten Silbersulfid werden. Früher nahmen Menschen leichtfertig größere Mengen kolloidales Silber ein, weil ihnen davon Heilwirkungen versprochen worden waren, aber die einzige Wirkung ist eine Blauverfärbung der Haut durch die Einlagerung des Silbersulfids unter der Epidermis, auch als Argyrie bekannt (wie bei diesem krassen Fall).
Die Wirkung ist rein oberflächenabhängig und wird in der Medizin genutzt z.B. für Wundauflagen und in der Wundversorgung, als Beschichtung von invasiven Medizinprodukten und als Desinfektionsmittel, teilweise auch zusammen mit Chlorverbindungen.
Mythologische Eigenschaften
Silber gilt in vielen Märchen und Sagen als das einzige Metall, das in der Lage ist, Werwölfe zu töten (z.B. mit Kugeln aus Silber).
Geschichte
Silber ist schon vor der Antike in Verwendung gewesen, z.B. in Mesopotamien und Ägypten seit dem 4.Jahrtausend v.Chr. Es wurde damals beschafft aus Anatolien und Armenien. Arbeiter wurde ihr Gehalt in Silber ausbezahlt, es war also früh schon nicht nur Schmuck, sondern Währung! Im Alten Ägypten war Silber seltener, da es dort eigene Goldfunde gab und keine Silbervorkommen. Die Phönizier waren großen Händler und setzten tonnenweise Silber um und verteilten es im ganzen Mittelmeerraum und darüber hinaus. Der Wert von Silber reichte vom 1/13 von Gold bis zu einem Drittel, war also deutlich höher als heute (1:91). In der Antike gab es in Spanien eine riesige Silbermine, in der die Römer 40.000 Sklaven arbeiten liessen! In China wurde Silber in Minen seit 800 v.Chr. abgebaut und ersetze Seide als Handelswährung. Die Mayas hatten weniger Silber, dafür viel Gold, während die Inkas reichlich Silber hatten, das aber nur für den Adel bestimmt war. Zunächst wurde Silber in Barren oder Stücken ohne bestimmte Größe gehandelt, auch in Form von "Hacksilber" (unregelmässig geformte Stücke, die vor jeder Transaktion gewogen wurden und einfach geteilt wurden, damit das Gewicht passte). Erst im 6.Jhd. v. Chr. kamen die ersten Silbermünzen auf und setzen sich im 5.Jhd. nach und nach durch, vor allen durch die Perser und Griechen. Wobei die Silbermünzen immer "Kurantmünzen" waren, d.h. der Nennwert entsprach dem Silberwert (das Gegenteil, Scheidemünzen wie unsere Euromünzen heute, waren in der Antike selten, und kamen erst mit Münzen aus anderen Metallen auf). Ab dem 4.Jhd.v.Chr. wurden unter Alexander dem Großen (356-323 v.Chr.) die kleinsten Silbermünzen eingezogen und durch Kupfermünzen ersetzt, aber Silbermünzen erhielten sich über die Jahrhunderte bis ins 20.Jhd. (z.B. 5 Mark oder 10 öst. Schilling in Silberkupferlegierung bis 1975).
Im Mittelalter war der größte Silberproduzent Schwaz in Tirol (demnächst mehr dazu), bevor die Spanier großen Mengen aus Mittelamerika nach Europa brachten; auch heute noch befinden sich die größten Silbervorkommen in Nord- und Südamerika.
Verwendung heute
- Im Gegensatz zu vorindustriellen Zeiten wird nur mehr ca. 28% des jährlich gewonnenen Silbers als Schmuck verwendet. Seit des Anstiegs im Silberpreis (ca. 2022) ist die Nachfrage nach Silber insb. aus weniger entwickelten Ländern (z.B. Indien) zurückgegangen.
- Auf ca. 29% der Silberproduktion wird der Investment- und Sammlerbereich geschätzt (v.a. Silberbarren und -münzen), hier sind insb. der US Silver Eagle, der kanadische Maple Leaf, der Silber-Krügerrand und natürlich der Silber-Philharmoniker zu nennen.
- Der Rest entfällt auf vielfältige andere Anwendungen, zum Beispiel in der Medizin, wie bereits erwähnt, und zur Entkeimung in Wasserfiltern bzw. in Wasserentkeimungs-Tabletten. Außerdem findet es sich in Röntgen- und traditionellen Fotofilmen, als Katalysator in der chemischen Industrie, als wichtiges Element in Photovoltaikzellen für Solarpaneele, aber vor allem in der Elektronik, als Teil von Leiterplatten, Kontakten, Schaltkreisen und Batterien, aufgrund seiner hohe elektrischen und thermischen Leitfähigkeit. Silber ist heute in jedem Handy (0,3g), in jedem Laptop (bis 2g), in jeder Waschmaschine und in jedem Auto (1-2 Unzen)!
Und die Nachfrage steigt stetig, 2024 ist sie um 7% auf einen Rekordwert gestiegen! Seit Jahren wird mehr Silber verbraucht als geschürft (sog. "Silberdefizit").
Viele rechnen daher auch weiterhin mit steigenden Preisen. Vom ATH ist Silber noch um Einiges entfernt.
https://www.tradingview.com/chart/?symbol=OANDA%3AXAGUSD
Silber als Anlage
Damit komme ich zum letzten Punkt: Silber als Anlage. Wie auch Gold sollte Silber in keinem Depot fehlen, schon gar nicht heute, wo das Wertverhältnis Gold/Silber wie erwähnt auf historischen Höchstständen ist (Silber also unterbewertet ist gegenüber Gold). Was ich zum Thema Stückelung und Münzen oder Barren beim Gold geschrieben hatte, trifft im Prinzip auch auf Silber zu. Als Feinsilber gilt eine Reinheit von 999/1000 oder 999,9/1000, die letztgenannte Reinheit spielt in der Praxis kaum eine Rolle im Preis, wichtiger ist die Reputation und LBMA-Zertifizierung des Herstellers.
Man sollte auch strikt zwischen Investieren und Sammeln unterscheiden. Neben den klassischen, oben genannten Anlage- oder Bullionmünzen, gibt es auch ein Unzahl an Sammlermünzen mit z.T kreativer Formgebung, z.B diese:
Quelle
Oder die Steem-Silbermünzen von 2017, 2018 und 2019, kann sich noch jemand an die erinnern?
@stayoutoftherz/spaet-aber-doch-die-2019er-steemsilverrounds-sind-gekommen
Solche Sammlermünzen können im Wert durchaus steigen (mehr als der Metallwert), bergen aber das Risiko, dass sie nicht überall angenommen werden, daher setze ich immer auf die Klassiker (es sei denn, Ihr sammelt gerne).
Anders als bei Gold, das diesbezüglich keine Probleme macht, ist bei der Lagerung von Silber zu beachten, dass keine hohe Luftfeuchtigkeit und keine größeren bzw. raschen Temperaturschwankungen auftreten (denn dadurch könnte sich Kondenswasser bilden, was ein Anlaufen begünstigt). Die Münzen/Barren daher möglichst konstant eher kühl und trocken lagern.
Und wie bei allen Wertgegenständen gilt: Einen kleinen Teil eher leicht zugänglich aufbewahren, sodass im Fall eines Einbruchs der Dieb etwas hat und aufhört, weiterzusuchen.
Das Ausgeführte ist meine persönliche Meinung und keine Handlungsanleitung!
This is no financial advice. Do your own research!
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Silber
https://de.wikipedia.org/wiki/Silberpreis
https://www.worldhistory.org/Silver/
https://de.wikipedia.org/wiki/Silberm%C3%BCnze
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