Liebe Hivegemeinde,
Liebe Freiheitsfreunde,
Liebe Freiheitsfeinde,
Liebe Homeschooler,
seit Mitte Dezember unterrichte ich nun von zu Hause aus.
In dieser Zeit haben meine Schüler nicht eine Unterrichtsstunde versäumt.
Es gab sogar eine Woche zusätzlichen Unterricht, da in Bayern die Faschingsferien gestrichen wurden.
Die Plattform
Wir benutzen Microsoft Teams.
Unsere Schule hat eine Microsoft-Lizenz, so kommt jeder Lehrer und jeder Schüler in den Genuss des kostenlosen Microsoft Office Pakets inklusive 20 GB Cloud-Speicher.
Die Plattform funktioniert hervorragend.
In der ganzen Zeit gab es nie irgendwelche Probleme.
Ich muss aber sagen, dass ich den Lock-Down gerochen habe und deshalb schon Wochen vorher immer wieder mit den Schülern den Umgang mit der Plattform geübt habe.
Teilnehmen können die Schüler per Smartphone, Tablet oder Computer.
Für Härtefälle gibt es an der Schule Leihgeräte.
Ich lade die Unterrichtsmaterialen ein paar Tage vorher hoch, der Unterricht findet dann per Videokonferenz statt.
Hier als Beispiel das Fach Lernfeld Theorie der Klasse Maler 10:
Sozialkunde 11. Klasse:
Beispiele der Videokonferenz kann ich aus Datenschutzgründen natürlich nicht zeigen.
Natürlich halte ich nicht den ganzen Tag eine Vorlesung.
Die Schüler müssen auch immer wieder zwischendurch selbstständig oder in Gruppen Aufgaben erledigen (z.B. Rechnungen, technische Zeichnungen, etc.) und ihre Ergebnisse dann mit dem Handy fotografieren und hochladen.
Jede Arbeit wird benotet.
Hier ein Beispiel:
Es gibt auch die Funktion der Breakout Rooms.
Hier teilt die Plattform die Klasse automatisch in Gruppen ein und schickt sie in einzelne Räume, wo sie gemeinsam in Kleingruppen die Arbeitsaufträge bearbeiten können.
Ich als Lehrer kann dann von Raum zu Raum gehen und die Schüler unterstützen.
Auf meinen Befehl löst die Software dann die Gruppen auf und die Schüler landen automatisch wieder im Klassenzimmer.
Die Schüler können auch ihre Bildschirme mit der ganzen Klasse teilen.
So ist es möglich, dass die Schüler Referate halten, was wir auch fleißig nutzen.
Zusätzlich können mich die Schüler auch außerhalb der Unterrichtszeit per Chat-Funktion oder Video-Anruf erreichen.
Auch diese Funktion wird von den Schülern sehr oft genutzt.
Ich habe das Gefühl sie machen nun aus Verzweiflung wegen des Lock-Downs viel mehr für die Schule, da es sonst nichts zu tun gibt.
Ich erlebe das auch immer bei den Freigängern, die aus dem Gefängnis zu uns kommen.
Die haben auch immer die besten Noten.
Da die Schüler jetzt nichts mehr abschreiben müssen, was bei einigen meiner Schüler immer sehr lange dauert, da ich viele Flüchtlinge habe, die die Sprache kaum beherrschen, haben wir viel mehr Zeit für zusätzliche Übungen, Lehrvideos, usw.
Speziell Videos setze ich jetzt viel häufiger ein.
Apple Pages eignet sich hierfür hervorragen, da man mit diesem Programm die YouTube Videos direkt in den Text bzw. in das Arbeitsblatt einfügen und das Video dann direkt auf dem Arbeitsblatt abgespielt werden kann.
Hier ein Beispiel:
Auch habe ich jetzt die Möglichkeit viele verschiedenen Informationsmaterialen zum selben Thema anzubieten und der Schüler kann dann selbst auswählen was er lieber verwendet.
Einige arbeiten lieber mit Texten, andere lieber mit Videos.
Im Klassenzimmer wäre diese Differenzierung nur möglich, wenn jeder Schüler ein eigenes iPad mit Kopfhörern hätte (dies muss schnellstmöglich umgesetzt werden).
Dies scheitert aber in der Schule leider schon am viel zu schwachen W-Lan.
Normalerweise lade ich die Texte als PDF hoch, da aber viele meiner Schüler nur ein Smartphone haben, bin ich dazu übergegangen alles noch zusätzlich als E-Book (epub) anzubieten, weil die Schüler dann die Schriftgröße selbst verändern können.
Ein großer Vorteil ist, dass die Schüler sich jetzt nicht mehr gegenseitig ablenken können. Auch müssen sie nicht mehr einfach ihre Zeit absitzen.
Wenn sie ihre Aufgaben erledigt haben, können sie sich zwischenzeitlich, mit etwas Anderem beschäftigen, bis es wieder weiter geht.
Dies führt dazu, dass sie viel konzentrierter und schneller arbeiten und wir insgesamt sehr viel mehr schaffen.
Ich muss wirklich sagen, dass der Unterrichtserfolg bei dieser Art des Unterrichts sehr viel größer ist. Hätte ich vorher nie geglaubt.
Ein Problem ist natürlich, dass es keinen Praxisunterricht geben kann.
Auf Dauer ginge das nicht.
Aber das Ende des Lock-Downs steht ja kurz bevor.
Da wir jetzt sehr viel mehr Theorie und technisches Zeichnen gemacht haben, können wir den versäumten Praxisunterricht nachholen sobald wir wieder in der Schule sind.
Meine Schüler haben ja nur einen Tag pro Woche Unterricht und sind vier Tage in der Woche im Betrieb. Der Praxisunterricht in der Schule ist also nur ein sehr kleiner Teil der praktischen Berufsausbildung.
Der Arbeitsplatz
Ich benutze ein Stehpult.
Da es aber sehr anstrengend ist, die ganze Zeit an einer Stelle zu stehen, stehe ich zwischendurch immer wieder auf Wackelkissen, oder trete barfuß auf einer Unterlage mit vielen Unebenheiten auf der Stelle (fühlt sich an als ob man auf Steinen geht).
Dies mache ich aber schon immer so.
Auch meine Bücher habe ich hier geschrieben.
Körperliche Belastung
Mittlerweile habe ich Schmerzen in der linken Schulter, in den Knien und im Ellenbogen.
Warum?
Immer wenn die Schüler selbstständig arbeiten und mich nicht brauchen, trainiere ich.
Ich habe in meinem Arbeitszimmer eine Klimmzugstange, Barren, am Balkon habe ich Ringe, ich sprinte den Berg vorm Haus hoch, mache Handstände, springe über die Barren, usw.
Meine Schmerzen kommen also nicht vom Unterricht, sondern vom Übertraining.
Ich bin eben keine 20 mehr, sondern 42.
Die Musik
Da so ein Lock-Down natürlich für die Schüler psychisch sehr belastend ist, quäle ich sie zwischendurch mit meiner Musikauswahl.
Ich habe allerdings nicht das Gefühl, dass ihnen mein Musikgeschmack gefällt, obwohl ich wirklich schon alles durchprobiert habe.
Auch zum Mitsingen konnte ich sie noch nicht animieren.
Fazit
Mir gefällts.
Als Lehrer musst Du es lieben auf der Bühne zu stehen und eine Show abzuziehen.
Dies geht beim online Unterricht sogar noch besser als im Klassenzimmer.
Meine Arbeitszeit hat sich zwar stark erhöht, da ich meinen Unterricht für den online Unterricht anpassen musste, aber die Arbeit ist ja nicht umsonst.
Wer weiß, wann der nächste Lock-Down kommt.
Den Schülern gefällt es auch. Vor allem finden sie es angenehm nicht stundenlang im Zug zu sitzen.
Manchmal gesellt sich sogar eine Mutter dazu und lauscht meinem Unterricht.
Wie weiter oben schon gesagt, ist der Unterrichtserfolg beim Distanzunterricht sogar größer als beim Präsenzunterricht.
Natürlich kann dies nicht für alle Schularten gelten.
Meine Schüler sind momentan zwischen 15 und 37 Jahre alt und gehen vier Tage in der Woche in die Arbeit.
Vollzeitschüler, vor allem wenn sie noch sehr jung sind, wochenlang im Zimmer einzusperren, ohne dass sie Kontakt zu gleichaltrigen Kindern haben, kann sich nur negativ auswirken.