Bringt außerdem nicht den erwünschten Erfolg.
(Überlegungen zum Jahreswechsel)

Da meine Begeisterung auf den Blick zurück, quasi über die eigene Schulter hinweg, sich wahrlich in ganz engen Grenzen bewegt und zudem das Wagnis für den Ausblick in die unmittelbare Zukunft, das Risiko in sich birgt, von der Realität überrollt zu werden, harre ich einen Augenblick auf der Stelle und gewähre meinen Gedanken unangeleinten Auslauf.
Mir fällt nämlich auf, dass in den vergangenen Tagen verhältnismäßig viele Wünsche sich auf den Weg in jeden Winkel dieses Planeten gemacht haben und diese sich dabei von ihrem Inhalt kaum unterscheiden lassen. Stets sind sie auf die nahende Zukunft und das darin zu findende Glück zugeschnitten. Die logische Schlussforderung (Quintessenz) von jenen Botschaften mitsamt den beiliegenden Hoffnungen, kann demnach nur sein, dass unser aller Vergangenheit dringend eine Wende zum Besseren benötigt.

Gleichzeitig lässt sich allerdings nicht leugnen, dass es Jahr für Jahr die beinahe spiegelbildlich gestalteten Wünsche sind, die sich da auf ihren Weg machen. Dies wiederum führt mich zur Erkenntnis, dass die herzensgut gemeinten Appelle vom Vorjahr unerfüllt blieben oder wir unendlich gierig nach etwas Unbestimmten, aber Hauptsache besseren geworden sind.
Um uns herum (sind wir einen Moment ganz ehrlich zu uns selbst) hat sich nämlich nicht sonderlich viel zum Schlechten verändert. Außer (was nicht unberücksichtigt sein sollte), wir, die uns über den Rest der Schöpfung stellen, haben uns mal wieder berufen gefühlt, an den Schrauben der Natur zu drehen. Dass in der Folge dessen, Katastrophen unabwendbar sind, kann mittlerweile als eine Volksweisheit angesehen werden.

Wohl seit 1582, also mit der Einführung des gregorianischen Kalenders, sind wir Zeuge eines bis heute anhaltenden Zwistes zwischen dem Januar, Februar und dem März. Grund dafür, die Klage des Februars vom Januar und März jeweils eines ganzen Tages beraubt worden zu sein. Die Einberufung eines Vermittlungsausschusses, der sich mit diesen ernsthaften Anschuldigungen beschäftigen sollte, brachte als Ergebnis hervor, den ehemals Hornung genannten Monat, alle vier Jahre, mit einem zusätzlichen Tag im Repertoire wenigstens einigermaßen ruhigzustellen.
Hier könnten wir Menschen, die liebend gerne jeden einzelnen Tag des Februars von der ersten bis zur letzten Sekunde genießen, uns ein Beispiel nehmen, wie es sich mit Kompromissen leben lässt, ohne deren Haltbarkeitsdatum alle naselang nach unten zu korrigieren. Hat der Februar jemals Langstreckenraketen in Richtung Jänner oder Lenz gerichtet? Den 31. der Kontrahenten mit Landminen bestückt? Nichts dergleichen ist je bis zu meinem Trommelfell vorgedrungen. Es stand einmal für kurze Zeit die Frage im Raum, ob eine Rückkehr zum julianischen Kalender das Bild verändern könnte. Doch mit dem Abwinken aus Rom war auch das endgültig vom Tisch.

Da wir jedoch null und nichts von einem friedlichen Zusammenleben halten, fällt uns nichts Gescheiteres ein, als (weil es so praktisch und gleichzeitig innovativ scheint)alle Monate mitsamt ihrem täglichen Beiwerk zu provozieren, indem wir mit einem Irrsinn wie Sommer- und Winterzeit um die Ecke zu kommen. Nun dazu die passende Frage: Wer hatte dabei 1916 maßgeblich die Finger im Spiel? Deutsche und Österreicher. Die Schweizer haben das Ding entweder verschlafen oder dachten verlängert über einen Volksentscheid nach.
Bei uns scheint somit einiges an Porzellan im Hinterstübchen durcheinandergeraten sein. Wir wünschen uns selbst (und manchmal auch dem Nachbarn) für die Zukunft etwas Besseres, tun dafür allerdings nur das, was wir am besten können: ärgern, streiten, jammern und immer an derselben Leier (demselben Rad) drehen.

Der Tatsache meinen festen Glauben schenkend, dass wir tatsächlich das Rad erfunden haben, sollten wir uns keine falsche Hoffnung darüber machen und von jenem runden Bauteil stets die volle Energie in der Bewegung vorwärts erwarten. Weder das Rad noch das für den Antrieb notwendige Zahnrad sind für die Ewigkeit gedacht. Hier lohnt sich der Quervergleich mit dem Blick auf unsere eigenen Zähne. Ohne den regelmäßigen Boxenstopp in der Fachwerkstadt wäre rasch das zahnlose Kauen angesagt.
Aber, wenn wir etwas auf höchstem Niveau beherrschen, dann unser Engagement beim Thema Ignoranz. Seit der erste Keil in den Schädel des Nachbarn geschlagen wurde, drehen wir an diesem besagten Rad. - Immer in bester Hoffnung, es möge uns in eine bessere Zukunft transportieren. Auch hier lohnt sich die Frage an den Zahnlosen, ob er je sich von der Hoffnung trennte, das »Filet Wellington« in magentaugliche Stücke zerkauen zu können?

So erinnerte ich mich an eine Prosa, die mir vor ein paar Jahren aus der Feder floss. Bemerkenswert für mich dabei, als ich mich den Zeilen nun noch einmal zuwandte – es bedarf nicht einer einzigen Veränderung. Alles beim Alten – wohl auch im nächsten Jahr.
Verstecken -
vor dem Tageslicht
vor den Eltern
vor morgen
vor der Polizei
Verstecken als Spiel
aus Ratlosigkeit
aus Angst
aus Liebe
aus Trotz.

ausgeschlossen sein
vergessen sein
allein
zu zweit
Versteckt -
die Kinder
die Mörder
die Unschuldigen
die Christen
die Juden
und den Rest
irgendwie dann auch.
Und wer muss sich als Nächstes verstecken?

nach den Ostereiern
nach der Wahrheit
nach dem Gott
nach dem Glück
und nach dir.
Suchen -
allein oder
im Rudel
Notwendig
oder nicht
Im Geist
und manchmal auch mit Waffen.

Schnüffeln und durchkämmen
Suchen -
nach Menschen
Tieren
und der Liebe.
Hetzen
jagen
töten
Nur nicht nach der Menschlichkeit suchen
Denn du könntest per Zufall auf sie stoßen
Und was dann?

