
Das Aufräumen mit möglicherweise bestehenden Vorurteilen

Mein tagtägliches Leben richtet sich nicht nach dem Auf und Ab in und an den Kryptobörsen dieser Welt, ist nicht unberührt von Anfragen nach literarischer Aufarbeitung aus zweiter Hand, allerdings, mit absoluter Sicherheit, 24 Stunden untergeordnet den Kapriolen der Natur, welche mir letztendlich das offeriert, was ich nutzen kann, um die Familie, die Tiere und die regelmäßig anklopfenden Freunde aus der Stadt mit Leckereien zu versorgen.

Diese Wertschätzung gegenüber diesem zuverlässigen Nahrungslieferanten kommt nicht von ungefähr, wenn man in Betracht zieht, dass der äußerliche Rahmen es nicht hergibt, einen kurzen Abstecher in den nächsten Supermarkt oder den Tante-Emma-Laden einzustreuen, um den Kühlschrank oder den Brotkorb aufzufüllen. Ohne Auto mit aufgefülltem Tank geht in dieser Richtung rein gar nichts.

Da ich nun mal kein begeisterter Schlangensteher an Kassen bin - und wohl auch nie werde, hat es sich in unserem Alltag verfestigt, einen x-beliebigen Tag im Monat herauszupicken, an dem der Motor gestartet, der Einkaufszettel gefaltet und die Haushaltskasse belastet wird. Dass ich jenem Tag entgegenfiebere, kann ich wahrhaftig nicht behaupten. Da ist es dann wenig verwunderlich, wenn die Gärten gehegt, die Obstbäume und Beerensträucher gepflegt, der Weinberg bestellt und der Warentausch mit der Nachbarschaft aufrechterhalten wird.

Doch, was nutzt der schönste Kopf Salat im Beet, die süßeste Kirsche am Baum oder der reichhaltige Fruchtansatz an der Rebe, wenn die Natur zu Kapriolen neigt, die innerhalb weniger Minuten all das beschädigen oder gar vernichten können? Und exakt einen dieser üblen Streiche hat das Wetteramt für den heutigen Nachmittag angekündigt. Heftiges Gewitter mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zum Hagelschlag. Mit einer solchen Vorhersage in den Tag zu starten, lässt die Nackenhaare erstarren, die Gedanken rotieren und einer abgemilderten Form von Hektik Aussicht auf freie Entfaltung zu versprechen. Das Problem ist lediglich, dass eine unkoordinierte Betriebsamkeit mir da keinen Schritt weiter hilft.

Wenn ich mir nämlich die Situation realistisch betrachte, dann kann ich mich nur entscheiden zwischen dem Beten oder dem dumm-aus-der-Wäsche-schauen. Ersteres kommt wohl eher nicht infrage, da ich nicht die geringste Ahnung habe, an welche Adresse ich mich wenden könnte. Petrus, Thor oder gar Jupiter? Wenn man es nicht weiß, dann sollte man es besser sein lassen. Problemlos erscheint mir dagegen Möglichkeit Nummer 2, da von mir bereits oft praktiziert und ohne viel geistigen Aufwand zu bewältigen.

Nun wird sich die eine oder andere Stimme erheben und die Frage in die aufgeheizte Atmosphäre stellen, warum ich keine Hagelnetze über die Beete ziehe? Erstens sind die Flächen viel zu groß und zweitens sind sie mit circa 200 Stäben für die Tomaten und Paprika bestückt. Ein heftiger Windstoß würde genügen, das Netz zu zerreißen und das Stangenmeer flachzulegen. Eine solche Vorrichtung käme einzig für den Weinberg in Betracht, doch erscheint mir, der finanzielle Aufwand in keinem Verhältnis zum Nutzen zu stehen. Bei 500 Reben werden ja wohl nicht alle Früchte verhagelt? Problematisch wird es in Anbetracht dessen, dass die Reben mit der Blüte begonnen haben. Da genügt dann ein Starkregen, um die Anzahl der zu erwartenden Trauben auf die Hälfte zu reduzieren.

Werfe ich jedoch einen Blick auf meine Katze, offeriert sich mir für den heutigen Nachmittag noch eine dritte Alternative.
