Was also kann es Schöneres geben, als eine riesige Portion Wohlgefühl zu teilen?

Vielleicht doch lieber im Gegenteil das Heil zu suchen?
Mit einfachen Worten ausgedrückt:
Ereignisse oder Vorfälle, allesamt mit den Schleifspuren über das politische Parkett gekennzeichnet, aufzulesen, in der eigenen Machtlosigkeit, Unzufriedenheit und wachsenden Frust kräftig zu marinieren und anschließend dermaßen schmackhaft aufbereitet, als brodelnder Eintopf (mit einem Spritzer Empörung) der Leserschaft zu servieren, dieser Habitus scheint sich in den vergangenen Wochen (nicht ausschließlich auf dieser Plattform) größter Beliebtheit zu erfreuen.
Schade eigentlich.
Dadurch wächst (in einer Geschwindigkeit, die nicht nur für Verstimmungen in Magen und Kopf führen) der Eindruck, dass derjenige, der weder mit der Zutatenliste noch mit den Gewürzen dieser eigentlich in allen Bevölkerungsschichten so beliebten Speise, nicht gänzlich einverstanden scheint, sich plötzlich in der Rolle des Ahnungslosen mit sämtlichen Symptomen der Weltfremdheit wiederfindet. Doch wäre es nicht lohnenswerter, statt immer wieder denselben bitteren Sud aufzukochen, gemeinsam nach neuen Rezepturen zu suchen? Eine Debattenkultur, die nicht nur aus Zuspitzung und Empörung besteht, sondern aus Zuhören, Abwägen und dem ehrlichen Versuch, Brücken zu bauen, könnte vielleicht weniger scharf auf der Zunge liegen – dafür aber nachhaltiger sättigen.
Dabei wird auch übersehen, dass Kritik und Skepsis nicht zwangsläufig Ignoranz bedeuten, sondern oft Ausdruck eines differenzierten Blicks sind. Doch in der Hitze des öffentlichen Diskurses bleibt kaum Raum für Nuancen – wer nicht begeistert mit löffelt, gilt schnell als verbittert oder realitätsfern. Dabei wäre es gerade jetzt nötig, über den Geschmack des Einheitsbreis hinauszudenken, statt ihn bloß hitziger zu würzen. Am Ende bleibt nur die Frage: Wem nützt diese kulinarische Politik, wenn sie mehr Spaltung stiftet als sättigt?

Es geht und dreht sich jetzt nicht um jenes Wohlgefühl, welches eigentlich ein Machtgefühl zu sein scheint und vornehmlich von Regenten propagiert wird, deren spezifische Eignung für diesen Job nicht über den Kenntnisstand eines Lehrlings (Auszubildenden) im ersten Lehrjahr hinwegreicht, sondern um die Hoffnung, dass die Empathie ihr tristes Dasein im Fremdwörterlexikon verliert und endlich den Freigang erhält, den sie nutzen kann, in ihre eigentliche Bedeutung in unserem Alltag einzunehmen.
Es geht darum, zu teilen. Nicht alleine mit seinem Paket durch die Zeit rasen. Ohne innezuhalten, es zu öffnen und sich mit anderen zu erfreuen über das Geschenk, das dir das Leben überreicht hat. Es geht darum, den Wert des Miteinanders wiederzuentdecken – nicht als bloße Floskel, sondern als gelebte Wirklichkeit. Darum, die eigene Perspektive nicht als alleinige Wahrheit zu begreifen, sondern als Teil eines größeren Ganzen, das sich erst in der Vielfalt entfaltet.
Das Verständnis wird nicht als Zeichen von Schwäche missverstanden, sondern als Fundament eines gesellschaftlichen Gefüges, das nicht auf Polarisierung, sondern auf Dialog aufbaut. Dass wir einander nicht nur zuhören, um zu antworten, sondern um zu begreifen. Sich nicht in der bequemen Rolle des Zuschauers zu verlieren, während das Geschehen in endlosen Schleifen an uns vorbeizieht. Sondern darum, sich einzubringen – nicht aus Pflichtgefühl, sondern aus der tiefen Überzeugung, dass es sich lohnt. Denn letztlich ist es dieses Teilen – von Gedanken, von Erfahrungen, von gelebter Menschlichkeit – das die Essenz dessen ausmacht, was uns verbindet.
Denn was nützt das schnellste Tempo, wenn man die Reise allein bestreitet? Was bringt ein ungeöffnetes Paket, wenn sein Inhalt nie geteilt wird? Empathie ist kein Fremdwort, sondern der Schlüssel – nicht nur zum Mitgefühl, sondern zu einer Welt, in der wir einander wahrhaft begegnen. Vielleicht beginnt Veränderung genau dort: im Innehalten, im Austausch, im mutigen Teilen dessen, was uns eigentlich verbindet. Nur so wird aus dem Geschenk des Lebens mehr als bloßes Besitztum – eine gemeinsame Freude.

Schlussbemerkung:
Die Nutzung von Wörtern wie Hass und Abschaum (um nur zwei aus dem reichhaltigen Repertoire zu nennen) taugt nicht, um Personen zu charakterisieren oder die Abneigung gegen eine Partei zu bekunden. Mit ein wenig Geduld lassen sich Begriffe finden, die nicht beleidigend wirken, aber dennoch kundtun, was man selbst viel, viel besser hinbekommen würde.

