
Journalismus im Schlafmodus
Am heutigen Morgen informierte mich SPIEGEL-Online mit dieser Meldung über einen Vorfall, der sich vor Donnerstagabend gewissermaßen vor meiner Haustür ereignete. Verantwortlich bzw. als Informationsquelle werden am Ende der Meldung/Berichterstattung tgk/afp benannt. Diese Abkürzungen sind nichts anderes als Redaktionskürzel des Journalisten oder die Kürzel einer Nachrichtenagentur. AFP dürfte als Agence France Presse bekannt sein. Doch auf der Suche in der Online-Redaktion nach einem Redakteur mit diesem Kürzen tgk kann das Ergebnis als negativ bezeichnet werden.
Schade, denn wenn Kritik geübt werden soll, müsste man auch wissen, an wen sie zu richten ist.
Doch nun zur Zwischenfrage:
Wie irreführend (insbesondere in der momentanen Situation) und unvollständig darf die Berichterstattung ausfallen, wenn sich jedes Medium selbst hinterfragen muss, ob man sich als Manipulator oder als seriöser Aufklärer präsentieren möchte?
Ich picke mir für diese Nachfrage nur einen Punkt heraus, der das Manipulative am Journalismus verdeutlichen kann.
Klar ist die Drohne abgestürzt - und zwar in diesen Zagreber Ortsteil. An dieser Aufnahme kann man deutlich erkennen, wie viel Glück hier im Spiel war.

Natürlich darf auch die Frage gestellt werden, wie es möglich ist, dass ein nicht unbedingt winziges, unbemanntes Flugobjekt zwei Stunden NATO-Luftraum Bewegungsfreiheit genießt, oder erst überhaupt nicht bemerkt wird? Wenn ich mich jedoch mit dieser Frage an die Öffentlichkeit wende, darf ich von der keine Antwort solide erwarten - auch nicht vom kroatischen Premier oder dem Präsidenten. Um die Antwort hätte das Team aus Nachrichtenagentur und publizierendem Presseorgan sich bemühen können.
Dass der Stadtteil auch keine 6 Kilometer vom Zentrum entfernt liegt, übergehe ich großzügig. Viel wichtiger ist die Tatsache, dass in dem Artikel unverhohlen die Möglichkeit ins Spiel gebracht wird, dass sich ein solches Szenario jederzeit auf NATO-Gebiet wiederholen kann. Momentaner Stand meiner Vermutung bezüglich dieser Behauptung: nahrhafte Hirngespinste für Aufrüstungsfanatiker.
Schaut euch nun dieses Kartenbild an:

Hier kommen wir nämlich der Ursache des Zwischenfalles erheblich näher. Jarun existiert in der Tat in zwei verschiedenen Regionen Europas. Das bereits genannte in Zagreb, während das zweite Yarun ungefähr 2 bis 3 Stunden westlich von Kiew gelegen ist und sich verhältnismäßig nahe der Grenze zu Belarus. Jetzt liegt natürlich nahe, darauf hinzuweisen, dass sich eine Stadt mit J und die andere mit Y schreibt. Stimmt jedoch nur für die lateinischen Schriftzeichen. In der kyrillischen Schrift findet das Y keine Verwendung. Dieser Buchstabe wird durch ein J ersetzt. So ist davon auszugehen, dass der Programmierer der Drohne (irgendwo in der Ukraine) schlampig, betrunken oder schlicht und einfach ahnungslos seinen Job verrichtet hat. Dem Flugobjekt, da auf komplett falschem Kurs, ist, so simpel es auch klingen mag, über Jarun der Sprit ausgegangen.
Hätte die Drohne noch Sprit an Bord gehabt, hätte mit Sicherheit ein großer Teil der Bewohner dieses Stadtteils sich spontan zum Grillabend getroffen (selbstverständlich mit Wein und Gesang).
Fazit: Journalisten sind auch nur Menschen, denen das Bad in der Faulheit gefällt, jedoch fest der Überzeugung nachhängen, das Recht zu schönheitschirurgischen Eingriffen am Tagesgeschehen gepachtet zu haben.