... und bitte nicht wütend werden

Zwar unbestritten ein Satz für die Abstellkammer. Doch geht es augenblicklich weder um die Typografie, Grammatik, bewusste Verschachtelung der Einfachheit im Sinne von Habermas oder Adorno, noch darum, publizistische Steilwände zu erklimmen.
Ich denke eben einfach nur nach. Ganz für mich alleine, ohne innerlich gehegten Groll, mitnichten beflügelt durch den Tatendrang hinsichtlich »Handauflegung« in Bezug auf eine geringfügige Weltverbesserung. Und all das, an einem späten Nachmittag. Die Wolken am Himmel deuten darauf hin, dass die Nacht nicht ohne atmosphärischen Disput vorüberziehen wird. Meteorologische Zukunftsmusik, die augenblicklich nur im Pianissimo bis zu meinem Ohr vordringt.
Denn ich habe Besseres zu tun. Ich denke nämlich nach. (Kommt nicht oft vor – aber wenn …)

Zum Beispiel darüber, wieso ich strafrechtlich verfolgt werden könnte, nur weil ich offen dafür einstehe, den Palästinensern endlich einen eigenständigen, in seinen Landesgrenzen unantastbaren Staat zu gewähren, der auch all die Gebiete beinhaltet, die sich Israel mit militärischen Maßnahmen seit 1948 unter den Nagel gerissen hat.
Es sind wohl die im Ansatz zu erkennenden antisemitischen Tendenzen, die mich verdächtig machen. Doch (in diesem Zusammenhang vielleicht nicht ganz unwichtig) sollte der Staat mir seine selbst gebastelte Definition des Antisemitismus näher erläutern. Der Semitismus umfasst nämlich alle Volksgruppen, die hebräisch, aramäisch oder arabisch sprechen. Aus welchem Grund Syrer, Palästinenser (aramäisch) oder arabisch sprechende Völker aus dem Konstrukt entfernt wurden (oder diese überhaupt aufgebaut werden konnten) und ausschließlich die Juden als Feindbilder taugen, kann nur mit etwas zu tun haben, was der menschlichen Seele nicht wirklich guttut. Dummheit, so glaube ich zumindest, ist der umgangssprachliche Begriff dafür.

Aber jetzt, da ich nachdenke und der Vorwurf des Antisemitismus auf arg morschen Beinen steht, frage ich mich dann doch, ob Netanjahu von geplanten Aktionen der Hamas gewusst hatte und den 07. Oktober 2023 billigend in Kauf nahm, um das in »Angriff« zu nehmen, was er ohnehin stets beabsichtigte. - Den Frontalangriff auf die Hamas.
Die Opfer unter den palästinensischen Nachbarn Israels erscheinen später auf den Listen mit der Überschrift: »Kollateralschäden«.

Während der senile, in die Jahre gekommene Weißkopfadler im Washingtoner Horst, zwar zur Zurückhaltung mahnend, weiterhin Waffen und Munition in Milliardenhöhe an die gierigen Falken in Jerusalem liefert, decken die Katarer, Iraner, Saudis und Türken die Hamas mit all dem ab, was eine diktatorische, terroristisch ausgerichtete Organisation so für den Tagesbedarf benötigt - Geld und Waffen. Katar, bei diesem bislang nicht sanktionierten (also geduldeten) Gemetzel als Vermittler für einen Waffenstillstand und dem Austausch von Gefangenen als verlässlichen Partner anzusehen, ist vergleichbar, als würde ich den Maulwurf zum Gärtner küren.

Was vielleicht so manchem von uns bislang an Information entgangen ist, könnte tatsächlich sein, dass auch die kleinlauten Schreihälse der EU die Hamas Monat für Monat kräftig unterstützen. Denn, ähnlich der Hindu-Göttin Durga, verfügt auch die Hamas über mehrere funktionsfähige Arme. Einer davon ist der als »wohltätig« getarnte Arm, der unter der Bezeichnung Hilfsorganisation seinen Tätigkeiten nachgeht. Dies bedeutet, dass alle Hilfslieferungen (ob verpackt oder als gebündeltes Geldpaket) unweigerlich durch die Hände dieser »Partei« fließt.

Denn das ist der zweite Arm, der (hier komme ich ohne Ausschweife in den Sarkasmus nicht weiter) alles nur im Sinne derer tut, die sich nach einem eigenen Staat sehnen. Nur rutscht dabei schnell unter den Tisch, dass es der Hamas nicht um Palästina, sondern um die Auslöschung Israels geht. Daher ist der politische Arm nichts anderes als eine diktatorische Pranke. Es scheint in Vergessenheit geraten zu sein, dass die Palästinenser mit der Fatah und der PLO im Streben um ein Staatsgebiet gut bestückt schienen. Doch passte der diplomatische Weg, den Jassir Arafat letztlich einschlug, den Israel-Hassern in den schiitisch und sunnitisch geprägten Ländern nicht. Also mobilisierte man eigene Kräfte. Einerseits im Libanon (Hisbollah) und andererseits direkt auf palästinensischem Gebiet (Hamas). Die moderaten, palästinensischen Kräfte wurden vertrieben oder liquidiert.

Das Massaker und die unfassbare Zerstörung, die momentan im Gaza-Streifen abspielt, lässt einerseits Benjamin Netanjahu und andererseits [Jihia al-Sinwar](https://de.wikipedia.org/wiki/Yahya_Sinwar) so kalt, als schaffe es die Nachricht, in China sei ein Sack Reis umgekippt, über die Ticker der Nachrichtenagenturen. Da bringt auch kein am Internationalen Gerichtshof ausgestellter Haftbefehl mehr Bewegung in Richtung Tendenzen zum gesunden Menschenverstand. Die Saaten, die sich dieses Druckmittels bedienen könnten, erkennen aus egoistisch nachvollziehbaren Gründen, diese juristisch unabhängige Institution ohnehin nicht an.

Alle machen (verfolgen) ihr Ding, triumphieren, jammern, mahnen, trauern oder verlieren den Glauben an die Empathie. Und ich sitze einfach nur da und denke nach. Auch nicht sonderlich hilfreich im antiimperialistischen Kampf gegen das Anheizen sorgfältig geplanter Konflikte, blinder Mitläufer, überufernde Gier, Machtmissbrauch und wuchernder Idiotie schlechthin.
Aber welch Strohhalm verbleibt mir noch zum Festklammern als das lautlose Nachdenken?

Der von tiefster Verbohrtheit und unsensibler Denkweise gefütterte Aufschrei, warum die EU mit verfügbarer Technik nach dem Wrack eines Hubschraubers (in dem sich u. a. auch der iranische Präsident befand) behilflich sein kann, bezeugt nichts anderes, als unsere immer ausgeprägtere Kurzsichtigkeit hinsichtlich entspannter Beziehungen. An dieser Stelle stellt sich mir die Frage, ob Adoptionen auch einseitig aufgekündigt werden können. Wenn ja (was ich als bevorzugt ansehen würde), dann sollten wir uns schnellstens aus den Klauen des Weißkopfadlers befreien.

Zum Abschluss schweifen meine Gedanken noch zum olivgrünen Giftzwerg in der Ukraine, dem eine Heerschar europäischer Politiker (Bürger?), amerikanischem Diktat folgend, versprachen, beim Kampf gegen den Aggressor Unterstützung zu leisten. Nur sieht es ganz danach aus, als habe er bis heute die Bedeutung dieserlei Zusagen nicht kapiert. Unterstützung ist und bleibt noch immer eine fragile Gehhilfe, über die man auch schnell stolpern kann.
Aber Hauptsache, er hat das Grundprinzip einer funktionierenden Demokratie verinnerlicht: Habe ich das Gefühl, das Volk ist momentan nicht in der Lage, mich als Präsident im Amt zu bestätigen, dann verschieben wir das Prozedere auf einen späteren Zeitpunkt.

Niemand fragt sich mehr, wieso die EU auch nie ansatzweise den Versuch unternahm, Kiew zu produktiven Verhandlungen mit Moskau zu bewegen, als das Thema Donbass noch ohne Blutvergießen hätte ad acta gelegt werden können? Washington hatte wohl andere Pläne, während wir, als direkte Nachbarn, an unserer Unzulänglichkeit europäische Politik zu betreiben, letzte Feinschliffe vornahmen.

Nun propagieren Russland und China eine innige Freundschaft, welche auf einer jahrhundertelangen Feindschaft eine stabile Basis gefunden haben muss. Dabei steht uns hier ein Konflikt ins Haus, bei dem auch die USA nur noch mit offenem Mund zuschauen darf (dürfen). Zu mehr sind sie hoffentlich ohnehin nicht in der Lage. Unsere gottesähnliche Anbetung der Globalisierung hat uns letztlich zu Sklaven in Fesseln gemacht.