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Ich musste mich nie wirklich entscheiden.
Mit dem Blick gänzlich auf den Einfallsreichtum hinsichtlich des Drehbuchs meines Lebens gerichtet, sie die Bilanz wie folgt aus: Für mindestens neunzig Prozent (90 %) aller vollzogenen Kapriolen, gemeisterter Eskapaden, Auf- und Abstiege, bedarf es keiner aufwendigen und somit langfristiger Suche nach dem Verantwortlichen. Eigentlich könnte auch von der maximal zu erreichenden Prozentzahl ausgegangen werden, da die zehn Prozent (10 %) aus dem nahen Umfeld beigesteuerter Anreize und schräger Ideen, von mir nur allzu gerne in das Skript für die nahe Zukunft eingebunden wurden.
Somit scheine ich all das mit in den Alltag einbringen zu können, was einen Solitär zu dem macht, was schlechthin (landauf-landab) auch von ihm erwartet wird. Ein Einzelgänger (-kämpfer) mit der ausgeprägten Eigenschaft, Schwierigkeiten damit zu haben, den Vorteil der Teamarbeit (Gruppenarbeit) zumindest anzuerkennen – wenn nicht gar zu verstehen. Wie sollte ich dem auch gerecht werden, wenn ich dem gemeinsamen Gewusel oder kollektiv geschürten Tatendrang meist weiträumig aus dem Weg ging?
Sportarten, die sich durch einen ausgeprägten Teamgeist auszeichnen, wie etwa das Spiel mit dem Fußball, verloren bereits in der Vorbereitung auf ein Spiel ihren Reiz, da sich mir der Nutzen von unendlich zähen Taktik-Diskussionen nicht erschloss. Das Runde muss in das Eckige. Wer das einmal kapiert hat, der weiß auch, wie Fußball funktioniert. Aber nein – soll es der Kurzpass, das Direktspiel, die brasilianische Art oder die englische Variante sein? Wenn ich das Einfachste von all dem machen wollte, nämlich den Ball ins Tor zu schießen, wurde ich von den Mitspielern angemotzt, weil ich den besser positionierten Kameraden nicht ins Spiel einbezogen hatte.
Dann doch lieber das Geräteturnen, wo zwar Erfolg und Schmerz beinahe untrennbar miteinander verbunden sind, allerdings, wenn schon obere oder untere Extremitäten in arge Mitleidenschaft gezogen, ich selbst dafür verantwortlich bin. Da braucht es keinen übermotivierten Gegenspieler, dem der Unterschied zwischen Ball und Schienbein des Gegners nicht ausreichend erklärt wurde. Gelingt es mir nicht, dem Handstand am Barren die nötige Stabilität zu verleihen, krache ich entweder (im besten aller Fälle) mit beiden Oberschenkel auf die Holme oder folge der Erdanziehung und teste meine Knautschzone beim ungebremsten Sturz auf die Matte.

Nachdenklich stimmte mich eine mit „Wissenschafts-Stempel“ versehene Einschätzung bezüglich des charismatischen Helden beim mannschaftlichen Brainstorming, die sich in etwa so las: Der Team-Player ist der unverzichtbare Held des Bürolebens. Mit anderen Worten, der Batman des Konferenzraums, der Spiderman der Projektarbeit und der Captain America der Teamdynamik. Mit einer Prise Humor und einem großen Herz ist er nicht nur ein Kollege, sondern der ultimative Verbündete auf der Mission, gemeinsam erfolgreich zu sein!
Sitze ich hier in etwa im falschen Film? Wer kann so dreist sein und mir drei Comic-Figuren als Ikonen des Team-Play servieren? Ich zeige mich im Hinblick auf »Captain America« noch gütig und gönne ihm als Präsident der Vereinigten Staaten den Auftritt in einer nahezu realen Welt. Und wenn schon – macht das die Sache wirklich besser? Joe Biden als genialer Team-Player? Der hat bereits vier Minuten nach Start des Brainstormings vergessen, worüber es nachzudenken gilt.
Passend dazu, ein letzter Satz aus dieser Studie: Wenn das Team ein Orchester ist, dann ist der Team-Player der talentierte Dirigent, der dafür sorgt, dass jeder die richtige Note spielt und alle im Einklang sind.

Grundsätzlich sei dazu angemerkt, dass es wichtig scheint zu beachten, dass die Begriffe »Team-Player« und »Einzelgänger« Extreme darstellen können, und die meisten von uns hangeln irgendwo zwischen den verhärteten Fronten. Im täglichen Leben sind Nuancen und Anpassungen je nach Aufgabe und Umgebung wichtig. Manchmal ist es unumgänglich, auf eigene Verantwortung zu arbeiten, während in anderen Situationen die Zusammenarbeit im Team der Vorzug eingeräumt werden sollte. Insbesondere, wenn es um die Familie geht. Der Versuch, sich auf diesem Feld als Solitär in Szene zu setzen, ist wohl jedem erlaubt. Doch auf der Beliebtheitsskala der gerne gesehenen Figuren am Esstisch wird es wohl kaum für die vorderen Plätze reichen.
Doch wechsele ich das Terrain und verlasse die heimelige Geborgenheit, erübrigt sich jede Nachfrage, weshalb es mich nur in besonderen „Notfällen“ in die Festanstellung innerhalb einer Redaktion zog. Sieht man einmal von dem Auftrag ab, einen unterhaltsamen Bericht über den ersten Spatenstich zur Errichtung des neuen Kindergartens für die nächste Ausgabe abzuliefern, wird dem Redakteur bei jeder Recherche eine Kollegin oder Kollege an die Seite gestellt. Die offizielle Begründung für diesen Schachzug: Vier Augen und vier Ohren sind doppelt aufnahmefähiger, als dass einer alleine sich in der Sache unbeirrbar verrennt.
Des Pudels Kern für diese „fürsorgliche“ Maßnahme findet man allerdings in der oftmals übervorsichtig agierenden Chefredaktion. Es soll, um es ganz einfach auszudrücken, verhindert werden, dass der Einzelgänger sich eine Story zurechtbastelt, die mit dem wahren Sachverhalt nur peripher zu tun hat. Mit einem Blick in die Vergangenheit scheint diese permanente Sorge nicht ganz unbegründet. Namen wie Claas Relotius oder Gerd Heidemann sind hier lediglich zwei Salzkörner, in einer oftmals stark überwürzten Medien-Brühe.

Dem entgegen steht allerdings meine Abneigung, jeden Schritt/Vorgang erläutern und vom Partner zugelieferte Daten auf Stabilität (also Nachprüfbarkeit) abklopfen zu müssen. In jedem Fall ist es mir lieber, meine Besessenheit ungestört ausleben und dann das abgeschlossene Produkt in die Hände der Juristen zu übergeben. Die überprüfen die Fakten und mit dieser Unbedenklichkeitsbescheinigung versehen, wird die Story zum Verkauf angeboten.
Das ist exakt der Weg, der zu mir passt. Das Bemerkenswerte dabei – die, mit denen ich über viele Jahre gute „Geschäfte“ mache, sind darüber nicht unfroh (salopp ausgedrückt).
Denn (und hier bin ich mir sofort zu hundert Prozent (100 %) sicher) in den Büros der Redaktionsleiter oder der Verlagsleitung wurde mein Name bereits mit einer stattlichen Anzahl von Adjektiven bestückt. Was mich allerdings bislang keine Sekunde nachdenklich stimmte.
Eine kleine Auswahl gefällig?
Eigenbrötlerisch, selbstzentriert, unablässig unabhängig, dickköpfig, kommunikationsunfähig, stur und misstrauig.
Ja, da haben die Jungs und Mädels wohl den Nagel auf den Kopf getroffen. Genau so würde ich es auch unterschreiben.
Aber, und dies sollte nicht komplett unter den Tisch fallen – Familie, Freunde und enge Bekannte haben (sogar in meiner Gegenwart) schon das eine oder andere Mal verlauten lassen, dass mit mir wirklich gut Kirschen zu essen sei.
Was immer dies auch bedeuten soll …
Was mir auffällt? Es steht noch immer die Frage im vom Duft eines frisch aufgebrühten Kaffees durchfluteten Raum, wer nicht gelegentlich doch gerne als Batman, Spiderman oder Captain America in der Rolle des kommunikativen Retters unterwegs wäre?

