Oder sollte ich mich fragen, ob all das es wirklich wert ist?
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Wenn bereits der Einspieler sich nicht an sein für ihn ausgearbeitetes Drehbuch hält, wie soll dann aus dem gesamten Film ein gut verdauliches Projekt werden?
Die Vorgaben waren aus einem simplen Muster gewebt. Der Feierabend, das frisch Gezapfte und der belanglose Small Talk mit dem Kumpel an der Theke beim Wirt des Vertrauens. Dies sollte zu dem flauschigen Flokati verarbeitet werden, auf dem ich im Dokumentarfilm des Tages in die entspannte Nachtruhe schreiten sollte.
Doch konnten die Dreharbeiten und der Webstuhl zur Seite geschoben werden, als mir aus der zweiten Reihe heraus, schräg über die Schulter hinweg, diese Frage in den Schoß gelegt wurde.
„Hast du vielleicht eine Antwort parat, was oben am Bollinger-Hügel derzeit vor sich geht?“
Nein, die hatte ich nicht. Schon allein aus dem Grund, da zu dem Zeitpunkt noch komplett unwissend, dass dort oben am Ortsausgang überhaupt etwas im Gange zu sein schien. Zu der Unwissenheit gesellte sich noch die Verärgerung darüber, wie es Mitbürger im Umgang mit mir einfach nicht kapieren wollen, nicht 24 Stunden ansprechbar sein zu wollen.
Keiner, der auf fest verzurrtes Gepäck im eigenen Kopf zugreifen kann, kommt auf die Idee im Restaurant, wo er am Nachbartisch seinen Zahnarzt samt weiblicher Begleitung entdeckt hat, die Pommes zur Seite zu schieben, um den Dentisten, selbst im wohl verdienten Feierabendmodus, auf den Krater in seinem Backenzahn aufmerksam zu machen. Was mich betrifft, sieht das unverkennbar anders aus. Da wird rücksichtslos zu jeder sich bietenden Gelegenheit der Fragenkatalog aufgeschlagen: Warum schreibst du nicht mal über dies und jenes? Wieso trittst du dem nicht fester auf die Füße? Was muss denn noch passieren, dass es bei dir endlich in die Zeitung kommt?
Allesamt Themen von solch enormer Brisanz, dass deren Bewältigung keine Sekunde Aufschub duldet. Ganz im Gegensatz zum langsam zerbröselnden Kauapparat.
Anstatt das Eindringen in mein Privatleben in Bezug auf den Bollinger-Hang kurz und knapp mit einem unmissverständlichen Nein zu unterbinden, nahm eine Recherche ihren Anfang, deren Verlauf mich, zu der an mich selbst gestellten Frage führte, ob ich nicht doch besser Zahnarzt geworden wäre?
Mit auf den Weg nach Hause nahm ich die Information, auf dem ehemaligen Übungsgelände der Bundeswehr (laut Liegenschaftskataster auch Bollinger-Hang genannt) herrsche seit Tagen ein reger Lkw-Verkehr. Wobei dem aufmerksamen Bürger aufgefallen ist, dass voll beladen angefahren und leer das Gelände verlassen wird.
Grob überschlagen, gibt dieses neu gewonnene Wissen in etwa so viel her, wie die Mitteilung im wöchentlich ausgeteilten Kirchenblatt, dass der Kindergottesdienst wegen anhaltender Interessenlosigkeit nicht weiter zelebriert wird.
Trotzdem nahm ich mir vor, mit einem Abstecher auf das Gelände, mir einen ersten Eindruck von dem zu verschaffen, was dort oben abgeladen wird, zumal der Hügel gerade mal zwei Jahre zuvor, vom Verteidigungsministerium an die Stadt notariell zurückübertragen wurde. So bedurfte es aktuell auch keiner sonders beantragten Genehmigung mehr, um das Gelände überhaupt unter die Lupe nehmen zu können.
Der erste voll beladene Lkw, der am Morgen das Gelände der Spezialfirma für Grubenausbau und Gusstechnik in Richtung Bollinger-Hang verließ, übernahm für mich die Rolle des Leitschafes. Die Stelle erreicht, wo es meinem Kombi zu holprig wurde, stellte ich ihn am grob geschotterten Weg ab und machte mich zu Fuß auf die Suche nach meinem vorausgeeilten Leitschaf. Kaum dreihundert Meter weiter, direkt angrenzend an einen kleinen Birkenhain, wurde ich fündig. Der Lkw hatte die Stelle zwar bereits verlassen, doch dessen schwarze Ladung war nicht zu übersehen.
Meine Begeisterung über den Fund orientierte sich am Nullpunkt. Hier wurde nämlich Formsand abgelagert. Ein Produkt, welches in Gießereien Verwendung findet und bei einer Ablagerung in der Natur keine nachweisbaren Schäden verursacht. So zumindest ist es einem Gutachten zu entnehmen, das der BUND vor Jahren in Auftrag gab.
Und jetzt? Am besten abhaken und sich dem zuwenden, was ursprünglich geplant war?
Doch juckte mich die Frage: wie oder wohin hat sich dieser Lkw verdünnisiert? Zurück dorthin, woher er eins kam, ist er mit Sicherheit nicht.
Wenn tatsächlich das Abladen sich über den gesamten Arbeitstag erstrecken sollte, wie es mir an der Theke versichert wurde, durfte es wohl nicht zu lange dauern, bis die nächste Fuhre eintrifft. Eine erneute, interne Planänderung gewährte mir die Zeit und die Möglichkeit, mich ein wenig weiträumiger dort umzuschauen, wo früher Haubitzen den Boden pflügten und Wehrpflichtige Gräben aushoben, deren Nutzen dem militärisch Unbedarften für immer ein Rätsel bleiben werden.
Manche mögen es Zufall nennen, ich dagegen, das eine oder andere Mal getragen von einer erheblichen Selbstüberschätzung, nenne es das notwendige Gespür für den Trüffel, der nur darauf wartet, von mir geborgen zu werden. Egal, wo mein Blick auch haften blieb, Bauschutt der übelsten Sorte lagerte offen in jeder von Menschenhand erschaffenen Erdmulde. Styropor, ausgehärteter Dichtungsschaum, leere Silikon-Kartuschen, und, und, und – eben all das, was auf einer Baustelle ständig unnütz im Weg rumliegt und in der grauen 240 l Mülltonne nicht entsorgt werden darf.
Der nächste anfahrende Lkw mit Formsand entlud seine Ladung punktgenau über dem abgelagerten Bauschutt. Legte jedoch keinen Rückwärtsgang ein, sondern nahm den Weg, der in den Stadtteil führt, wo gerade das Krankenhaus einer baulichen Generalüberholung unterzogen wurde. Jetzt konnten die groben Puzzle-Teile zu einem stimmigen Bild zusammengefügt werden.
Meine erste Anlaufstelle in solchen Fällen ist stets das Büro von Jochen Werkes, seines Zeichens Leiter der Ortspolizeibehörde. Schon allein aus dem Grund ein freudiges Erlebnis für mich, da mein ehemaliger Schulkamerad stets diesen Spruch für mich auf Lager hat: „Wie oft soll ich dir noch erzählen, dass man bei mir nicht einfach so reinmarschiert? Schon mal was von Terminabsprache gehört?“
Dabei weiß er ganz genau, wie wenig ich mich um seine beruflichen Vorlieben schere.
„Jochen, wer, wann und an wen hat die Genehmigung erteilt, den Bollinger-Hang mit Bauschutt und Formsand aufzufüllen?“ Anstatt hektisch in Unterlagen jeglicher Art zu blättern oder seinen Rechner mit Fragen zu bombardieren, lehnte sich dieser Sesselfurzer ganz entspannt zurück und ließ mich dies wissen: „Damit haben wir nichts mehr zu tun. Der komplette Hang gehört der SGW (ortsansässige Baufirma – Anm. d. Autors). Die machen die Erschließung und den Hochbau für das neue Wohngebiet im Alleingang.“
Viel mehr Unsinn kann wohl kaum in drei kurzen Sätzen verpackt werden. Allerdings stand mir nicht der Sinn nach einem fruchtlosen Meinungsaustausch mit dem obersten Fahnder nach Falschparkern in der Stadt. Ich räumte dem einfältigen Trottel eine zweite Chance ein und bat ihn, mir noch vor seinem Feierabend, ein nutzbares Dokument vorzulegen, anhand dessen ich nachvollziehen kann, wann der Bollinger-Hang zum Bauland wurde, zu welchem Zeitpunkt der Verkauf an die SGW über die Bühne ging und von wem und an wen die Schuttentsorgung übertragen wurde. Mit dem Hinweis, mir die Daten per Mail zukommen zu lassen, endete mein Auftritt in den Räumen der Verwaltung.
Während im Rathaus die internen Telefondrähte zum Glühen gebracht wurden, öffnete ich an meinem Schreibtisch die Datei mit den Beschlüssen des Stadtrates der zurückliegenden zwei Jahre. Wie bereits vermutet, fand sich nicht der geringste Hinweis auf eine Änderung im Liegenschaftsplan, noch erwähnenswerte Zuwächse im städtischen Haushalt, die auf den Verkauf eines solch riesigen Areals hätten schließen können.

Noch bevor im Verwaltungsgebäude des Krankenhauses an die Mittagspause gedacht werden konnte, bat ich freundlich lächelnd die Dame im Vorzimmer zum Büro des Verwaltungsrates, ob es sich einrichten ließe, dass ich ihrem Vorgesetzten ein paar Fragen stelle. Es konnte eingerichtet werden und siehe da (oh Freude, schöner Götterfunken), ich konnte mit Antworten im Gepäck den Weg zurück auf den Parkplatz antreten.
Die Sanierungsarbeiten in und um das Krankenhaus wurden von der SGW durchgeführt, wobei diese auch die Verantwortung für die richtige Entsorgung des Bauschutts trug. Welchen Subunternehmer die Baugesellschaft mit der Entsorgung letztlich beauftragt hat, entziehe sich dem Kenntnisstand der Krankenhausverwaltung.
Meine nächste Anlaufstation konnte nur die Baugesellschaft sein. Das Schwierige an dieser Mission lag in der internen Strukturierung des überregional agierenden Unternehmens. Aus einer Firma für Hoch- und Tiefbau hatten vor einigen Jahren findige Wirtschafts- und Steuerexperten ein solch verschachteltes Unternehmenskonglomerat gezimmert, bei dem man als Außenstehender nie wirklich wusste, wer nun dein Ansprechpartner sein könnte.
Doch warum sich auf den Jahrmarkt der Ungewissheit begeben, wenn man die Telefonnummer des Verkäufers der manipulierten Lose griffbereit hat? Christoph Elster, nicht nur Planungskoordinator der SGW und Schwiegersohn des Firmengründers, sondern auch noch der Sohn des amtierenden Bürgermeisters. Da kommt doch zusammen, was zusammen gehört und zum Ausbau des bereits vorhandenen Reichtums nützlich sein könnte.
Nur mit der winzigen Einschränkung, dass Christoph nicht so wirklich in den vielfach abgesicherten Familien-Verbund passen mag. Sagt, was er denkt, tut, was er für richtig hält und kann dir beim Dialog ganz entspannt in die Augen blicken.
Bereits nach dem dritten Signalton nahm er meinen Anruf entgegen.
„Hallo Wolfram, was verschafft mir die Ehre?“
„Wie nahezu immer – die unerbittliche Neugierde. Und zwar ist mir zu Ohren gekommen, dass ihr den Bollinger-Hang erschließen und bebauen wollt. Kann ich meinen Lauschern noch vertrauen oder sollte ich mich zukünftig eher auf den Geruchssinn verlassen?“
„Letzteres würde ich dir empfehlen. Der Hang ist reine Zukunftsmusik. Wo kein Bauland, dort keine Erschließung und erst recht kein Kaufvertrag. Bis jetzt liegt noch nichts in trockenen Tüchern.“
„Wieso lasst ihr dann das Gelände mit Schutt von der Baustelle ‘Krankenhaus’ und Formsand aus der Gießerei auffüllen?“
„Wir lassen überhaupt nichts auffüllen. Was das Krankenhaus betrifft, hat dort sich die Fa. Weißmüller den Auftrag geangelt. Wenn die sich mit der Stadt hinsichtlich dem Übungsgelände geeinigt haben, ist das ganz allein deren Sache und nicht die der SGW.“
„Danke dir Christoph. Mehr wollte ich überhaupt nicht wissen.“
Der Tag neigte sich seinem Ende zu, ohne dass es eine Nachricht aus der Ortspolizeibehörde in mein Postfach geschafft hatte. Ein Umstand, der mich nicht im Geringsten überraschte, jedoch als ein wunderbares Katapult für den Einstieg in den nächsten Morgen nutzbar war. Es schleuderte mich punktgenau vor die Tür des Rathauses. In dem Gebäude stattete ich den Liegenschaften, dem Juristen und der Hauptverwaltung einen Besuch ab. Beim Bürgermeister gelang mir dies nicht, da seine geistig leicht schläfrig wirkende Vorzimmerdame dem Wunsch ihres Chefs entsprach und mich wortgetreu wissen ließ, dass der Bürgermeister Wichtigeres zu tun habe, als seine Zeit in meiner Gesellschaft zu verbringen.
Jedoch dort, wo ich vorstellig werden konnte, versuchte man mich mit exakt dem gleichen Müll aufzufüllen, wie dies der Kollege von der Ortspolizei bereits versuchte. Ich ließ es brav über mich ergehen und begab mich mitsamt meiner Sprachaufnahmen ein Stockwerk tiefer, klopfte pro forma an eine furnierte Allerweltstür, öffnete diese und trat ein in das Reich des Jochen Werkes. Da saß er, der oberste Stadtpolizist, und klotzte mich an, als habe es mich von einem anderen Planeten zu ihm verschlagen. Nun lag es an mir, den richtigen Knopf bei meinem ehemaligen Schulkameraden zu drücken.
„Bleibe einfach ganz entspannt sitzen und hör dir meinen Vorschlag an. Es könnte nämlich sein, dass bereits übermorgen dein Stuhl hier so unter Feuer steht, dass du auf unabsehbare Zeit deinen Job im Stehen erledigen musst. Gib mir deine Informationen und Vorgaben, was den Bollinger-Hang betrifft, schriftlich, privat und über einen neutralen Server. Falls du es noch nicht kapiert haben solltest – die Bande, ein Stockwerk über dir, hat dich vor einen Karren gespannt. Du hast dich mit deiner Unterschrift zur Aufschüttung zum Oberochsen gemacht. Kapiere das doch endlich!“
Ich erwartete weder eine Antwort noch eine körperliche Reaktion – ich wollte schlicht und einfach den Nagel mit dem breiten Kopf in der Hand halten, der einst beste Dienste beim Verschließen von Särgen leistete. So drehte ich mich um und verließ das Büro so respektlos, wie ich es betreten hatte.
Für mich ergab sich folgender Zwischenstand:
Der Bürgermeister und der Bauunternehmer, familiär wie wirtschaftlich eng verbandelt, handelten einen Deal aus, bei dem sich der Verwaltungschef in der von Gott gegebenen Position zu sehen glaubte, die Sache im Alleingang in trockene Tücher verpacken zu können. Um unnötige Kosten dem Mitschwiegervater vom Hals zu halten, kam von ganz oben nach ganz unten die Direktive, dass der Bollinger-Hang möglichst rasch in einen Zustand ohne Gräben und Mulden umzugestalten sei. Der ganze Rest sei dann wohl Chefsache.
Um halb sechs erreichte mich der Anruf von Tim. Der Freund, der tags zuvor an meiner Seite auch nur das Feierabendbier genießen wollte, als die Bollinger-Frage über meine Schulter geschoben wurde.
„Steht das mit dem Squash-Match noch?“
Im ersten Moment konnte ich die Frage überhaupt nirgendwo einordnen, da uns bislang nur Frakturen oder unvorhergesehene Kometeneinschläge von unseren zweimal wöchentlich stattfindenden Exkursionen an das körperliche Machbare in der Sporthalle abhalten konnten. Der dann folgende Satz brachte allerdings Klarheit.
„Dein spezieller Freund Werkes hat sich nämlich vor circa einer halben Stunde unten an der Bahnhofsbrücke mit seinem Auto an den Pfeiler geklebt.“

In mir erstarb in diesem Moment alles. Hunger, Durst, Gefühl und Hoffnung. Ich wollte nur noch von Tim wissen: „Tot oder noch lebend?“
„Keine Ahnung, aber ich kann Antje fragen. Die arbeitet schließlich im Krankenhaus.“
Zehn Minuten später dann die Nachricht, dass Jochen noch lebensfähig und auf dem Weg in die Uniklinik nach Homburg ist.
Meine Gier nach dieser Story erlosch wie die Glut unter dem Grill nach einem Schutt Wasser aus dem Plastikeimer. - Und trotzdem brachte ich sie.
Ich wusste überhaupt nicht mehr, wie ich womit umzugehen gedachte. Den Rückzug in die Sprachlosigkeit hatte ich mir mit der Veröffentlichung selbst verbaut. Am liebsten hätte ich mich dem mittelalterlichen Ritual des Teerens und Federns gestellt.
Doch erwachte bei kaum jemandem in der Stadt ein Interesse an einem solchen Spektakel. Stattdessen wurde die politische Enthauptung des Bürgermeisters gefordert. Ich blieb am Rande, ertrug nur schwer das Schulterklopfen und fragte mich ununterbrochen, was ich falsch gemacht hatte?
Zwei Wochen später stellte ich mein Auto auf einem der Parkplätze vor der Uniklinik ab. Klar hätte ich mich nach dem körperlichen Wohlergehen von Jochen auch bei dessen Familie erkundigen können, doch trieb mich der Wunsch, ihn endlich sehen zu können. Mich entschuldigen, etwas sagen oder einfach mal höflich anklopfen und das „Herein“ abwarten? Ich wusste es selbst nicht. Aber ich wollte ihn unbedingt sehen.
Vor der Intensivstation, wo ich nach einer wahren Odyssee endlich ankam, traf ich auf Petra, die Frau des Mannes, dem es gerade nicht sonderlich gutzugehen schien.
„Hier kannst du nicht rein. Nur seine Eltern und ich. Ergibt auch nicht viel Sinn, da er nicht wirklich ansprechbar ist.“
Ich war überrascht, in Petras Worten keine Wut oder Ekel gegenüber mir herausfiltern zu können. Nein, sie klang, wie sie auch aussah – furchtbar übermüdet.
„Wolfram, wenn du schon mal hier bist, kann ich mit dir zurückfahren? Dann erspare ich mir wenigstens den Zug.“
Auf der Heimfahrt bekam ich dann das zu hören, wovon ich keine Ahnung hatte, meine Selbstzweifel jedoch in keinerlei Hinsicht zerstreuen konnte. Der tragische Verlauf spielte sich zwar an ein und demselben Set ab, basierte allerdings auf zwei vollkommen unterschiedlichen Drehbüchern.
Im Hause Werkes junior schwebte seit geraumer Zeit der böse Geist einer scheinbar unvermeidlichen Scheidung, der sich mit jedem alkoholischen Vollrausch des Ehemanns immer weiter absenkte. Während die Ehefrau nicht ausschließlich besorgt um Zukunft mit ihrem Ehemann war, galt es für sie auch, die beiden Kinder möglichst unbeschadet durch die schwere Zeit zu navigieren.
Dass ich auch noch unangemeldet in das ungeordnete Leben ihres Ehemanns gestolpert war, davon hatte Petra überhaupt keine Ahnung. Nach dem Unfall war das Lesen einer Zeitung ohnehin nicht ihr Ding.

