Kröten und ihr Stuhl - und warum Füße schimmeln können

Pilzsaison

Im Herbst schießen in Österreich die Schwammerl und in Deutschland die Pilze aus dem Boden. Wie ist das in Holland? Bild: Pixabay / ekamelev

Die Kröte und ihr Stuhl

Klarer Fall, wenn der paddentrek vorbei ist, muss sich die Kröte irgendwo ausruhen. Wo ginge das besser als auf einem speziell gefertigten paddenstoel? Oder wie man auf Deutsch sagen würde: Auf einem Pilz! Das englische Wort toadstool ist euch vielleicht geläufig und bedeutet in etwa das gleiche wie paddenstoel.

Paddenstoelen haben jedoch leider die unangenehme Eigenschaft, meist einen Waldboden zu benötigen, weswegen die Pilzvielfalt, wie Österreich sie kennt, in den Niederlanden nicht so gegeben ist. Schlicht, weil es nicht so viele Wälder gibt. Die Kröte in der weiten niederländischen Ebene hat also einen weiten Weg zu ihrem Sessel, während die österreichischen Kröten mehr damit zu kämpfen haben, dass ihre Sitzplätze erbarmungslos von Schwammerlsuchern (zu Bundesdeutsch: Pilzsammlern) zweckentfremdet werden.

Folgte man den heurigen (für unsere deutschen Leser: diesjährigen) Nachrichten, konnten sich die Kröten im niederösterreichischen Waldviertel in den letzten Wochen nicht mal im militärischen Sperrgebiet des Allentsteiger Truppenübungsplatzes eines paddenstoels sicher sein!

Die Niederländer begegnen dem Problem der Schwammerlknappheit im Allgemeinen mit Importen und Zuchtpilzen. Im Allgemeinen ist es der Champignon, der auf der Speisekarte landet. Als Kröte sollte man daher eher in eine Pilzzucht einbrechen, wenn man sich mal gerne hinsetzen möchte.

Was ist mit den anderen Pilzen?

In Biologie haben die meisten von uns irgendwann gelernt, dass Pilze nicht wirklich Tiere und auch nicht wirklich Pflanzen sind. Das was – sofern genießbar – als „Schwammerl“ auf unseren Tellern landet (oder im Niederländischen als paddenstoel unter den Hintern der Kröten), sind in jedem Fall nur die ausgebildeten Fruchtkörper, während sich die eigentliche Party unterirdisch abspielt.

Das Deutsche unterscheidet des Weiteren den Hefe- und den Schimmelpilz und meint im Groben mit Hefepilzen jene Formen, die dafür sorgen, dass das Brot beim Backen aufgeht (in Österreich: „Germ“) und das Bier vernünftig fermentiert. Während es davon auch pathogene Spezies gibt - also solche, die uns krank machen und gegebenenfalls auch Gifte produzieren, weswegen wir angeschimmelte Stellen nicht wegschneiden, sondern immer das ganze Ding entsorgen sollten (kleiner Hinweis von den Expertinnen) - wollen wir’s im Rahmen dieses Artikels bei den beliebteren Formen lassen. Diese Pilze heißen offiziell im Niederländischen gist.

Der Schimmelpilz heißt auch im niederländischen Sprachraum schimmel. Wir stellen uns dabei landläufig die „flauschigen“ Formen vor, die in grün oder blau auf vergessenen Lebensmitteln prangen und fröhlich ihre Sporen weiterverbreiten. Der verwirrende Teil ist jedoch, dass alle Pilze im Niederländischen als Sammelbegriff schimmels heißen. Also auch „Schwammerl“ und auch die Bäckerhefe. So ist das Centraal Bureau voor Schimmelcultures (eine Art Stammsammlung für Pilze für die Wissenschaft) keinesfalls nur für Schimmelpilze zuständig und kann eine schimmelinfectie durchaus eine Infektion mit einem Hefepilz sein. Fußpilz heißt beispielsweise voetschimmel, unabhängig davon was er eigentlich ist.

Der Vollständigkeit halber: Für paddenstoelen kennt das Holländische übrigens auch das Wort zwammen (Schwämme), das dem deutschen Wort wieder recht ähnlich ist.
Und das grau-weiße Pferd ist auch auf Niederländisch ein schimmel!

Lektion des Tages:

Sommige schimmels zijn paddenstoelen - Einige Pilze sind Pilze ... Nicht alles was im Holländischen Schimmel heißt ist schimmlig im deutschen Sinn des Wortes! Und manches davon ist so groß, dass es sich eine Kröte drauf gemütlich machen kann!