Werte Steemis,
aus der Reihe „Lachende Literaten“ und nach all der Schaffenskraft, die ich für euch leiste, muss ich mir eine kurze, erholsame Auszeit gönnen, damit ihr euch in dieser Zeit nicht langweilt, bekommt ihr selbstverständlich, ermunternden Lesestoff geboten.
Heute für euch - David Kalisch „Der deutsche Gelehrte“.
Kritik: ruht – wenn ich ruhe
David Kalisch
Der deutsche Gelehrte
Sei gepriesen, Herr der Erden!
Sei gepriesen, Weltenlenker!
Ließest mich Gelehrter werden,
Machtest mich zum tiefen Denker.
Im Gebiete der Scientien
Bin ich Herrscher, bin ich Meister;
Und ich kenn' die Ingredientien,
Um zu bannen alle Geister.
Durch die Regeln der Algebra
Weiß ich alles, was versteckt ist;
Ja, ich weiß, warum das Zebra
Lang gestreift und nicht gefleckt ist.
Und ich weiß, warum Gazellen
Nur behornt und nicht beflügelt;
Ja, warum die Hunde bellen,
Hab' ich auch schon ausgeklügelt.
Und warum so dumm der Gimpel
Und das Beutelthier bebeutelt,
Hab' ich längst schon klar und simpel
Mir durch Scharfsinn ausgedeutelt.
Weßhalb launisch alle Frau'n sind,
Weiß ich; und ich weiß nicht minder,
Weßhalb alle Flöhe braun sind
Und die Löwen keine Rinder.
Was bis jetzt sich zugetragen,
Weiß ich alles auf's perfektste,
Und getrau mir auch zu sagen
Von der Zukunft das Verstecktste.
Eines aber macht mich dämlich;
Eines aber macht mich stutzen!
Ach, vergebens such' ich nämlich,
Was die Gegenwart soll nutzen.
Quelle: http://gutenberg.spiegel.de/buch/schlagschatten-7108/36
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