Es gibt ja wilde Spekulationen über die Einnahmen von YouTubern. Von "die verdienen so gut wie nichts" bis "die sind gestopft" gibt es etliche Meinungen darüber. Wie die Zahlen wirklich aussehen, weiß man aber in der Regel nicht.
Daher möchte ich euch dies gerne einmal anhand eines Beispiels zeigen. Ob das nun meine Zahlen sind sei dahingestellt, für ein Beispiel sind sie ausreichend.
Die Daten sind natürlich nicht unbedingt auf alle Kanäle bei YouTube anwendbar, geben aber einen Aufschluss darüber, in welche Richtung das geht. Man kann ja grob hochrechnen, da man die Anzahl der Aufrufe auf einem Kanal öffentlich einsehen kann.
Wie monetarisiert man seine Videos?
Um seine eigenen Videos zu monetarisieren gibt es verschiedene Möglichkeiten. Es gibt etliche Anbieter, die einem Werbung bei YouTube verkaufen wollen. Diese Anbieter nennt man Multi-Channel-Networks. Ein bekanntes Netzwerk wäre in dem Fall AdSense. Daneben gibt es noch etliche andere, wie beispielsweise auch das Disney Digital Network. Diese Netzwerke unterstützen ihre Mitglieder auch bei vielen anderen Dingen, entscheidend ist aber natürlich, wie immer, die Kohle.
Die Netzwerke unterscheiden sich in der Höhe der Einnahmen, die sie einbehalten. Wo AdSense beispielsweise nur 55% der Brutto-Einnahmen an den Kanalbetreiber auszahlt, sind es bei Disney immerhin 70%. Dafür muss man bei Disney jedoch auch einen 2-Jahres-Vertrag abschließen. Es gibt natürlich auch andere Netzwerke, die einem keine Laufzeit und 90% der Einnahmen lassen, wie beispielsweise UnionForGamer, das Netzwerk von Curse Gaming.
Wichtig hierbei ist zu erwähnen, dass YouTube eine Hilfe hierbei vollkommen ausschließt. Ist man einmal in einem Netzwerk, kündigt und der Betreiber reagiert auf die Kündigung nicht, hat man ausschließlich über den Rechtsweg eine Chance. Der Rechtsweg wird meist dadurch noch erschwert, dass sich die Netzwerke im Ausland befinden. Daher ist eine Auswahl des Netzwerkes keine leichte Aufgabe und sollte auch nicht leichtfertig getroffen werden.
Die Einnahmen
Zuerst mal ein kleiner Überblick. Wir beginnen mit dem zweiten Halbjahr von 2017:
Wir erkennen hier, dass alle Videos zusammen aus diesem Kanal innerhalb der zweiten Jahreshälfte rund 2,4 Mio mal aufgerufen wurden und insgesamt Werbeeinnahmen von 2.300 $ generiert haben. Unter "Geschätzte monetarisierte Wiedergaben" sieht man jedoch, dass nicht jeder Aufruf auch Einnahmen generiert hat. Das kann ganz unterschiedliche Gründe haben. Etliche Besucher benutzen mittlerweile einen AdBlocker, wodurch die Werbung nicht angezeigt wird und damit auch die Einnahmen nicht stattfinden. Gleichzeitig war aber vielleicht auch nicht genug Werbung zum Anzeigen vorhanden. Je nach Bereich und Zielgruppe muss es natürlich auch einen Werbenden geben. Gibt es diesen nur in begrenzter Anzahl, kann natürlich nicht jeder Aufruf auch eine Werbung anzeigen. Das hängt natürlich stark von euren Videos und der Kategorie ab, in welche eure Videos eingeordnet werden.
Anhand der Zahlen könnte man nun denken, dass 1.000 Aufrufe einem Dollar entsprechen. Gemessen an den monetarisierten Aufrufen sind es 5,09 $ je 1.000 Aufrufe.
Zu beachten ist, dass die Einnahmen in US Dollar und Brutto-Einnahmen sind. Entscheidet man sich aufgrund der Laufzeit und der prozentualen Abgaben für das UnionForGamer Netzwerk, müssen von den Einnahmen nochmals 10% abgerechnet werden, um die Netto-Umsätze zu erhalten, die man letztlich bekommt. Bei Disney wären das, wie oben erwähnt, 30% Abzüge und bei AdSense sogar 45%.
Da es unterschiedliche Arten der Werbeeinblendungen bei YouTube gibt, sind Statistiken vorhanden, die einem zeigen, welche Art welchen Anteil an den Einnahmen hat. In diesem Beispiel sieht das dann so aus:
Auch unterschieden wird zwischen Werbeeinnahmen und Anteilen von YouTube Premium Mitgliedern. Diese zahlen monatlich einen Beitrag, um Videos ohne Werbung anschauen zu können. Diese Beiträge werden zum Teil anteilig an den Gesamtaufrufen des jeweiligen Nutzers an die Videoersteller ausgeschüttet. In diesem Fall sieht das wie folgt aus:
Copyright Wahnsinn
Wer sich jetzt motiviert fühlt und denkt, die Kohle bei YouTube würde nur so sprudeln, möchte ich ein wenig auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Das Copyright System von YouTube funktioniert in einem erschreckenden Ausmaße mittlerweile. Selbst kleinste Songschnipsel oder ein kurzes Bild sind ausreichend, um eure Monetarisierung des Videos an den Eigentümer zu übertragen. Das bedeutet, ihr nehmt beispielsweise eine Spielsequenz von Super Mario World auf dem Super Nintendo auf und packt dieses Video auf euren Kanal. YouTube wird das Spiel sofort erkennen und euch einen solchen Hinweis schicken:
Euer Video ist weiterhin verfügbar, generierte Einnahmen gehen jedoch an den Anspruchsteller. Großartig wehren kann man sich dagegen nicht. Auch bei einem Irrtum, wie es sehr häufig passiert, hat man grundsätzlich kaum eine Chance. Nicht selten bekommt man solche automatisierten Hinweise von Anspruchstellern, von denen man nie zuvor gehört hat. Ein paradoxes System, welches zwar auf der einen Seite verständlich ist, da der Eigentümer sein Inhalte schützen möchte, auf der anderen Seite jedoch nicht zweifelsfrei funktionieren kann. Was wäre, wenn die erste Hälfte meines Videos von Super Mario World handelt, die zweite Hälfte jedoch von Sonic?
Wie auch immer, als Betreiber seines Kanals gibt man nach, alleine schon, weil man keine Wahl hat.
Fazit
Man sieht, mit der richtigen Zielgruppe und einem hohen Anteil von monetarisierten Aufrufen ist bei YouTube eine Menge Geld zu holen. Dafür auf der anderen Seite aber auch eine Menge an Zeit zu investieren. Dennoch sollte man sich immer vor Augen halten, was hinter einem Video steckt, nämlich die Absicht Geld zu verdienen. Ihr schaut das Video und der Ersteller erhält Geld. Sein Interesse ist also damit gedeckt.
Daneben gibt es natürlich auch weitere Einnahmen, die mittlerweile normal sind. Die Kanalbetreiber erhalten Geschenke und Bezahlung für bestimmte Videos oder das Vertreten von bestimmten Meinungen. Die Reichweite wird genutzt, um Produkte oder Überzeugungen zu verbreiten, indem man die Darsteller bezahlt, wie es im Fernsehen ebenso üblich ist. Ist euer "Star" bei YouTube also von etwas völlig begeistert, könnt ihr sicher sein, dass er dafür auch gut bezahlt wurde!