Fünf Stockwerke weiter unten, hinter der von Fingerabdrücken fettfleckigen Scheibe, erfreuten sich die Menschen ihres Daseins. Es war ein sonniger Herbsttag und auf der von Eichen und Weiden bestandenen Grünfläche im Hof warfen Kinder rot und gelb gefärbte Blätter freudejauchzend in die Luft. Andere ließen selbstgebaute Drachen oder bunt schillernde Seifenblasen in die Luft aufsteigen. Der Wind machte diese erlesenen Schätze im Sonnenschein tanzen und zauberte ein Lächeln auf die kleinen, unbeschwerten Gesichter. Waren sie dann vom wilden Toben ermattet, legten sie sich auf farbenfrohe Picknickdecken und wurden von ihren Müttern mit Obst und anderem Naschwerk verwöhnt. Manche ließen sich auch nebst ihrer Großeltern auf kleinen von der Sonne beschienenen Holzbänken nieder und wurden ebenfalls mit einem süßen Happen bewirtet.
Sie saß bereits seit Stunden am Fenster und hatte doch das bunte Treiben bisher keines Blickes gewürdigt. Die Augen geöffnet, die Wange an die kühle Scheibe gelehnt, schaute sie ins Leere. Was gab es da unten denn auch zu sehen? Nichts. Was bot ihr dieses vom Zufall zusammengewürfelte Panorama anderes als eine weitere schmerzliche Illustration der Grenze zwischen ihr und der Welt. Wie sie sich ihres Lebens und anderer Trivialitäten freuten. Liebe, Geld, Schönheit, Status –alles hohle, vergängliche Werte und doch schien dies das Einzige zu sein, was einem Menschen die Aussicht auf Glück bot. Sie empfand kein Glück. Schließlich interessierten sie diese Dinge nicht. Einst war sie ihnen nachgejagt, wie all die anderen, doch heute konnten diese Illusionen sie nicht mehr fesseln. Sie würde sich nicht mehr täuschen lassen. Heute verlangte es ihr nach mehr und dort draußen gab es nichts mehr für sie zu holen.
Den Anfang für diese Geschichte habe ich bereits vor ein paar Jahren geschrieben. Jetzt möchte ich sie weiterschreiben. Ich hoffe der Einstieg hat euch gefallen.
Hier gehts weiter mit Teil 2 :)