
Wie ihr wisst, habe ich Jura studiert und befinde mich aktuell im Referendariat.
Das ist die letzte Hürde um Richter, Anwalt oder Staatsanwalt werden zu können. Es endet mit der erfolgreichen Absolvierung des zweiten Staatsexamen. Dieses Examen besteht aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil. Besteht man den schriftlichen Teil, wird man zur mündlichen Prüfung zugelassen. Die Mündliche Prüfung hatte ich in einem der letzten Beiträge etwas näher vorgestellt.
Im Februar habe ich den schriftlichen Teil der Prüfung hinter mich gebracht. Insgesamt waren das sieben Klausuren in einem zeitraum von zwei Wochen.
- 3x Zivilrecht (davon 1x Zwangsvollstreckungsrecht)
- 2x Strafrecht (Üblicherweise 1x Anklageschrift und 1x Revision)
- 2x Öffentliches Recht
Die dauerten jeweils 5 Stunden und konnten am Laptop geschrieben werden. (Natürlich nicht am Eigenen 😂). Dabei bekommt man jeweils eine Akte und muss diese dann aus Sicht eines Richters, eines Anwalts, eines Staatsanwalts oder einer Behörde bearbeiten und üblicherweise ein Urteil, einen Beschluss, eine Klage bzw Klageerwiderung, ein Gutachten oder sonst etwas fertigen. Je nach Aufgabenstellung.
Dazu hat man einen ganzen Koffer an Büchern dabei. Bei mir waren das rund 20kg an Büchern. 3 Dicke Gesetzesbände (Sartorius und Habersack nebst Ergänzungsband) ein Landesgesetz, eine Europarechtsammlung und 3 Kommentare im Zivilrecht (Zöller, Putzo und Palandt), sowie jeweils 2 Kommentare im Straf- und Ö-Recht (Fischer + Meyer Goßner Schmidt und Kopp/Schenke + Kopp/Ramsauer). Die Kommentare sind Bücher zu einzelnen Gesetzen wie dem STGB oder der ZPO in denen zu jeder Vorschrift genaue Informationen. Sie sollen uns Juristen Helfen die Gesetze anzuwenden. Das klappt mal mehr mal weniger gut 😅.



(Hier fehlen jetzt noch 3 Bücher, die ich grade nicht vor Ort habe.
Zusätzlich noch die eigene Tastatur, die man mitbringen darf - natürlich nur von einer bestimmten Marke - und natürlich Verpflegung für 5 Stunden.
Üblicherweise ließt man dann 1h den Sachverhalt (die Akte), erstellt sich 1,5h die Lösungsskizze und formuliert dann in der restlichen Zeit alles aus. Die Zeit ist immer der größte Feind in den Klausuren. Vor allem in den Strafrechtsklausuren, weil die mit einer Vielzahl verwirklichter Delikte und verschiedener Tatkomplexe vollgestopft werden.
Jetzt kamen nach quälenden VIER Monaten Wartezeit endlich die Ergebnisse online. Vier Monate in denen man sich Gedanken machen kann, was man alles falsch gemacht hat und das man ja zu 100% durchgefallen sein muss. Und wie soll man dann eigentlich weitermachen? Wiederholen oder was anderes machen? 😫🙈🤦♂️😥😦.
Ich muss mir diese Frage jetzt nicht mehr stellen, denn ich habe die schriftliche Prüfung bestanden!
Damit habe ich die Zulassung zur mündlichen Prüfung, auf die ich mich natürlich schon länger vorbereite, aber jetzt bin ich endlich frei. Frei von den Gedanken, die immer dunkler wurden und ich bin zufrieden mit meinen Noten - Auch wenn das Thema Noten in der Juristischen Ausbildung einen eigenen Artikel verdienen würde.
Ich bin sehr froh, diesen Klausurenwahnsinn endlich hinter mir lassen zu dürfen. Das kann ich noch gar nicht richtig realisieren. Es ist einfach wunderschön! Selbst wenn ich für den Fachanwalt nochmal Klausuren schreiben muss, wird der Druck nie wieder so groß sein wie beim ersten und beim zweiten Examen!
Dieses schöne Gefühl wollte ich einfach mal mit euch teilen. 😊
Jetzt kann ich mich in Ruhe auf den mündlichen Teil vorbereiten und mir schon einmal Gedanken machen in welche Richtung ich mich spezialisieren will. Vorschläge?
